Wie zufrieden sind die Menschen mit der Arbeit?
Menschen mit Behinderungen, 15- bis 30-Jährige und queere Männer sind am wenigsten zufrieden mit dem Job. Zwei Drittel der Menschen mit Mehrfachbehinderungen fühlen sich bei der Arbeit gestresst. Frauen mit Migrationshintergrund sind stark durch bezahlte und unbezahlte Arbeit belastet. Insgesamt sind Frauen aufgrund unbezahlter Familien- und Hausarbeit deutlich gestresster als Männer.
Zufrieden mit der Erwerbstätigkeit
Insgesamt sind 80 Prozent der Personen, die in Bern leben, zufrieden mit ihrem Job. Männer sind zufriedener (81 Prozent) als Frauen (78 Prozent). Nur 71 Prozent der Menschen mit Behinderungen sind zufrieden mit ihrer Erwerbstätigkeit. Sehr zufrieden sind Personen mit einem Haushaltseinkommen ab 10’000 Franken (über 90 Prozent).
27 Prozent der Frauen mit Migrationshintergrund sagen, dass sie keine Zukunft in der derzeitigen Arbeit sehen. Das ist höher als bei den Männern mit Migrationshintergrund (21 Prozent) sowie bei Frauen (21 Prozent) und Männern (17 Prozent) ohne Migrationshintergrund.
Rund 40 Prozent der Frauen sagen, dass sie bei der Erwerbstätigkeit ihre Zeit und ihren Tagesablauf nicht frei einteilen können. Dies ist hoch im Vergleich zu Männern: 30 Prozent der Männer ohne Migrationshintergrund und 34 Prozent der Männer mit Migrationshintergrund sagen, dass sie ihre Zeit nicht frei einteilen können.
Stress bei der bezahlten Erwerbstätigkeit
Frauen (48 Prozent) wie Männer (44 Prozent) fühlen sich im Job gestresst. Menschen mit Behinderungen sind bei der Arbeit gestresster als Menschen ohne Behinderungen. Vor allem Menschen mit Mehrfachbehinderungen (66 Prozent von ihnen), neurodiverse Menschen (62 Prozent) und Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen (59 Prozent) sind bei der Arbeit gestresst.
Grosse Unterschiede gibt es bei den Erwerbspensen. Vor allem Menschen mit Behinderungen arbeiten in tiefen Pensen. Nur 14 Prozent geben an, Vollzeit (90–100 Prozent) zu arbeiten. Ebenfalls gibt es eine grosse Differenz nach Geschlecht: Deutlich mehr Frauen als Männer sind Teilzeit erwerbstätig.
Finanzielle Möglichkeiten
Personen mit Migrationshintergrund sind häufiger in einem Vollzeitpensum tätig als Personen ohne Migrationshintergrund. Gleichzeitig geben ein Drittel der Personen mit Migrationshintergrund an, dass ihnen im Grossen und Ganzen nicht genügend Geld zur Verfügung steht, um sich die materiellen Dinge und Dienstleistungen leisten zu können, damit sie sich wohlfühlen.
Auch ein Drittel der Personen mit Behinderungen hat nicht genügend Geld zur Verfügung (im Vergleich zu rund einem Fünftel der Gesamtbevölkerung). 12 Prozent der Personen mit Behinderungen beziehen eine IV-Rente.
Vereinbarung von Beruf und Privatleben
Frauen fühlen sich bei der bezahlten Erwerbsarbeit gestresster, aber auch bei der unbezahlten Betreuungs-, Familien- und Hausarbeit. Noch grösser ist der Unterschied, wenn mindestens ein Kind im Haushalt wohnt.
Bei den Fragen nach Stress im Alltag und Stress bei der bezahlten Arbeit zeigt sich, dass Frauen mit Migrationshintergrund am stärksten belastet sind. Beispielsweise fühlen sich 46 Prozent der Frauen bei der unbezahlten Familienarbeit gestresst, im Vergleich zu 32 Prozent der Männer mit Migrationshintergrund.
Auch Menschen mit Behinderungen fühlen sich häufig gestresst: Bei der Hausarbeit fühlen sich rund die Hälfte der Berner*innen mit einer kognitiven Beeinträchtigung (48 Prozent) und der neurodiversen Menschen (52 Prozent) gestresst.
Familienergänzende Kinderbetreuung
13 Prozent der Personen mit Migrationshintergrund lassen ihre Kinder von Grosseltern betreuen, was deutlich tiefer ist als bei Personen ohne Migrationshintergrund (36 Prozent). Menschen mit Migrationshintergrund nutzen hingegen häufiger keine ausserfamiliäre Betreuung (25 Prozent) als Menschen ohne Migrationshintergrund (18 Prozent).
Menschen mit Behinderungen (22 Prozent) geben ihre Kinder weniger häufig in eine Kita als Menschen ohne Behinderung (27 Prozent). Menschen mit Behinderungen (28 Prozent) lassen ihre Kinder hingegen häufiger von den Grosseltern betreuen (28 Prozent, im Vergleich zu 24 Prozent der Menschen ohne Behinderung). Zudem nutzen Menschen mit Behinderungen deutlich häufiger keine familienexterne Betreuung (27 Prozent, im Vergleich zu 18 Prozent der Menschen ohne Behinderung).