Gleichstellung und Politik
Seit 1968 sind Frauen in der Stadt Bern stimm- und wahlberechtigt. Kurz darauf ziehen die ersten Frauen in die Regierung und das Parlament ein. Wer waren die Pionierinnen der städtischen Politik? Und wie hat sich die politische Repräsentation der Geschlechter seither verändert?
Bei der politischen Repräsentation haben Frauen die Männer seit Einführung des Frauenstimmrechts auf- und überholt. In der Exekutive hatten sie während insgesamt 12 Jahren (1993-1996; 2005-2012) eine Mehrheit inne. Das Parlament von 2017 ist zum ersten Mal paritätisch zusammengesetzt. Bei den städtischen Wahlen 2020 ist der Frauenanteil mit 55 von 80 Sitzen auf nahezu 70 Prozent gestiegen. Aufgrund der schwierigen Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Politik ist der Anteil wieder etwas gesunken, die Frauen sind jedoch nach wie vor in der Mehrheit. Aktuell (März 2024) engagieren sich im Berner Stadtrat 43 Frauen, 36 Männer und eine non-binäre Person.
Einführung des Frauenstimmrechts
Am 29. September 1968 nahmen die Stadtberner Stimmberechtigten das Frauenstimmrecht an. In der Stadt Bern kommen zu den rund 45'000 Stimmbürgern neu 60'000 Stimmbürgerinnen hinzu. Damit können 65 statt 28 Prozent der Bevölkerung ihre demokratischen Rechte wahrnehmen. Ende 1969 verteilte der Gemeinderat allen Stimmbürgerinnen den Politischen Leitfaden für Berner Stadtbürgerinnen (PDF, 2.4 MB). Er ermuntert sie, von ihren neu gewonnenen Rechten Gebrauch zu machen: «Anfänglich mag Ihnen scheinen, all diese Dinge seien zu kompliziert, als dass man sich darin zurechtfinden könne. Lassen Sie sich von diesem ersten Eindruck nicht entmutigen. Es ist mit der Politik ähnlich wie mit dem Autofahren oder dem Maschinenschreiben: Was einem anfänglich kompliziert und verwirrend erscheint, wird durch Übung und Erfahrung zur Selbstverständlichkeit.» 1970 gingen Frauen erstmals an die Urne. Noch im gleichen Jahr wählen die Berner*innen mit Ruth Geiser-Im Obersteg die erste Gemeinderätin, bei den Gemeindewahlen 1971 ziehen 10 Frauen ins Stadtparlament ein.