Innere Neustadt
Die Innere Neustadt war die erste Stadterweiterung Berns nach Westen und wurde von Bürgerschaft und Rat nach 1255 in Angriff genommen.
Die Innere Neustadt ist die erste Stadterweiterung Berns nach Westen (Erste Stadterweiterung nach 1255). Diese nahmen Bürgerschaft und Rat nach 1255 unter der Stadtherrschaft Graf Peters II. von Savoyen in Angriff.[1] Das Stadtquartier (Stadtquartiere) zählte 1389 etwa 264 Wohnhäuser. Dies entsprach knapp 17 Prozent des städtischen Hausbestands. Sicher nachweisen lassen sich zudem rund 55 Ställe und verschiedene Gärten, die sich im Nordwesten der Neustadt an der Zeughausgasse (vor den predyeren) sowie im Bereich Amthausgasse (schinchengasse) und Kochergasse (judengasse) befanden. Die Längsausdehnung der Inneren Neustadt mass rund 250 Meter, während die Breite zwischen 250 und 300 Meter betrug.[2] Rund ein Drittel der Wohnhäuser dieses Stadtquartiers stand 1389 an der Marktgasse (in der alten nuwenstat), die heute noch durch die beiden Stadttore des ersten und zweiten Mauerrings des Zeitglocken- und Käfigturms abgeschlossen wird. Die als breiter Gassenmarkt angelegte Marktgasse (Märkte) ist die westliche Verlängerung der Kram- und Gerechtigkeitsgasse und wird im Norden durch die parallel verlaufende Zeughausgasse und im Süden durch die Amthaus- und Kochergasse begleitet. Im Unterschied zu den langgezogenen Strassenzügen der Zähringerstadt (Zähringerstadt) wurde in der Inneren Neustadt nur die zentrale Marktgasse von durchgehenden Häuserzeilen gesäumt. Im Norden und Süden des nach 1255 ummauerten Stadtgebiets verhinderten die ausgedehnten Immunitätsbezirke des Dominikaner- und Inselklosters (Klosterkirchen der Dominikaner und Dominikanerinnen), dass eine grössere Zahl von Wohnhäusern gebaut werden konnte.
Die Befestigungsanlagen (Stadtbefestigungen) der nach 1255 erbauten Inneren Neustadt sind mit Ausnahme des Käfigturms, der im 17. Jahrhundert vollständig neu aufgeführt wurde, weitgehend verschwunden.[3] Sowohl das Frauentor am oberen Ausgang der Zeughausgasse als auch das Judentor an der Kochergasse wurden im 17. Jahrhundert abgebrochen. Der südliche Zugang zur Inneren Neustadt, das Untere Marzilitor, musste am Ende des 18. Jahrhunderts ebenfalls einem klassizistischen Neubau weichen.[4] Heute wird die Innere Neustadt im Osten durch den Kornhaus-, Theater- und Casinoplatz, im Westen durch den Waisenhausplatz (tachnagler graben) und den Bärenplatz begrenzt. Die neben dem Schützengässlein (predier gesli) wichtigsten Quergassen sind die dem Verlauf der zweiten Westbefestigung folgende Waaghausgasse (an der mittleren ringmure, seit 1405 bi der nuwen kebien) und das Käfiggässlein (an der ringmure bi dem roten hus).
Roland Gerber, 10.02.2018
[1] Richard Feller: Geschichte Berns, Bd. 1: Von den Anfängen bis 1516, Bern 1946, S. 43-56.
[2] Kdm Bern I, S. 26-28.
[3] Ob der so genannte Holländerturm am heutigen Waisenhausplatz ebenfalls zu den Wehranlagen des 13. Jahrhunderts zu zählen ist, kann nicht mit Sicherheit gesagt werden; Markus F. Rubli: Holländerturm Bern. Die Entstehung der Stadt Bern in Bildern, Bern 1994.
[4] Kdm Bern I, S. 77-82.