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Zunfthäuser zu Ober- und Niederpfistern

Die Bäcker verlegten ihre Verkaufsbänke für Brot im 15. Jahrhundert in neue Zunfthäuser an der Gerechtigkeits- und Kramgasse.

Wie die Metzger liessen sich auch die Bäcker in Nachbarschaft ihrer Gewerbehäuser (Fleisch- und Brotschalen) an Kram- und Marktgasse nieder. In besonders repräsentativer Lage nördlich des Zeitglockenturms gegenüber dem ehemaligen Stadtgraben befand sich das Zunfthaus zu Oberpfistern.[1] Das Gebäude fiel im Mai 1405 dem grossen Stadtbrand (Grosser Stadtbrand von 1405) zum Opfer. Nach der Brandkatastrophe wurde das Zunfthaus neben der frei gelassenen Durchfahrt für Wagen neben dem Zeitglocken neu errichtet. Bis 1413 verlegten die Bäckermeister dann auch die während des Stadtbrands verbrannte Obere Brotschal (Obere und Niedere Brotschal) an der Marktgasse ins Erdgeschoss des neuen Zunfthauses, während sie im Obergeschoss ihre Zunftstube einrichteten.[2] Die Lage am oberen Abschluss der Kramgasse und an der Ostseite des neu aufgeschütteten Platzes bildete einen idealen Standort für den Bau eines repräsentativen Gesellschafts- und Gewerbehauses. Aus der Schenkung eines jährlichen Hauszinses an den Bau des Münsters (Münster) geht hervor, dass das Zunfthaus zu Oberpfistern um die Mitte des 15. Jahrhundert wenigstens teilweise noch aus Holz bestanden haben dürfte.[3]

Die Fischer verweigern den Bäckern der Kauf ihres Zunfthauses

Nach dem Abbruch der Niederen Brotschal 1468 verlegten auch die in der Unterstadt ansässigen Bäckermeister ihre Verkaufsbänke ins Erdgeschoss ihres Zunfthauses an der Gerechtigkeitsgasse.[4] Bereits 1471 beschlossen die Niederpfistern jedoch, sich künftig drei Häuser weiter westlich an der Kreuzgasse zu versammeln. Die von den Bäckern angestrebte Verlegung ihres Gesellschaftshauses ins Eckhaus an der oberen Gerechtigkeitsgasse konnte jedoch trotz der Unterstützung des Rats nie durchgeführt werden. Die dort ansässigen Schiffleute (Zunfthaus zu Schiffleuten) dürften sich mit gutem Grund geweigert haben, ihr repräsentatives Zunfthaus gegen die minimale Abfindung von 40 Gulden an die Bäcker abzutreten.[5] Die Niedere Pfisterngesellschaft blieb somit bis zu ihrer Vereinigung mit den Oberpfistern 1578 an ihren angestammten Platz an der nördlichen Gerechtigkeitsgasse bestehen.

Roland Gerber, 17.02.2018



[1]    Philipp Thormann: Die Gesellschaft zu Pfistern in Bern, Bern 1966, S. 6; sowie Peter Genner: Die burgerlichen Gesellschaften der Stadt Bern, Separatdruck aus «Der Bund», Bern 1978, S. 13.

[2]    SSRQ Bern I/2, Nr. 267, S. 123f.

[3]    Me hett Hans Schuetz gewert von sins vetter Thoman Breantschis seligen wegen, als er dz Niclauwsen dem Glaser an guelten uff der obren phistren holtzinem hus, so obnen an der zitglogken lit; St. Vinzenzenschuldbuch von 1448, Stadtarchiv Bern, SAB_A_4_1, fol. 18r.

[4]    Paul Hofer: Die Gesellschaftshäuser und Gaststätten in Bern (unveröffentlichtes Manuskript zu Kdm Bern VI in der Bibliothek der kantonalen Denkmalpflege), Bern 1964-1966.

[5]    Karl Howald: Die Gesellschaft zu Schiffleuten, in: Berner Taschenbuch (1874), S. 315.

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