Niederes Spital
Das Niedere Spital wurde 1307 von Bürgerschaft und Rat gestiftet.
Das Niedere Spital war im Unterschied zum 1233 gegründeten Heiliggeistspital (Oberes Spital) eine rein städtische Stiftung. Die Bürgerschaft und Rat errichteten das Spital im Jahr 1307 rittlings über den gegen die Aare fliessenden Stadtbach (Stadtbach) zwischen zwei steinernen Brücken am unteren Ausgang der Post- und Gerechtigkeitsgasse.[1] Das Gebäude beherbergte neben Pfründnern auch mehrere Pflegeplätze für Kranke, wobei das Spital bei der Krankenpflege durch die dem Niederen Spitalmeister unterstellten Beginen (Beginenhäuser) an der Junkern- und Herrengasse unterstützt wurde. Mit der Aufschüttung des ehemaligen Burggrabens und dem Einbezug des Nydeggstaldens (Nydeggstalden) ins Stadtgebiet veränderte sich auch die städtebauliche Situation des Niederen Spitals, das seine ursprüngliche Randlage verlor. Der Rat beschloss deshalb, dass bestehende Gebäude aufzugeben und 1335 vor die Stadtmauern auf den Boden der Kirchgemeinde Muri zu verlegen. Als Baugrund wies er dem neuen Spital verschiedene Äcker und Gärten südlich des Untertors zu, deren Besitzer die Bauherren (Bauherren) anhielten, ihre Grundstücke gegen einen vom Rat festgelegten Tarif an den Spitalmeister zu verkaufen.[2]
Spitalkapelle mit Friedhof
Neben dem Spital liess der Rat eine Kapelle mit dazugehörigem kleinen Friedhof errichten. Beides wurde 1344 geweiht. Bereits 1335 hatte der Spitalkaplan von den Augustinerchorherren von Interlaken, den Patronatsherren der Pfarrei Muri, das Recht erhalten, den Insassen des Spitals die christlichen Sakramente zu spenden. Um die Stiftungstätigkeit von Bürgerinnen und Bürgern zu fördern, vergabte der Rat 1340 nach dem Sieg vor Laupen (Laupenkrieg von 1339/40) eine ewige Messe an das ausserhalb der Stadtmauern gelegene Spital, die jedes Jahr am St. Magdalenentag (22. Juli) von den dortigen Priestern begangen werden sollte.[3] Die Spitalkapelle wurde wie alle städtischen Stiftungen durch den Deutschen Orden betreut, der im Niederen Spital um 1450 rund 7 Kleriker an insgesamt 5 Altären unterhielt. 1457 zählte das Spital 100 Betten, deren Zahl der Rat 1462 im Zuge der in diesem Jahr durchgeführten Reorganisation des städtischen Krankenwesens auf höchstens 80 Pflegeplätze beschränkte.[4]
Roland Gerber, 17.02.2018
[1] Gottlieb Studer (Hg.): Die Berner Chronik des Conrad Justinger, Bern 1871, Nr. 460, Nr. 71, S. 41; sowie Hans Morgenthaler: Bilder aus der älteren Geschichte der Stadt Bern, Bern 1935 (2. Auflage), S. 147f.
[2] FRB/6, Nr. 219, S. 209f. (14. August 1335).
[3] Gottlieb Studer (Hg.): Die Berner Chronik des Conrad Justinger, Bern 1871, Nr. 460, Nr. 145, S. 101.
[4] SSRQ Bern I/1, Nr. 218, S. 137f.