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Münsterplattform

Nach den Burgunderkriegen wurde die Plattform südlich der St. Vinzenzkirche erhöht und gegen Westen erweitert.

Zu einer vollständigen Neuorganisation des Baubetriebs am Münster (Pfarrkirche von St. Vinzenz) kam es nach den Burgunderkriegen, als der Rat 1479 beschloss, die seit 1334 durchgeführten Terrassierungen den Dimensionen des neuen Münsters anzupassen und die bestehende Plattform gegen Westen zu erweitern. Die bereits bestehenden Stützmauern sollten dabei bis auf die heutige Höhe hochgeführt und durch eine massive Böschungsmauer verstärkt werden.[1] Die Leitung dieser Baumassnahmen übertrug der Rat den städtischen Bauherren (Bauherren), welche die anfallenden Aufschüttungsarbeiten durch die zur Fronarbeit verpflichteten städtischen Handwerksgesellschaften (Politische Bedeutung der Zünfte) und die in der Nachbarschaft Berns lebende Landbevölkerung ausführen liess. Gleichzeitig wurden mehrere Klöster angewiesen, sich mit jährlichen Stein- und Holzfuhren am Bau der neuen Münsterplattform zu beteiligen. Obwohl der grösste Teil der Fuhr- und Aufschüttungsarbeiten in Fronarbeit ausgeführt wurde, entstanden dem Stadthaushalt insbesondere bei der Verköstigung der zahlreichen Hilfskräfte und Fronarbeiter sowie bei der Herstellung der Baugerüste immer wieder grössere Ausgaben. Allein für die Jahre 1479 und 1480 berechnete der Bauherr vom Rat und Chronist Bendicht Tschachtlan einen Betrag von rund 550 Gulden, der von der Stadt für den Bau der Kirchhofmauer aufgewendet wurde.[2]

Frondienste werden nur ungern geleistet

Die Bauarbeiten kamen aber trotz der grossen Kosten nur langsam voran. Vor allem die Landbevölkerung schien ihren Fronleistungen bei fortschreitender Bauzeit immer widerwilliger nachgekommen zu sein. Der Rat sah sich deshalb immer wieder dazu veranlasst, die an die Stadt angrenzenden Gemeinden an ihre Fuhrpflicht zu erinnern und diese zu furdrung des selben buws zu mahnen. 1491 beklagte sich der Rat sogar darüber, dass durch fehlende Steinfuhren unnser wärklut mercklichen gesumbt würden, so dass man gegen die betreffenden Gemeinden immer mehr zu ungnaden bewegt sei.[3] Erst nach der Grundsteinlegung der neuen Südwestecke im Jahre 1514 schienen die verbleibenden Mauer- und Aufschüttungsarbeiten dann etwas rascher ausgeführt worden zu sein. Nachdem 1519 noch einmal zahlreiche Landgemeinden zu Steinfuhren nach Bern aufgefordert worden waren, konnte der Bau der Plattformmauer und der dazugehörigen Eckpavillons um 1520 schliesslich so weit abgeschlossen werden, dass nur noch die Gruben hinter den Stützmauern zugeschüttet zu werden brauchten. Der Chronist Valerius Anshelm berichtet, dass 1528 die während des Bildersturms aus der St. Vinzenzenkirche entfernten Skulpturen als Füllmaterial in die letzten, noch offenstehenden Baugruben auf der Münsterplattform gestürzt worden seien.[4]

Roland Gerber, 17.02.2018



[1]     Zur Baugeschichte der Münsterplattform vgl. Franz-Josef Sladeczek: Die Münsterplattform in Bern. Neue Aspekte der Baugeschichte, in: Bern. Die Skulpturenfunde der Münsterplattform, Bericht über das Interims-Kolloquium vom 26./27. August 1988, Bern 1989, S. 67-78, hier 73-78.

[2]     So äusserte sich der Chronist Diebold Schilling über den 1479 begonnen Ausbau der Münsterplattform: was iederman willig und gehorsam, doch cost es die stat ouch ein merglich gut an gelt und an win; Gustav Tobler (Hg.): Die Berner Chronik des Diebold Schilling 1468-1484, 2 Bde., Bern 1897/1901, hier Bd. 1, Nr. 366 und Anm. 1, S. 195 f.

[3]     Franz-Josef Sladeczek: Die Münsterplattform in Bern. Neue Aspekte der Baugeschichte, in: Bern. Die Skulpturenfunde der Münsterplattform, Bericht über das Interims-Kolloquium vom 26./27. August 1988, Bern 1989, S. 67-78, hier 73f. besonders Anm. 30, in der die zahlreichen Mahnungen zur Leistung von Frondiensten chronologisch aufgelistet werden.

[4]     Die Berner Chronik des Valerius Anshelm, 6 Bde., Bern 1884-1901, hier Bd. 5, S. 245.

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