Parkpflegewerk Schütte
Der Schüttepark, einer der grössten Grünanlagen in der Berner Altstadt, erstreckt sich von der Lorrainebrücke bis zum Nydegg-Quartier. Kaum jemand kennt heute den Nordhang mitten in der Innenstadt. Seine wechselhafte Geschichte geriet in Vergessenheit. Die einst prächtige Terrassenanlage verkam zu einem «Zwischenort» – erdrückt von der Schüttestrasse und gemieden von den Menschen. Künftig soll die Parkanlage oberhalb der Aare wieder in neuem Glanz erstrahlen – dank einer Analyse und eines umfassenden Programms für Gestaltung, Pflege und Unterhalt, dem Parkpflegewerk Schütte.
Was ist ein Parkpflegewerk?
Ein Parkpflegewerk beschreibt mit Plänen, Illustrationen und Texten wertvolle historische Park- und Gartenanlagen. Es enthält in der Regel eine Analyse der Entstehungsgeschichte und des heutigen Zustandes sowie eine historische Bewertung als Grundlage für ein Leitbild und ein umfassendes Massnahmenpaket. Ein Parkpflegewerk ist ein wichtiges Planungs- und Pflegeinstrument zum kontinuierlichen Schutz und zur Weiterentwicklung einer Anlage von gartenhistorischer Bedeutung.
Wiederherstellung der Parkanlage
Im Jahr 2005 hat Stadtgrün Bern auf der Grundlage des Parkpflegewerkes mit der Wiederherstellung der Parkanlage Schütte begonnen. Langfristig erhält die Bevölkerung so ein wichtiges und attraktives Naherholungsgebiet zurück. Unter den riesigen Platanen, den letzten, lebenden Zeugen der einstigen Terrassenanlage, soll künftig wieder vermehrt auf historischen Kreuzwegen am Aarehang promeniert werden können. Übersichtlichere und benutzerfreundliche Zugänge, neue Aussichtspunkte und zahlreiche Baumpflanzungen entlang der Fusswege machen den Nordhang wieder zu dem, was er einst war: einer prachtvollen Parkanlage für das Volk und einem würdigen Rahmen für die Altstadt.
Ein Hang mit Hang zur Bewegung
Der baumbewachsene Nordhang der Berner Altstadt besteht aus der Rathauspromenade und der Schütte. Er gehört zusammen mit der historischen Altstadt zum UNESCO-Weltkulturerbe. Seine Entstehung ist eng mit der Stadtgeschichte verbunden. Spätestens nach dem grossen Stadtbrand von 1405 diente der steile Hang als willkommene und nahe liegende Müllkippe, was den Namen «Schütte» prägte. Im Laufe der Zeit verschob sich die Hangkante immer weiter Richtung Aare. 1740 wurde an Stelle des Badergrabens die Grabenpromenade aufgeschüttet. Eine barocke Anlage mit Linden entstand. Zwischen 1782 und 1786 wurde das neue Knabenwaisenhauses mit hohen Stützmauern direkt in den Hang hineingebaut.
Brücke, Viadukt und Parkhaus verändern den Hang radikal
Schon bald folgten einschneidende Veränderungen. Während des Baus der Kornhausbrücke (1895‒1898) wurde der grösste Teil der Grabenpromenade abgebrochen. Nur zwei alte Linden erinnern heute noch an den ursprünglichen Zustand. Im Zuge der Aarekorrektion von 1912 bis 1918 entstand durch Verbauung und Aufschüttung eine neue, von Linden begleitete Uferlinie. Die Rathauspromenade selber blieb rund 150 Jahre lang unverändert. Wegen der Zunahme des motorisierten Verkehrs durch die Altstadt wurde die Schüttestrasse in den 1960er-Jahren mit einem aufwändigen Lehnenviadukt verbreitert. Gleichzeitig wurde im Aarehang ein mehrstöckiges, unterirdisches Parkhaus realisiert. Das Herzstück der Rathauspromenade, die für Bern einmalige Terrassenanlage, fiel diesem Bau zum Opfer.