Ausbau Fernwärme: Aufwertungsmassnahmen im Strassenraum
Energie Wasser Bern (ewb) baut mit Hochdruck am Fernwärmenetz in den Stadtteilen Länggasse-Felsenau, Mattenhof-Weissenbühl und Bümpliz-Oberbottingen. Als Eigentümerin des öffentlichen Raums ist die Stadt Bern beim Ausbau des Fernwärmenetzes die zentrale Partnerin von ewb. Die Stadt Bern will ihre eigene Infrastrukturplanung im öffentlichen Raum auf das Fernwärmeprojekt abstimmen, Synergien nutzen und Aufwertungsmassnahmen im Strassenraum realisieren.
Bauherrschaft
Stadt Bern, Tiefbauamt
Partner
Energie Wasser Bern (ewb)
Kosten
Am 18. Juni 2023 hat die Stimmbevölkerung mit über 87% einem Rahmenkredit in der Höhe von 48.15 Mio. Franken zugestimmt.
Meilensteine
Bis Ende 2023: Partizipation im Quartier und Abschluss der ersten Vorprojekte
Ab Anfang 2024: Erarbeitung der ersten Bauprojekte
Frühestens 2024: Realisierung der ersten Massnahmen
Ewb baut bis ca. 2035 am Fernwärmenetz und die Stadt Bern wird ihre Massnahmenplanung laufend optimieren und auf den Projektfortschritt von ewb anpassen.
Projektbeschrieb
Der Energierichtplan der Stadt Bern und das Reglement über Klimaschutz vom 17. März 2022 (Klimareglement; SSSB 820.1) sind wichtige Instrumente auf dem Weg in eine nachhaltige Energiezukunft. Die Ziele des Energierichtplans ergeben sich aus dem von den Stimmberechtigten im Jahr 2010 beschlossenen Ausstieg aus der Kernenergie bis 2039, dem kantonalen Energiegesetz von 2012 sowie den kantonalen Vorgaben für die Energierichtplanung. Unter anderem soll die Wärmeversorgung, die heute noch zu über 90 Prozent auf fossilen Energieträgern basiert, zu 70 Prozent aus erneuerbaren Energieträgern wie beispielsweise Sonne, Erdwärme, Wasser oder Holz stammen. Bei der Stromversorgung wird eine Erhöhung des Anteils an erneuerbaren Energien von aktuell 50 auf 80 Prozent angestrebt.
Von zentraler Bedeutung für die Erreichung der Ziele des Energierichtplans und des Klimareglements ist das Projekt Ausbau Fernwärme, das unter der Federführung von ewb vorangetrieben wird. Seit 2020 ist ewb daran, das Fernwärmenetz ab der Energiezentrale im Forsthaus auszubauen. Im Oktober 2022 konnte an der Looslistrasse das erste Gebäude angeschlossen werden; bis 2035 sollen 36 Kilometer Hauptleitungen in die Strassen der Stadt Bern verlegt werden. Zusammen mit dem Feinverteilnetz wird die gesamte Leitungslänge für die Fernwärme auf dem bislang beplanten Stadtgebiet (Schwerpunkt Nordwesten) schliesslich rund 50 Kilometer betragen. Der Projektperimeter erstreckt sich über die Quartiere Länggasse-Neufeld, Bethlehem, Bümpliz/Stöckacker, Holligen und Kleefeld. Dies ist das grösste Infrastrukturprojekt, das im öffentlichen Raum der Stadt Bern in den letzten Jahrzehnten realisiert worden ist.
Die Stadt Bern will nun das Fernwärme-Projekt von ewb dazu nutzen, mittels pragmatischer Massnahmen folgende verschiedenen Bedürfnisse und Interessen der Stadt im öffentlichen Strassenraum umzusetzen:
- Stadtklimatische Massnahmen, Verbesserung der Aufenthaltsqualität
Wo immer Fernwärmeleitungen verlegt werden, sollen bei der anschliessenden Instandstellung des Strassenraums Massnahmen geprüft und realisiert werden, welche die Temperatur im öffentlichen Raum senken, das Mikroklima positiv beeinflussen und zur Verbesserung der Aufenthaltsqualität beitragen. Im Vordergrund stehen die Bepflanzung und die Entsiegelung der Strassenoberfläche; nach Möglichkeit sollen Bäume gepflanzt und das Regenwasser vor Ort versickert werden.
- Erhöhung der Verkehrssicherheit
Es ist sinnvoll, bei der Wiederherstellung der Oberfläche gleichzeitig die Verkehrssicherheit – insbesondere auch die Schulwegsicherheit – zu überprüfen und nach Möglichkeit zu erhöhen, indem zum Beispiel die Trottoirs verbreitert, Fussgängerquerungen verkürzt oder Radstreifen markiert werden.
- Umsetzung Barrierefreiheit
Die Vorgaben, welche zur Umsetzung der Barrierefreiheit und der hindernisfreien Gestaltung des öffentlichen Raums – wie sie im Eidgenössischen Behindertengleichstellungsgesetz (BehiG) und im städtischen Konzept zur Umsetzung des hindernisfreien öffentlichen Raums (UHR) festgelegt worden sind – sollen umgesetzt werden. So soll etwa die Gelegenheit genutzt werden, im Strassenraum taktil-visuelle Anpassungen für Menschen mit Sehbehinderung anzubringen, niedrige Randsteine bei Strassenquerungen zu realisieren oder ausreichend Platz zum Manövrieren mit Rollstühlen, Rollatoren oder Kinderwagen zu schaffen.
- Erneuerung der Strassenoberfläche
Sobald die Fernwärmeleitungen verlegt und die Baugräben wieder aufgefüllt sind, wird die Strassenoberfläche wieder mit einem bituminösen Belag instand gestellt. Dabei soll je nach Lage und Nutzung der Fahrbahn geprüft werden, ob der Einbau eines lärmarmen Belags möglich ist. Gleichzeitig werden auch die Belagsflächen in der Umgebung auf Schäden überprüft und bei Bedarf erneuert. Dabei werden nach Möglichkeit Beläge mit möglichst viel Recyclinganteilen verwendet.
- Anpassungen in der Verkehrstechnik / im Verkehrsmanagement
Bei Bedarf sollen an Kreuzungen gleichzeitig mit dem Fernwärmeausbau Optimierungen bei Lichtsignalanlagen oder Anpassungen am Verkehrsmanagementsystem ausgeführt werden. Das heisst zum Beispiel: die Optimierung von Verkehrsphasen bei Lichtsignalanlagen oder die Verbesserung bestehender Signalisationen.
Die Fernwärme ist ein neues Medium, welches bisher im Strassenkörper der Stadt Bern nicht vorhanden war. Dies ist nicht unproblematisch, denn der vorhandene Platz im Boden ist knapp. Die Fernwärmeleitungen müssen deshalb neben den bereits vorhandenen Leitungen – Kanalisation, Strom-, Gas- und Wasser- sowie Telekommunikationsleitungen – platziert werden und gleichzeitig gilt es, den Wurzelraum für die stadtklimatisch wichtigen Bäume sicherzustellen. Die Verlegung ist mit umfangreichen Bauarbeiten verbunden und erfordert den Aufbruch des bestehenden Strassenraumes über einem grossen Bereich. Deshalb bietet der Ausbau des Fernwärmenetzes in der Stadt Bern die Möglichkeit, Synergien zu nutzen und mit pragmatischen Massnahmen die Aufenthaltsqualität, die Sicherheit und die Barrierefreiheit im öffentlichen Raum zu verbessern.