Adlige schenken ihre Stadthäuser an die Klöster
Mehrere Wohnhäuser von Adligen an der Junkerngasse gingen bis zum Ende des Mittelalters in den Besitz geistlicher Orden über.
Neben den ökonomischen kamen den Stadthöfen auch wichtige politische und rechtliche Funktionen zu. Die Klosterhöfe waren in der Regel Udelhäuser, an denen die Rechte und Verpflichtungen der mit Bern verburgrechteten Klöster hafteten (Udelbesitz der Ausbürger). Die meisten auswärtigen Orden unterhielten zudem enge Kontakte mit den führenden stadtsässigen Adelsgeschlechtren, deren Angehörige sich seit dem 13. Jahrhundert in grosser Zahl in die benachbarten Klostergemeinschaften aufnehmen liessen. Verschiedene Liegenschaften vor allem in den wohlhabenden Wohngegenden der zähringischen Gründungsstadt (Zähringerstadt) gingen auf diese Weise als fromme Stiftungen in den Besitz geistlicher Institutionen über.
Die Orden verstanden es, ihre ursprünglich meist einfachen Stadthäuser durch den Kauf von Nachbarliegenschaften bis zum Ende des Mittelalters in repräsentative Klosterhöfe um- und auszubauen.[1] Die engen sozialen Kontakte zwischen Klostergemeinschaften und Berner Adelsfamilien hatten zur Folge, dass zahlreiche Gebäude vor allem in der südlichen Junkerngasse an geistliche Orden übergingen. Im 15. Jahrhundert befanden sich an dieser Gasse nicht weniger als sieben Stadthäuser im Besitz reich begüterter Klöster. Grosse ökonomische und politische Bedeutung kam den beiden Stadthöfen der Augustinerchorherren von Interlaken (Interlakenhaus) und der Zisterzienser von Frienisberg (Frienisberghaus) zu. Die Vorsteher dieser Klöster begleiteten wiederholt Gesandtschaften des Berner Rats und nahmen bei Verhandlungen mit adligen Herrschaftsträgern während des 13. und 14. Jahrhunderts die Interessen der Bürgerschaft wahr.[2]
Roland Gerber, 17.02.2018
[1] Heinrich Türler: Bilder aus Vergangenheit und Gegenwart, Bern 1896, S. 43.
[2] Der Abt von Frienisberg gehörte beispielsweise zu jener bernischen Gesandtschaft, die nach der Niederlage an der Schosshalde 1289 die schwierigen Friedensverhandlungen mit König Rudolf von Habsburg in Baden führte; Richard Feller: Geschichte Berns, Bd. 1: Von den Anfängen bis 1516, Bern 1946, S. 61f. Vgl. dazu auch die Gründungsurkunde des Bröwenhauses an der Junkerngasse, in der neben dem Schultheissen Johannes II. von Bubenberg auch der apt dez gotzhuses von Frienisberg und der probst dez gotzhuses von Inderlappen als Zeugen aufgeführt sind; FRB/5, Nr. 760, S. 811-871 (9. August 1331).