Münzstätte
Die Münzstätte befand sich im 15. Jahrhundert an zentraler Lage direkt neben dem Rathaus.
In der städtischen Münzstätte wurden seit der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts die in Stadt und Landschaft Bern kursierenden Silbermünzen (Münze) geprägt.[1] Zuständig für die Münzprägung war der Münzmeister (Münzmeister). Dieser wurde von Schultheiss und Rat (Schultheiss und Rat) zu besonderen Bedingungen von ausserhalb der Stadt nach Bern berufen. Die Herstellung von Münzen fand bis zum Ende des 15. Jahrhunderts nicht kontinuierlich statt. Die Prägezeiten beschränkten sich jeweils auf wenige Jahre, während denen der Münzmeister nach den im Anstellungsvertag festgeschriebenen Vorgaben Münzgeld herstellte. Die wichtigsten Sorten waren einseitig geprägte Pfennige mit einem nach links schreitenden Bären (1225-1290), Zweier, Vierer und Angster (seit 1375), Plapparte (seit 1388), Fünfer (seit 1421), Dicken (seit 1483), Batzen und Gulden (seit 1492). Während die Zahl der hergestellten Silbermünzen während des 13. und 14. Jahrhunderts im Vergleich zu anderen Städten wie Basel und Zürich bescheiden ausfiel, übernahm Bern mit der Prägung des Dickens, Goldguldens, und Batzens am Ende des 15. Jahrhunderts eine Vorreiterrolle innerhalb der Eidgenossenschaft. Die verbündeten Orte machten sich die Erfahrung der bernischen Münzmeister zu Nutze und begannen nach deren Vorbild ebenfalls schwere Silbermünzen und Gulden auszugeben.
Münzstätte bietet verfolgten Personen Asyl
Über die Lage der städtischen Münzstätte während des 13. und 14. Jahrhunderts ist nichts bekannt.[2] Nach Ausweis des Tellbuchs von 1448 (Tellbuch von 1448) stiess die Münzstätte direkt an die Westseite des zwischen 1406 und 1417 am nördlichen Ausgaben der Kreuzgasse errichteten Rathauses (Rathaus). Die Münzstätte galt als eigener Rechtsbezirk (Stadtrecht). In diesem fanden verfolgte Personen Schutz vor willkürlichen Übergriffen der Stadtbewohner. In unmittelbarer Nähe der Münzstätte an der heutigen Postgasse befanden sich die Wohnhäuser norditalienischer Geldhändler (Lombarden und Kawertschen). Für sie bildeten die in der Stadt kursierenden Gold- und Silbermünzen die Grundlage für lukrative Wechselgeschäfte.
Roland Gerber, 28.12.2023
[1] Zum Folgenden vgl. Hans-Ulrich Geiger: Berns Münz- und Geldgeschichte im Mittelalter (Schriften des Bernischen Historischen Museums 12), Bern 2014, S. 21-104.
[2] Hans-Ulrich Geiger: Der Beginn der Gold- und Dickmünzenprägung in Bern. Ein Beitrag zur bernischen Münz- und Geldgeschichte des 15. Jahrhunderts (Archiv des Historischen Vereins des Kantons Bern 52), Bern 1968, S. 60.