Margrit Probst
geb. 1950, Stadträtin Härdlütli, 1972-1973
Mit gerade mal 21 Jahren wird Margrit Probst 1971 als jüngste Stadträtin für die Härdlütli gewählt. Aufsehen erregt vor allem das Wahlplakat, für das Margrit Probst und ihre Mitkandidierenden Polo Hofer, Pier Hänni und Carlo Lischetti nackt posieren. «Davon erhofften wir uns eine gewisse Bekanntheit. Wichtig für unseren Erfolg war jedoch, dass erstmals auch die Berner Frauen stimm- und auch wahlberechtigt waren», so Pier Hänni (Bernhard C. Schär (Hrsg.), Bern 68: Lokalgeschichte eines globalen Aufbruchs, 2008).
Die Härdlütli fordern, die Bären aus dem Bärengraben zu befreien und stattdessen einen Bärenwald zu errichten. Auch die Offenlegung des Stadtbachs und eine weitgehend autofreie Altstadt stehen auf ihrer politischen Agenda.
Margrit Probst tritt nach kaum einem Jahr aus dem Stadtrat zurück. Für sie rückt Carlo Lischetti nach. In ihrer kurzen Amtszeit wehrt sich Probst dagegen, dass die Rauschgiftgruppe der Stadtpolizei angeblich zur Bespitzelung von politisch aktiven Bürgerinnen und Bürgern eingesetzt werde. Um die Innenstadt vom Privatverkehr zu entlasten, schlägt sie für die städtischen Verkehrsbetriebe Einheitspreise, preisgünstige Abonnemente sowie Sammeltaxis ausserhalb der Betriebszeiten vor. Das Postulat wird jedoch abgelehnt. Sie regt weiter an, das künstlerische Schaffen von Adolf Wölfli zu würdigen und sein Gesamtwerk der Bevölkerung zugänglich zu machen.
2016 wendet sich Margrit Steiger (vormals Probst) nochmals der Politik zu und kandidiert als Parteilose auf der Liste der Neuen Berner Welle für den Berner Gemeinderat. Sie blickt zurück auf die Erfolge der Härdlütli: «Wir haben die Strassenmusik legalisiert, nach 150 Jahren Pause die Fasnacht wieder eingeführt, das 'neue' Bierhübeli ins Leben gerufen, die Existenz des Konzertlokals Gaskessel gesichert und den Anstoss zum Kulturzentrum Reitschule gegeben.»
Margrit Steiger lebt nach einem längeren Auslandaufenthalt seit 2006 wieder in Bern.