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Ein symbolischer Schritt: Rede zum Internationalen Tag gegen Rassismus 2024

21. März 2024

Rede von Saare Yosief, Co-Präsident der Fachkommission für Migrations- und Rassismusfragen, anlässlich der Baumwidmung zum Internationalen Tag gegen Rassismus, 21. März 2024

Es gilt das gesprochene Wort

Geschätzte Anwesende

Ich war gestern an einer Veranstaltung zur Aktionswoche gegen Rassismus, die aktuell stattfindet. Und ich hatte ein spannendes Gespräch darüber, wie schwierig es in der Arbeit gegen Rassismus ist, dass Rassismus in unserer Gesellschaft überhaupt anerkannt wird. Nicht zu selten wird nach wie vor von Entscheidungsträger*innen die Meinung vertreten, dass es keinen Rassismus gibt. Ein grosser Teil der Arbeit gegen Rassismus besteht demnach weiterhin darin, wiederholt aufzuzeigen und zu veranschaulichen: Es gibt Rassismus, neuerdings auch in Form von Kulturalisierung und er zieht sich durch alle Lebensbereiche: von der Bildung, über den Sport bis in die Medien. Kein Bereich ist unbetroffen. Der erste Schritt, um gegen Rassismus angehen zu können, besteht daher darin Rassismus anzuerkennen und sich kontinuierlich daran zu erinnern, dass es Rassismus in unserer Gesellschaft gibt.

Die heutige Baumwidmung manifestiert diesen ersten Schritt symbolisch. Mit diesem Baum wird anerkannt, dass es auch in der Stadt Bern Rassismus gibt. Gleichzeitig ist es ein städtisches Bekenntnis: Als Zivilgesellschaft tolerieren wir keinen Rassismus und setzen uns konsequent und aktiv dagegen ein. Ein wichtiges symbolisches Zeichen an diesem zentralen Ort. Das Parlament, die Regierung und die Zivilgesellschaft: wir alle stehen in der Pflicht und in der Verantwortung Rassismus in der Stadt Bern nie Platz zu geben.

Hier können wir bei uns selbst anfangen. Nur ein kleiner Prozentteil der Menschen möchte rassistisch sein. Ich habe in der laufenden Aktionswoche oft den Begriff «Unsicherheit» gehört. Viele sind sich unsicher, wie sie mit Rassismus umgehen sollen, was Rassismus bedeutet und wo sich Rassismus in welcher Form zeigt. Die wenigsten würden mit Überzeugung von sich selbst als Charakterbeschreibung sagen, ich bin Rassist*in und möchte bewusst die Weisse Vorherrschaft vorantreiben. Aber wir alle – und da liegt die Grundproblematik – wir alle handeln rassistisch, weil wir in einer Gesellschaft aufwachsen, die rassistische Strukturen hat und rassistische Vorurteile weitergibt. Wir alle tragen ungewollt unseren Teil dazu bei, die rassistischen Strukturen aufrecht zu erhalten. Kein Kind wird geboren und ist rassistisch, wir alle erlernen es. Und es liegt an uns allen, dies wieder zu verlernen.

Dieser Baum ist ein symbolisches Zeichen. Der 21. März, der heutige Tag, der internationale Tag gegen Rassismus ist ein symbolischer Tag. Die Arbeit gegen antisemitischen Rassismus, antimuslimischen Rassismus, anti-Schwarzen Rassismus, anti-sinti, anti-jenischen, anti-roma-Rassismus und alle weiteren Formen von Rassismen kann sich aber nicht nur auf einen Tag beschränken. So kann uns auch dieser symbolische Baum nicht die Arbeit gegen Rassismus abnehmen. Er kann uns aber mahnen und uns wiederholt an unser gemeinsames Versprechen erinnern, uns konsequent und aktiv gegen Rassismus einzusetzen. So steht er für den Wunsch und die Hoffnung, eines Tages in einer rassismusfreien Gesellschaft zu leben.

Saare Yosief
Co-Präsident 
Fachkommission für Migrations- und Rassismusfragen

 

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