Neugestaltung und Sanierung Eigerplatz
Der Eigerplatz, einer der komplexesten Verkehrsknoten der Stadt Bern, wurde 2016/2017 komplett saniert und neugestaltet. Dem Umbau war eine langjährige Planungsphase vorausgegangen, welche 2009 mit einem zweistufigen Wettbewerb begonnen hatte. Nach der Ablehnung des Projekts «Tram Region Bern» in Köniz Ende 2014 wurde das Projekt Neugestaltung und Sanierung Eigerplatz ohne Tramverbindung auf der Schwarzenburgstrasse weiterverfolgt. Die Kosten des Projekts wurden durch die drei Bauherrschaften (Stadt Bern/Federführung Tiefbauamt, BERNMOBIL und Energie Wasser Bern) getragen. Zudem beteiligten sich Bund und Kanton Bern im Rahmen des Agglomerationsprogrammes der 2. Generation an den Kosten.
Bauherrschaft
- Stadt Bern
- Bernmobil
- Energie Waser Bern
Partner
- keine
Kosten
Die Gesamtkosten des Projekts Neugestaltung und Sanierung Eigerplatz betrugen knapp 42,6 Mio. Franken (inkl. MwSt). Der Kostenvoranschlag wurde um 8.5% unterschritten.
Meilensteine
- 2008: Entscheid, ein zweistufiges Wettbewerbsverfahren durchzuführen
- 2010: Jurierung der ersten Wettbewerbsstufe; Auftrag zu Weiterbearbeitung von vier Wettbewerbsbeiträgen im Rahmen von Studienaufträgen
- 28.09.2014: Ablehnung des Projekts «Tram Region Bern» in der Gemeinde Köniz
- 15.11.2015: Stimmberechtige der Stadt Bern genehmigen den Ausführungskredit für die Neugestaltung und Sanierung des Eigerplatzes.
- 22.04.2016: Baubeginn
- 14.08.2017: Einweihung des neuen Eigerplatzes
Projektbeschrieb
Wettbewerb
Der Eigerplatz war als technische Verkehrsdrehscheibe gestaltet: Zu Beginn der Planug wurden in den Spitzenstunden morgens und abends 7000 bis 8000 Motorfahrzeuge gezählt. Hinzu kamen die Fahrzeuge des Öffentlichen Verkehrs sowie zahlreiche Fussgänger und Velofahrerinnen.
Im Rahmen des Projekts «Tram Region Bern» –- dem Projekt zur Umstellung der Buslinie 10 von Köniz/Schliern bis Ostermundigen/Oberfeld auf Trambetrieb – wurde ein zweistufiger Wettbewerb durchgeführt. Ziel war es, die stark verkehrsorientierte Platzgestaltung und -nutzung in einen vielfältig nutzbaren urbanen Raum umzugestalten.
Von 15 im Rahmen eines Ideenwettbewerbs eingereichten Projekten wählte das Preisgericht vier zur anschliessenden Weiterbearbeitung im Rahmen eines Studienauftrags aus. Zwei Ergebnisse vermochten schliesslich besonders zu überzeugen: das eine eher aus gestalterischer und städtebaulicher, das andere eher aus verkehrlicher Sicht. Das Preisgericht kam zum Schluss, die beiden Teams mit der gemeinsamen Weiterbearbeitung zu beauftragen. Aus diesem Prozess ging ein Projekt hervor, das im Rahmen der Umsetzung von «Tram Region Bern» hätte verwirklicht werden sollen. Aufgrund der Ablehnung des «Tram Region Bern» in der Gemeinde Köniz wurde das Projekt aber angepasst: Weil die Linie 10 weiterhin mit Bussen zu betreiben war, wurde auf den Gleiseinau in der Schwarzenburgstrasse verzichtet.
Öffentlicher Verkehr und motorisierter Individualverkehr
Die Grundidee des Projekts bestand darin, den motorisierten Individualverkehr (MIV) auf den Hauptachsen Seftigenstrasse, Zieglerstrasse, Schwarzenburgstrasse und Eigerstrasse auf je einer Spur pro Fahrtrichtung von und zum Knoten zu führen und diesen als einspurigen Kreisel zu gestalten. Die zuvor vorhandene Lichtsignalanlage an der Eigerkreuzung konnte somit ausser Betrieb genommen und durch eine sogenannte «Dunkelanlage» zur Sicherung und Bevorzugung des ÖV ersetzt werden: Die Anlage schaltet sich nur ein, wenn die Fahrzeuge des ÖV durch den Kreisel geleitet werden müssen. Dadurch konnten die Wartezeiten für alle Verkehrsteilnehmenden markant reduziert werden.
Mit dem Projekt wurden die ÖV-Haltestellen neu angeordenet und gestaltet: Die Tramzüge der Linie 3 und die Busse der Linie 10 halten seit der Umgestaltung an einer kombinierten, hindernis- und barrierefrei gestalteten Haltestelle auf der Westseite des Eigerplatzes. Um die Weiterführung der Tangentialbuslinie 28 bis zum Bahnhof Weissenbühl zu ermöglichen, wurde deren Haltestelle auf der Eigerstrasse auf der Höhe des Eigerhochhauses angeordnet.
Der neue Kreisel erlaubt das Wenden von Bussen beim Eigerplatz; sie müssen dazu nicht mehr über die Mühlemattstrasse und den Philosophenweg geführt werden. Dadurch wird das Quartier entlastet.
Fuss- und Veloverkehr
Dank der Reduktion der Verkehrsflächen für den MIV und den ÖV entstand Spielraum für eine sichere und komfortable Abwicklung des Fuss- und Veloverkehrs. Im Bereich der alten Tramhaltestellen wurde die Zieglerstrasse nach Westen verschoben, um für die neue Tram- und Bushaltestellen, den Fuss- und Veloverkehr und für die Platzgestaltung mehr Raum zu schaffen.
Der Veloverkehr wird nun durchgehend auf Velostreifen geführt. Auf der Eigerstrasse wurde für den Veloverkehr in die Mühlemattstrasse und ins Stadtzentrum in der Strassenmitte ein langer, breiter Linksabbiegestreifen geschaffen. Die wichtige Veloverkehrsachse Tscharnerstrasse – Mühlemattstrasse konnte auch mit den neuen ÖV-Haltestellen beibehalten werden. Für den Veloverkehr von der Ziegler- in die Schwarzenburgstrasse und von der Seftigen- in die Eigerstrasse konnten sogenannten «Velo-Bypässe» am Rand des Kreisels angelegt und dadurch die Verkehrssicherheit deutlich vebessert werden.
Die Fussgängerinnen und Fussgänger können die Zufahrtsstrassen im unmittelbaren Kreiselbereich auf den direktest möglichen Verbindungen queren. Das Überqueren der Zielgerstrasse bei der Tscharnerstrasse, im Bereich der Peugeot-Garage, beim Philosophenweg und vor der Mattenhofstrasse wurde mit neuen Zebrastreifen und Mittelinseln erleichtert.
Stadtraum
Stadträumlich konnte der Raum in Richtung eines Stadtteilzentrums aufgewertet werden, insbesondere beim Eigerplatz mit der Haltestelle und beim Platz vor dem Postgebäude.
Die dreieckige Freifläche Eigerplatz wurde offen gestaltet. Die schlichte Architektur der ÖV-Haltestelle mit dem abgewinkelten, leichten Dach bildet nun ein starkes Gegengewicht zum Eigerhochhaus. Das Haltestellendach wird indirekt beleuchtet und ist in der Nacht zum Orientierungszeichen des Stadtraums geworden. Der Platz dient als Warteort für Fahrgäste des öffentlichen Verkehrs, aber auch als Durchgangsraum für den Fuss und Veloverkehr.
Vor dem Postgebäude wurde eine bestehende Freifläche vergrössert und mit Baupflanzungen, Sitzgelegenheiten, einem Brunnen und einer neuen Beleuchtung aufgewertet. Er ist heute ein Treffpunkt für die Bewohnerinnen und Bewohner und die Beschäftigten der Betriebe im Umfeld.
Im Projektperimeter mussten 7 Bäume gefällt werden, 29 wurden neu gepflanzt. Mit den Baumpflanzungen entlang der Zieglerstrasse wurden Vorgaben aus der Quartierplanung Mattenhof (rechtskräftige Überbauungsordnung vom Juni 1987) umgesetzt.
Siedlungsentwässerung
Vom Projekt ebenfalls betroffen waren zwei Abwasserhauptleitungen, die unter dem Eigerplatz verlaufen: Für den Ersatz des Sulgenbachkanals und die Sanierung des Könizbachkanals hatte der Stadtrat am 13. November 2014 einen separaten Ausführungskredit von 2,875 Millionen Franken bewilligt. Die Arbeiten wurden gleichzeitig mit der Sanierung und Neugestaltung des Eigerplatzes realisiert.