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Zunft- und Gewerbeanlagen

Die wichtigsten Zunft- und Gewerbeanlagen befanden sich an der zentralen Kram-, Gerechtigkeits- und Marktgasse.

In der Stadt Bern befanden sich mehrere Gebäude und Anlagen, die als Produktions- und Verkaufsorte von Waren, als Zollstätten oder als Versammlungs- und Trinklokale von Handwerkern und Kaufleuten genutzt wurden.[1] Eine günstige Wirtschafts- und Verkehrslage wiesen seit der Gründungszeit insbesondere die Kram- und Gerechtigkeitsgasse sowie seit 1255 die westlich an den Zeitglockenturm stossende Marktgasse auf.[2] Als breite Gassenmärkte angelegt waren sie gleichermassen Marktplatz (Märkte) wie Durchgangsstrasse. Durch alle drei Gassen floss seit der Stadtgründung der Stadtbach (Stadtbach), die älteste und wichtigste Gewerbeanlage Berns. An der Kram-, Gerechtigkeits- und Marktgasse entstanden im Verlauf des 14. Jahrhunderts mit dem städtischen Kauf- und Zollhaus (Kauf- und Zollhaus), den vier Brot- und Fleischschalen (Fleisch- und Brotschalen) und dem Gerbhaus (Gewerbehaus der Gerber) die wichtigsten Markt- und Gewerbebauten der spätmittelalterlichen Stadt Bern. Auch die Zünfte erwarben ihre Versammlungslokale (Zunft- und Gesellschaftshäuser) seit der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts mit Ausnahme der Zimmerleute alle an den zentral gelegenen Strassenmärkten. Direkt von der Kram- und Marktgasse aus erreichbar waren auch die Tuchlaube vor dem Franziskanerkloster (Tuchlaube bei den Franziskanern) und der nach 1326 angelegte Gerberngraben (Entstehung spezieller Gewerbebezirke).

Gewerbliche Nutzungen am Stadtrand und vor den Stadtmauern

Weitere Gewerbetriebe wie Schleif-, Korn- und Sägemühlen, Stampfen, Färbereien und Tuchwalken standen am untersten der Aare zugewandten Teil des Stadtbachs sowie im Bereich der drei Mühlekanäle in der Matte (Mattenmühlen  und Aareschwelle). Ihr Betrieb war von fliessendem Wasser abhängig. Eine wichtige ökonomische Bedeutung für die Stadtbevölkerung besassen darüber hinaus die genossenschaftlich genutzten Viehweiden westlich und östlich der Stadt sowie die Wälder Bremgartenwald und Forst (Allmenden und Wälder).

Roland Gerber, 17.02.2018



[1]    Vgl. dazu auch Eberhard Isenmann: Die deutsche Stadt im Spätmittelalter 1250-1500. Stadtgestalt, Recht, Stadtregiment, Kirche, Gesellschaft, Wirtschaft, Stuttgart 1988, S. 55-63.

[2]    Die heutige Kram- und Gerechtigkeitsgasse hiess bis zum 18. Jahrhundert vicus fori oder obere und untere meritgasse; FRB/5, Nr. 487, S. 525f. (13. November 1326). Zur baulichen Entwicklung dieser beiden Gassen vgl. Kdm Bern II, S. 66-115 und 242-280.

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