Rosmarie Felber
1916-2017, Stadträtin CVP, 1972-1978
Rosmarie Felber kommt 1916 in Sursee zur Welt. 1939 promoviert sie in Recht an der Universität Bern. Nach einem Praktikum in einem Luzerner Anwaltsbüro arbeitet sie von 1941 bis 1947 als Leiterin des Rechtsdienstes bei der Forstinspektion des Bundes. «Eines Tages fragte mich mein Chef, was ich eigentlich verdiene. Er wandte sich an den Personalchef und dieser erklärte, da keine Juristinnen, nur Juristen in der Lohnskala vorgesehen seien, hätten sie mich halt in die oberste Sekretariatsklasse eingeteilt. Mein Chef wehrte sich für mich und ich bekam von da an einen etwas höheren Lohn.» (Franziska Rogger, Kinder, Krieg und Karriere, 2016)
Von 1953 bis 1977 ist Rosmarie Felber Leiterin der Beratungs- und Eingliederungsstelle für langandauernde Krankheiten in Bern. Zudem ist sie Präsidentin der zweiten Kammer der kantonalen IV-Kommission, Mitglied des Vorstands der Bernischen Liga für Tuberkulose und der Staka, des Staatsrechtlichen Verbandes katholischer Frauen, der sich für das Frauenstimmrecht einsetzt.
1971 bekommt sie eine Anfrage der CVP, um für den Stadtrat zu kandidieren. Da der Stadtrat nur alle vierzehn Tage jeweils um 17 Uhr tagt, denkt sie, dieses Amt sei zeitlich zu verkraften und kandidiert. Sie wird gewählt und nimmt 1972 für die CVP im Stadtrat Einsitz. «Nun haben wir Frauen das Stimmrecht, die politischen Rechte, die weitgehende Gleichstellung, wobei noch nicht alles in Ordnung ist, etwa mit den Löhnen. Die Gesellschaft ist immer noch geprägt vom Bild des verdienenden Mannes. Doch es gibt schon bedeutend mehr Frauen in leitender Stellung. Und ich glaube, die Selbstsicherheit der Frauen hat zugenommen. Das scheint mir ganz wesentlich.» (Rogger 2016)
Rosmarie Felber wird 1978 in den Grossen Rat des Kantons Bern gewählt, wo sie bis 1986 bleibt. Von 1984 bis 1985 ist sie die Präsidentin der ersten vom Grossen Rat eingesetzten Besonderen Untersuchungskommission (BUK), welche die Berner Finanzaffäre untersucht.