Zunfthäuser zu Ober- und Niederschuhmachern
Die Zunfthäuser von Schuhmachern und Gerbern standen in nächster Nachbarschaft zueinander an der Gerechtigkeits- und Marktgasse.
An zentraler Lage liessen sich zu Beginn des 15. Jahrhunderts auch die beiden Gesellschaften der Ober- und Niederschuhmachern nieder. Das Zunfthaus zu Niederschuhmachern wird 1434 neben dem Wohnhaus des Stadtweibels Rudolf Krummenacher an der nördlichen Gerechtigkeitsgasse erwähnt.[1] Bereits zwischen 1424 und 1427 hatten die Oberschuhmachern ihr neues Zunfthaus ein paar Häuser westlich von Obergerbern (Zunfthäuser zu Mittellöwen, Ober- und Niedergerbern) errichten lassen.[2] Nach der überlieferten Baurechnung besassen die obren meister der schuomacher bereits vor 1424 ein Gebäude an der südlichen Marktgasse, das direkt an das neu errichtete Haus stiess und die Schuhmachern 1425 für 170 Pfund an Peter Tüdinger von Schüpfen verkauften.[3] Der Verkaufserlös schien für den Neubau verwendet worden zu sein. Die Schuhmacher konnten die Bauarbeiten trotzdem nur mit Hilfe einer speziellen Bausteuer und dank mehrwöchigen Fronarbeiten der Stubengesellen finanzieren (Vermögensstruktur von Handwerkerschaft und Zünften). Bei der Vereinigung der beiden Schuhmacherstuben 1462 brachte der Verkauf des niederen Zunfthauses nur gerade etwa 110 Gulden Einnahmen. Das untere Zunfthaus dürfte deshalb vergleichsweise bescheiden konstruiert gewesen sein.
Roland Gerber, 17.02.2018
[1] Ruedi Krummenacher und Adelheid seine Ehefrau verkaufen ihr Haus an der Marktgasse [meritgassen] in der Kreuzgasse [crützgassen] sonnenhalb zwischen den Häusern und Hofstätten des (Abts) von Trub und der Schuhmacher Gesellschaft um 158 Rheinische Gulden an Hermann Bertschi, Burger und wohnhaft zu Bern; Urkunde Stadtarchiv Bern vom 4. Okt. 1434.
[2] Ernst Trechsel: Die Gesellschaft zu Schuhmachern, in: Berner Taschenbuch (1878), S. 54-56.
[3] Ebda., S. 75-78.