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Lange Bauzeit und hohe Kosten

Bauunterbrüche, Planänderungen und die Berufung auswärtiger Baufachleute machten das Rathaus zum teuersten profanen Gebäude der Stadt Bern während des Mittelalters.

Für viel Kritik sorgte auch die lange Bauzeit von 1406 bis 1417 und die aussergewöhnlich hohen Baukosten des Rathauses (Rathaus) von über 12‘000 Goldgulden.[1] Als Grund für die hohen Aufwendungen nennt Konrad Justinger den unerwarteten Tod des für den Rathausbau verantwortlichen Werkmeisters (Stadtwerkmeister) Heinrich von Gengenbach. Dieser stammte wie der für die Errichtung des Dachstuhls zuständige Zimmermeister Niklaus Hetzel aus Süddeutschland. Nach dem Ableben des Werkmeisters konnte der Rat den auswärtigen Baufachmann nicht einfach durch einen einheimischen Meister ersetzen. Das bereits aufgeführte Mauerwerk blieb deshalb über eine längere Zeit der Witterung ausgesetzt, wodurch es Schaden nahm. Neben der Abwesenheit eines leitenden Werkmeisters dürfte auch der plötzliche Tod des Schultheissen Ludwig von Seftigen Ende 1407 sowie die Auseinandersetzungen Berns mit den Grafen von Savoyen um die Herrschaft Oltigen 1410 bis 1412 zu grösseren Bauverzögerungen geführt haben. Erst nachdem es dem Nachfolger im Schultheissenamt Peter (V) von Krauchthal gelungen war, mit Meister Harimann einen neuen Steinwerkmeister nach Bern zu berufen, konnten die Bauarbeiten mit dem Versetzen der Steinsäulen im Erdgeschoss des Rathauses 1412 wieder aufgenommen werden. Anpassungen in der Bauausführung sowie das wachsenden Repräsentationsbedürfnis des Rats im Zusammenhang mit dem Besuch König Sigismunds von Luxemburg in der Stadt 1414 liessen die Baukosten jedoch weiter anwachsen. Kritik erwuchsen Schultheiss und Rat (Schultheiss und Rat) nicht zuletzt auch durch die Bewohner der Bern benachbarten Landgemeinden. Diese waren es überdrüssig, Frondienste zu leisten und eine scheinbar nicht endende Zahl von Wagenladungen an Holz und Steinen auf die Baustelle an der Kreuzgasse zu transportieren.

König Sigismund besucht 1414 die Stadt Bern

Als sich König Sigismund im Juli 1414 mit grossem Gefolge für drei Tage in der Stadt Bern aufhielt, war eine standesgemässe Bewirtung der hochrangigen Gäste in dem im Bau befindlichen Rathaus noch nicht möglich. Der Rat quartierte den König deshalb im geräumigen Dominikanerkloster (Klosterkirchen der Dominikaner und Dominikanerinnen) ein, wo ihm im Zimmer des Abts ein prunkvolles Schlafgemach hergerichtet wurde. Bis 1417 war der Dachstuhl des neuen Rathauses schliesslich fertiggestellt und mit Tonziegeln gedeckt, sodass Schultheiss und Rat ihre wöchentlichen Sitzungen in der kleinen Ratsstube im ersten Geschoss abhalten konnten. Direkt daneben befand sich die Burgerstube. In dieser versammelte sich der Rat der Zweihundert (Rat der Zweihundert). Dieser tagte nur wenige Male im Jahr und wurde vom regierenden Kleinen Rat jeweils für die Bestätigung wichtiger Beschlüsse wie Kriegserklärungen und Steuererhebungen oder bei Bündnissen mit ausländischen Fürsten zusammengerufen. Die wichtigsten ordentlichen Versammlungstermine des Rats der Zweihundert waren die Rechnungslegung der Landvögte und städtischen Amtsleute (Ratsämter und Behörden), die im Juni und Dezember stattfand, sowie die jährliche Ratserneuerung während der Osterfeiertage (Wahlprozedere an Ostern).

Roland Gerber, 10.02.2018



[1]    Die Züricher errichteten ihr Rathaus nach 1398 in nur drei Jahren für 9‘000 Gulden; Gottlieb Studer (Hg.): Die Berner Chronik des Conrad Justinger, Bern 1871, Nr. 296, S. 184.

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