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15 Jahre Aktionswoche gegen Rassismus

14. März 2025

Am 15. März beginnt die 15. Aktionswoche der Stadt Bern gegen Rassismus – mit einer Premiere: Erstmals gibt es ein Festivalzentrum in der Kornhausbibliothek. Projektleiterin Mona-Lisa Kole spricht über das diesjährige Programm und gibt Einblick in den neuen Begegnungsort.

Projektleiterin Mona-Lisa Kole im Festivalzentrum in der Kornhausbibliothek.
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Projektleiterin Mona-Lisa Kole im Festivalzentrum in der Kornhausbibliothek.

Im Jubiläumsjahr der Aktionswoche der Stadt Bern gegen Rassismus beleuchtet die Stadt Bern von Samstag, 15. März, bis Samstag, 22. März das Thema Rassismus in Medien und Internet. Das Thema ist Teil dreijährigen Kampagne «Ich sehe was, was du nicht siehst», in der Rassismus in verschiedenen Lebensbereichen beleuchtet wird. Die MAZ hat die Projektleiterin Mona-Lisa Kole zum Interview getroffen.

MAZ: 15 Jahre Aktionswoche – was hat sich in den Jahren verändert?

Mona-Lisa Kole: Für mich ist es schwierig, das aus einer langfristigen Perspektive zu beurteilen, da ich erst seit drei Jahren dabei bin – vorher aber als Moderatorin und Podiumsgästin. Was ich von aussen wahrgenommen habe und jetzt auch intern erlebe: Rassismus wird zunehmend als gesamtgesellschaftliches Problem anerkannt. Früher ging es vor allem darum, aufzuzeigen, dass Rassismus existiert. Heute sind wir an einem Punkt, an dem das nicht mehr infrage gestellt werden muss. Stattdessen beschäftigen wir uns stärker mit Strukturen und fragen: Wie können wir sie verändern? Es geht nicht mehr nur darum, über Betroffene zu sprechen, sondern mit ihnen gemeinsam zu arbeiten. In Bern haben wir das Glück, dass diese Haltung politisch mitgetragen wird.

Die Aktionswoche in Bern ist die grösste ihrer Art, wie kommt das? 

Das sagt viel über die Zivilgesellschaft in Bern aus. Es gibt zahlreiche Organisationen, die sich nicht nur während der Aktionswoche, sondern das ganze Jahr über gegen Rassismus einsetzen. Wir von der Fachstelle legen das Thema fest und konzipieren den Rahmen, das Programm selbst entsteht durch eine offene Ausschreibung. Die Zivilgesellschaft bringt ihre eigenen Ideen und Formate ein. Diese breite Beteiligung macht die Berner Aktionswoche einzigartig.

In diesem Jahr gibt's sogar ein eigenes Festivalzentrum...

Ja, wir wollen 15 Jahre antirassistisches Engagement sichtbar machen und feiern. Gleichzeitig war es uns wichtig, einen Ort zu schaffen, an dem man sich vor, zwischen und nach den Veranstaltungen treffen kann. Die Kornhausbibliothek eignet sich dafür perfekt – sie liegt zentral, bietet mit ihren Büchern und Filmen einen thematischen Bezug und ist eine Bibliothek, die nicht nur dem stillen Lesen dient, sondern auch den Austausch fördert. So entsteht ein Raum für Vernetzung, Begegnung und eine permanente Sichtbarkeit der Aktionswoche.

Bis zu 40 Organisationen beteiligen sich mit über 50 Veranstaltungen an der diesjährigen Aktionswoche, Ihre Top 3?

Es fällt mir wirklich schwer, aus so vielen grossartigen Formaten zu wählen: Audiowalks, Filmvorführungen, Ausstellungen, Podiumsdiskussionen und ein umfangreiches Angebot für Kinder und Jugendliche… Wenn es möglich wäre, würde ich am liebsten alles besuchen!  

Ein persönliches Highlight ist sicher das Programm an der Museumsnacht, der DIASBOAH-Late-Night-Talk. Die Hosts, Fatima Moumouni und Carlos Hanimann, sprechen mit Persönlichkeiten aus der Diaspora über Rassismus, mangelnde Vielfalt und die mediale Wahrnehmung von Politiker*innen mit Migrationsgeschichte – begleitet von einer Liveband. Sehr spannend finde ich auch die Veranstaltung der Organisation Brava, die sich mit der Repräsentation geflüchteter Frauen in den Medien beschäftigt. Und eine weitere spannende Veranstaltung ist die zu antisemitischen und antimuslimischen Verschwörungserzählungen. Es ist sehr wichtig, dass wir aktuelle Themen aufnehmen und nicht nur thematisieren, sondern konkrete Handlungswege aufzuzeigen.

Der Fokus liegt in diesem Jahr auf Medien und Internet, weshalb?

Aktualität ist uns sehr wichtig. Mit den Ereignissen der letzten Jahre hat sich die Tonalität in der Berichterstattung verschärft, das hat auch die eidgenössische Kommission gegen Rassismus festgestellt und 2025 ein Factsheet zu Rasissmus für Medienschaffende publiziertFür uns ist die Aktionswoche immer auch eine wertvolle Gelegenheit, das, was wir in unserem Arbeitsalltag sehen und hören, mit der breiten Bevölkerung in der Stadt Bern zu thematisieren. Gleichzeitig eröffnet sie uns die Möglichkeit, wichtige Fragen an die Verwaltung zu stellen: Wie kommunizieren wir? Wie setzen wir diese Aspekte innerhalb der Verwaltung um?

Zum Schluss: Ihre Message an die Mitarbeitenden der Stadt?

Unbedingt das Programm anschauen und vorbeikommen! Es ist so wertvoll, wenn Mitarbeitende sich aktiv einbringen – es gibt immer etwas dazuzulernen. Ich selbst lerne bei jeder Veranstaltung dazu. Die Aktionswoche ist auch eine Gelegenheit zur Selbstreflexion: Wie gehen wir mit Medien um? Wie drücken wir uns im Internet aus? Und vor allem: Wie handeln wir, wenn wir etwas sehen, das nicht stimmt? Sensibilisierung beginnt nicht nur nach aussen, sondern auch in unseren eigenen Strukturen. Schauen wir also gemeinsam hin! 


Interview und Bilder: Nathalie Jufer

Ein Ort für Begegnung, Austausch und gemeinsames Engagement: das Festivalzentrum der Aktionswoche der Stadt Bern gegen Rassismus.
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Ein Ort für Begegnung, Austausch und gemeinsames Engagement: das Festivalzentrum der Aktionswoche der Stadt Bern gegen Rassismus.
Blick auf den Büchertisch: Die Bücher zu Rassismus und Migration können in der Bibliothek ausgeliehen werden.
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Blick auf den Büchertisch: Die Bücher zu Rassismus und Migration können in der Bibliothek ausgeliehen werden.
In der Kornhausbibliothek verteilt, finden sich Plakate vergangener Jahre
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In der Kornhausbibliothek verteilt, finden sich Plakate vergangener Jahre
Auch ein Kurzfilm des Trägervereins für offene Jugendarbeit (toj) wird im Festivalzentrum gezeigt.
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Auch ein Kurzfilm des Trägervereins für offene Jugendarbeit (toj) wird im Festivalzentrum gezeigt.

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