Mehr Frauen als Männer im Berner Stadtrat
Erstmals haben die Frauen im Stadtparlament eine knappe Mehrheit. Ab 31. August 2017 setzt sich der Stadtrat aus 41 Frauen und 39 Männern zusammen. Damit sind die Geschlechter gemäss ihrem Anteil in der Bevölkerung im Rat repräsentiert.
Entwicklung der Geschlechteranteile
Nach Annahme des Frauenstimm- und -wahlrechts auf Gemeindeebene im Jahr 1968 konnten Frauen erstmals 1971 an den Gemeindewahlen teilnehmen und sich zur Wahl stellen. Sie zogen mit zehn Sitzen ins Parlament ein. Seither ist der Frauenanteil im Stadtparlament – mit Unterbrüchen – angestiegen. 1992 war das grosse Erfolgsjahr für die Frauen: Im Zuge der Rot-Grün-Mitte-Wende stieg der Frauenanteil von 20 auf 35 Sitze an. Dieser Wert wurde jedoch erst 20 Jahre später wieder erreicht bzw. übertroffen. Bei den Wahlen 2012 und 2016 erlangten Frauen 47,5 Prozent oder 38 der 80 Sitze. Dazwischen sank ihr Anteil wegen der üblichen Wechsel während der Legislatur allerdings deutlich unter die 40-Prozent-Marke. Nach ersten Wechseln 2017 herrschte ab März Gleichstand. Der aktuelle Anteil von 51 Prozent Frauen widerspiegelt ziemlich genau deren Anteil an der Berner Bevölkerung (52 Prozent).
Wahlchancen
Die Repräsentation in politischen Organen hängt davon ab, wie viele Frauen und Männer kandidieren und wie gut ihre Chancen bei den Wählenden sind. 1971 waren drei Viertel aller Kandidierenden für den Stadtrat Männer, bei den letzten Wahlen machten sie rund 60 Prozent aus. Vergleicht man den Anteil der gewählten Frauen mit dem Anteil der Kandidatinnen bzw. den Anteil der gewählten Männer mit dem Anteil der Kandidaten, ergibt sich die Wahlquote. Gleiche Wahlchancen bestehen dann, wenn die Geschlechteranteile bei den Gewählten und den Kandidierenden übereinstimmen (Wahlquote = 100).
Bei den Stadtratswahlen hatten Frauen bis 1988 einen schwereren Stand als Männer. Von 1992 bis 2008 bestanden ähnliche Wahlchancen, während bei den letzten beiden Wahlen die Frauen von den Wählenden leicht bevorzugt wurden.
Politische Repräsentation im Vergleich
Mit einem Frauenanteil von 51 Prozent steht Bern momentan an der Spitze der sechs grössten Schweizer Städte, gefolgt von Lausanne und Genf mit 40%, Winterthur (38%), Basel (32%), und Zürich (26%, Stand alle: 25.08.2017). Genf ist die einzige Stadt, die jemals eine Frauenmehrheit im Parlament hatte. 56 Prozent waren es 2007, was deutlich macht: «Rien n’est jamais acquis».
Das zeigt auch die Gesamtentwicklung der Frauenanteile bei Regierungen und Parlamenten von Kantonen und Städten: Bis Ende der 90er Jahre stiegen sie an, seither flacht die Entwicklung ab oder ist teils gar rückläufig. Insgesamt scheinen sie sich bei 25 bis 30 Prozent einzupendeln.
Auffallend ist das Auseinanderklaffen der Entwicklung in National- und Ständerat. Zwar steigt der Frauenanteil in der grossen Kammer fast kontinuierlich an (Ausnahme 2011), im Ständerat ist er seit 2003 jedoch rückläufig.
Die aktuelle Zusammensetzung des Stadtrats nach Parteien findet sich auf der Website des Stadtrats.