Saare Yosief, Co-Präsident
«Ich bin in Bern (Schweiz) geboren und aufgewachsen.» So selbstverständlich dies für mich auch ist, so ist dieser Satz einer der häufigsten, den ich in meinem Leben auf entsprechende Fragen als Antwort gegeben habe. Die Frage nach meiner Herkunft ist keine komplizierte, exemplarisch erinnert sie mich aber immer wieder daran, scheinbar anders zu sein.
Integration war für mich als Kind kein grosses Thema. Im Gegensatz zu meinen Eltern musste ich mich nie integrieren oder kulturelle Veränderungen erleben. Ich besuchte in Bern die Schule, das Gymnasium, studierte in Fribourg / Freiburg, Bern, Lugano und bin somit in dieser Kultur aufgewachsen. Selbstverständlich erleben wir alle immer wieder kleine Neuerungen im Leben, an welche wir uns anpassen müssen. Aber im Wesentlichen bin ich in der Schweiz kulturell verwurzelt, ein inhärenter Teil der Schweizer Gemeinschaft und beteilige mich daran. Ich habe mit Freunden und Freundinnen einen Fussballverein (Ostbärn FC) gegründet, ein Onlinemedium gestartet, dann fusioniert und an der Universität Bern ein neues Print- / Onlinemedium lanciert (bärner studizytig), ein Film-, Foto- und Kommunikationsunternehmen gegründet (The Setrunners GmbH) und diverse Gesellschaftsprojekte unterstützt.
Trotzdem habe ich ständig Erlebnisse, die mich daran erinnern, scheinbar anders zu sein. Es dominiert das Verständnis, Integration von aussen diktieren zu wollen. Dadurch wird Integration für betroffene Personen zur Einbahnstrasse ohne erkennbares Ende. In der Gesellschaft braucht es die Perspektive der betroffenen Personen und das Verständnis von Diversität. Auch deshalb liegt Integration in der Verantwortung aller, damit tatsächlich alle unabhängig von ihrem Hintergrund als Teil der Gesellschaft verstanden und behandelt werden. Mein Wissen der Integrationshürden versuche ich in die Fachkommission für Migrations- und Rassismusfragen zu tragen. Wie die Frage nach meiner Herkunft, die ich zum Abbau der Integrationshürden und für ein weitreichendes Diversitätsverständnis deshalb gerne mit dem Eingangssatz beantworte.