Maria Schaer-Lüthi
1926-2006, Stadträtin EVP, 1972-1984
Die 1926 geborene Maria Schaer-Lüthi ist gelernte Buchhändlerin und Hausfrau. Sie engagiert sich für Betagte und Menschen mit Behinderungen und leitet während langer Zeit eine Altersturngruppe. Sie nimmt von 1972 bis 1984 für die EVP Einsitz im Stadtrat. 1973 reicht sie eine kleine Anfrage betreffend Sexualunterricht in den Schulen der Stadt Bern ein. Als der Sexualkundeunterricht in den Berner Schulen eingeführt werden soll, fordert sie ein Mitspracherecht der Eltern. 1978 präsidiert sie die Geschäftsprüfungskommission.
1983 wird Maria Schaer-Lüthi nach 77 Männern die erste Stadtratspräsidentin. In ihrer Antrittsrede sagt sie: «Wir reden genug: Aber hören wir auch genug zu? Wir sind so in unseren Rollen befangen, dass es uns offenbar gar nicht mehr gelingt zuzuhören.» Für das kommende Parlamentsjahr wünscht sie sich, «Kolleginnen und Kollegen (und einen Gemeinderat und eine Verwaltung), die nicht ständig Angst um ihren guten Ruf, ihren Posten, ihre Karrieren haben – mit einem Wort: ausgewogene Persönlichkeiten mit einer relativ breiten Toleranzbreite» (Der Bund, 21.01.1983). In einem Postulat von 1984 bittet Maria Schaer-Lüthi den Gemeinderat zu prüfen, «ob bei Strassen-Neubenennungen einmal eine Frau berücksichtigt werden könnte. Zum Beispiel: Alte Murtenstrasse in Gertrud-Kurz-Strasse (1890-1972, Dr. h. c., Flüchtlingsmutter)» (SR Protokoll 30.08.1984). Der Vorstoss wird einstimmig überwiesen. Der Gertrud-Kurz-Weg befindet sich in der Überbauung Schöngrün.
Von 1984 bis 1990 ist Maria Schaer-Lüthi im Grossen Rat des Kantons Bern. Im Kantonsparlament ist sie Mitglied der Besonderen Untersuchungskommission (BUK), welche die damalige Finanzaffäre im Kanton untersuchte. Weiter engagiert sie sich in der Geschäftsprüfungskommission (GPK) und zeitweise als Fraktionspräsidentin der EVP.