Joggen und velofahren gehören zum Volkssport und fördern die Gesundheit. Sie können eigentlich ohne grossen Aufwand betrieben werden. Das ist jedoch nicht der Fall für Menschen mit einer Sehbehinderung: Sie brauchen Begleitung. Hier setzen der Verein «Blind-Jogging» und der Sehbehinderten-Tandemverein an. Die freiwillig Engagierten bauen für Menschen mit einer Sehbehinderung Barrieren ab und lassen sie am Sport, an der Bewegung und an der Natur teilhaben.

Im Sehbehinderten-Tandemverein radeln die Tandems seit 24 Jahren von April bis Oktober zwei Mal wöchentlich durch die Region Bern. Anschliessend gönnen sie sich ein gemeinsames gemütliches Beisammensein. Im Verein «Blind-Jogging» treffen sich die «Guides» und die sehbeeinträchtigten Läufer*innen in Lauf-Tandems regelmässig zum Joggen rund um Bern, zu Lauftrainings in Gruppen oder sie nehmen gemeinsam an Volksläufen teil. Für diesen Beitrag von Mensch zu Mensch sind die beiden Vereine mit dem «Berner Sozialpreis 2023 freiwillig.engagiert» ausgezeichnet worden. Sie erhalten jeweils 7000 Franken.

Kostenlose Rechtsberatung

Die zwei weiteren Projekte, die jeweils 3000 Franken bekommen, ermöglichen ebenfalls Teilhabe. Die Rechtsberatung Untermatt schafft Zugang zu Rechtsberatung für Menschen, die normalerweise keinen Zugang dazu hätten. Rechtsberatung ist jedoch wichtig, gerade in existenziellen Fragen, die sich um das Wohnen, Einkommen, Sozialhilfe, Schulden etc. drehen. Freiwillige angehende Jurist*innen und junge Anwält*innen stellen ihr Wissen kostenlos für eine Erstberatung zur Verfügung, jeweils am Mittwoch von 17 bis 19 Uhr im Treffpunkt Untermatt in Bethlehem.

Kleider tauschen

Beim vierten Projekt, das ausgezeichnet worden ist, wandern Kleider von Mensch zu Mensch beziehungsweise von Frau zu Frau: Im Rahmen von «FAIRkleiden – Der Frauen*kleidertausch» teilen und tauschen Mädchen ab 12 Jahren und Frauen ihre Kleider. Auch sie ermöglichen so Teilhabe und Zugang zu Kleidern, die sonst nicht erschwinglich wären. Ausserdem werden auf diese Weise Kleider nicht weggeworfen, sondern bekommen ein weiteres Leben. Das Projekt ist daher ganz im Sinne der Nachhaltigkeit. Der Kleidertausch findet jeweils am Freitagabend für junge Menschen und am Samstag für alle Frauen statt. Er feiert dieses Jahr sein zehnjähriges Bestehen.

Solidarische Stadt

Die Preisverleihung 2023 fand am UNO-Tag der Freiwilligen in der Schule für Gestaltung statt. Sozialdirektorin Franziska Teuscher bedankte sich bei allen Bewerber*innen: «Ich freue mich immer riesig, den Preisträger*innen mit der Verleihung des Sozialpreises eine Bühne zu bieten für ihre einmaligen Projekte und ihr unermüdliches Engagement für ihre Mitmenschen. Ich möchte aber auch, dass sich alle Menschen, die sich in Bern freiwillig engagieren, von der Verleihung des Sozialpreises geschätzt fühlen.» Die Energie und Kreativität, die im Freiwilligenbereich der Stadt Bern fühl- und sichtbar seien, mache Bern zu einer beschenkten, solidarischen Stadt.