Kirchhofmauer bei der Pfarrkirche
1334 wurde der Grundstein für die Errichtung der Kirchhofmauer südlich der Pfarrkirche von St. Vinzenz gelegt.
1334 nahmen Bürgerschaft und Rat mit der Errichtung der grossen kilchmure an der Matten[1] und der gleichzeitigen Aufschüttung des südlich der St. Vinzenzkirche (Pfarrkirche von St. Vinzenz) steil zur Aare abfallenden Friedhofgeländes das grösste kommunale Bauvorhaben Berns seit der Stadtgründung in Angriff.[2] Die Bauherrschaft lag beim Deutschen Orden, der sich als Inhaber der Pfarreirechte von St. Vinzenz für die Finanzierung des Baubetriebs verantwortlich zeigte. Neben frommen Stiftungen aus der Bevölkerung in Stadt und Land bildeten Einkünfte aus Almosen und dem Grundbesitz der St. Vinzenzkirche die Grundlage für die Baufinanzierung. Die Beteiligung der städtischen Bauherren (Bauherren) an den Baumassnahmen dürfte sich im Wesentlichen auf die Vermittlung städtischer Bauhandwerker, Hilfskräfte und Fronarbeiter sowie auf die Bereitstellung von Arbeitsgeräten und Baumaterialien beschränkt haben. Noch zu Beginn des 15. Jahrhunderts nennen die Quellen verschiedene Bürger, die sich mit Geld- und Naturalstiftungen am Bau der Kirchhofmauer beteiligten.[3] Da die Baufinanzierung weitgehend über kirchliche Institutionen verlief, wurde der laufende Haushalt der Stadt kaum durch den Mauerbau belastet. Einzig bei der Beschaffung wichtiger Baumaterialien wie Hausteinen, Gerüstholz, Kalk und Sand dürften dem Baubetrieb auch Materiallieferungen aus städtischen Ressourcen zugekommen sein.[4]
Roland Gerber, 17.02.2018
[1] Gottlieb Studer (Hg.): Die Berner Chronik des Conrad Justinger, Bern 1871, Nr. 127, S. 69.
[2] Zur Baugeschichte der Kirchhofmauer an der Matte vgl. die aus der archäologischen Grabung von 1986 gewonnenen Erkenntnisse von Franz-Josef Sladeczek: Die Münsterplattform in Bern. Neue Aspekte der Baugeschichte, in: Bern. Die Skulpturenfunde der Münsterplattform, Bericht über das Interims-Kolloquium vom 26./27. August 1988, Bern 1989, S. 67-78.
[3] Im Jahre 1407 hinterliess Peter Buwli einen Geldbetrag mit der testamentarischen Verfügung, dass der halbe Teil seiner Stiftung an Sant Vincencienbuw, an der mure des kilchhofs der lütkilchen, verbaut werden sollte. Acht Jahre später vermachte ausserdem eine Frau dem Sant Vincenzenbuw eine fromme Stiftung; Hans Hofer: Bern und der Bau seines Münsters (Berner Jahrbuch 1974), S. 7.
[4] Zur Finanzierung eines kirchlichen Baubetriebs in einer spätmittelalterlichen Stadt vgl. Roland Gerber: Finanzierung und Bauaufwand der ersten St. Oswaldskirche in Zug 1478-1486, in: Unsere Kunstdenkmäler 43 (1992), S. 51-66.