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Vater und Sohn Wolfhard von Brandis

Zwischen 1398 und 1447 gelangten alle Gerichtsherrschaften der Freiherren von Brandis an Bern.

Ausschliesslich politische Interessen verfolgte der Rat bei der Udelvergabe an Vater und Sohn Wolfhard von Brandis auf dem Wohnhaus des um 1407 gestorbenen Kleinrats Peter Buwli an der nördlichen Gerechtigkeitsgasse (Politische Bedeutung der Ausbürgeraufnahmen).[1] Peter Buwli entstammte einer bereits seit dem 13. Jahrhundert regelmässig im Täglichen Rat vertretenen Notabelnfamilie. Er versteuerte 1389 das hohe Vermögen von 6’450 Gulden (Vermögensentwicklung) und gehörte neben den beiden Schultheissen Ludwig von Seftigen und Konrad von Seedorf zu den reichsten Bernern seiner Zeit.[2] Peter Buwli amtierte zwischen 1394 und 1407 als Säckelmeister (Säckelmeister), was es ihm ermöglichte, im Namen der Stadt sowie in eigener Verantwortung umfangreiche Darlehen an landsässige Adlige zu gewähren.

Bereits 1351 erwarb der Freiherr Wolfhard von Brandis senior, der Inhaber mehrerer Gerichtsherrschaften im Emmental und im Oberland, das Burgrecht in Bern.[3] Es ist zu vermuten, dass der Adlige sein Udel (Udel) damals noch auf dem Sesshaus des vermögenden Kaufmanns Peter von Selsach an der Kramgasse anzeigte.[4] Peter von Selsach versteuerte 1389 einen Besitz von 1’000 Gulden.[5] Sowohl Peter von Selsach als auch Peter Buwli gehörten somit zu Kreis jener Ratsherren, die seit dem 14. Jahrhundert als Gläubiger für überschuldete Adlige auf dem Land auftraten.

Ausverkauf in Raten

Der politische Nutzen, der Schultheiss und Rat mit dem 1351 abgeschlossenen Burgrecht Wolfhards von Brandis entstand, zeigt sich im Verkauf der Herrschaft Trachselwald (Trachselwald) an die Deutschherren von Sumiswald im Jahre 1398. Am 25. Juni jenes Jahres übergaben Burkhard von Sumiswald, Edelknecht, und seine Ehefrau Margareta von Mülinen auf Betreiben des Berner Rats unser burge Trachselwald, mit gerichten, twingen, bennen, lüten und guetern für 1’000 Gulden an die Deutschordenskomturei in Sumiswald.[6] Zeugen dieses von Bern veranlassten und mitfinanzierten Herrschaftsverkaufes waren der Schultheiss Ludwig von Seftigen, der Säckelmeister Peter Buwli, die Kleinräte Peter Rieder, Johannes von Büren, Peter Balmer, Peter von Graffenried und Heinrich von Ostermundigen sowie der adlige Schuldner Peter Buwlis, Wolfhard von Brandis. Am 26. Dezember 1413 folgte dann jungher Wölfli von Brandis frij seinem gleichnamigen Vater ins Burgrecht. Der Freiherr versprach, der Stadt solange er lebe jerlichs fünf guldin Udelzins (Udelzins und Burgermäss) zu geben, als die brief dis alles zwischend ime und uns wisend.[7] 1439 war dann auch Wolfhard von Brandis junior gezwungen, seine Gerichtsherrschaften in Erlenbach, Diemtigen und Wimmis an Bern zu verkaufen. 1447 folgte schliesslich noch seine Stammherrschaft Brandis im Emmental, die der Freiherr gegen einen Betrag von 6'400 Gulden an Bern abtrat (Entstehung des städtischen Territoriums).[8]

Roland Gerber, 30.06.2018



[1]    domus P Buwlis; Udelbuch von 1389, Staatsarchiv Bern, B XIII 28, S. 119.

[2]    Friedrich Emil Welti (Hg.): Die Tellbücher der Stadt Bern aus dem Jahre 1389, in: Archiv des Historischen Vereins des Kantons Bern 14 (1896), S. 505-704, hier 587.

[3]    Am 18. Juni 1351 gab der Freiburger Rat seine Einwilligung, dass Junker Wolfhard von Brandis das bernische Bürgerrecht erwerben durfte; FRB/7, Nr. 611, S. 584. Der originale Burgrechtsvertrag ist verschollen.

[4]    Unter der Überschrift domus P von Selsachs findet sich im Udelbuch folgender aufs Jahr 1389 datierbarer Eintrag: Jungher Wolfhart von Brandeys ist burger uff dem halben hus Peters von Selsachs zwischent Ladenner seligen und Johans Ebinger in dien gedingen, das er uns jerlich sol geben uff Sant Andres tag [30. November] fünf gute guldin, und sol hie mitte aller diensten und stüren entladen sin, und wenne wir reisen, so sol er uns mit sinen lüten dienen und unser stat ze verhütenne als ime denne erlich und uns nützlich si und sin briefe sagent; Udelbuch von 1389, Staatsarchiv Bern, B XIII 28, S. 191.

[5]    Friedrich Emil Welti (Hg.): Die Tellbücher der Stadt Bern aus dem Jahre 1389, in: Archiv des Historischen Vereins des Kantons Bern 14 (1896), S. 505-704, hier 508.

[6]    SSRQ Bern III, Nr. 106d, S. 302f.

[7]    Udelbuch von 1389, Staatsarchiv Bern, B XIII 28, S. 119; sowie SSRQ Bern III, Nr. 83, S. 201.

[8]    Emil Blösch: Die geschichtliche Entwicklung der Stadt Bern zum Staate Bern, in: Festschrift zur VII. Säkularfeier der Gründung Berns 1191-1891, Bern 1891, S. 1-97, hier 55f.

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