Navigieren auf Stadt Bern

Benutzerspezifische Werkzeuge

Binh Tschan

Foto Binh Tschan
Bild Legende:

Dass unsere Lebenswelten sowohl im globalen als auch lokalen Kontext von Ungleichheiten geprägt sind, habe ich anhand meiner eigenen Biografie erlebt. Geboren wurde ich im Flüchtlingslager auf einer malaysischen Insel, ungefähr ein Monat nachdem meine Eltern als sogenannte «Boat People» aus Vietnam geflüchtet waren. Ich war eineinhalb Jahre alt, als wir in die Schweiz kamen. Schon während meiner Kindheits- und Jugendjahre in Solothurn waren es insbesondere Begegnungen im Alltag – als Übersetzerin in der Schule, mit Behörden, im Einkaufsgeschäft usw. –, der mir zeigte, dass Menschen wie meine Eltern systematisch ausgegrenzt und diskriminiert werden. In dieser Welt eine Stimme für diejenigen zu sein , denen es aufgrund ihrer Lebensgeschichte oder -umstände nicht möglich ist, sich zu wehren, und für Wandel einzustehen, das hat mich schon als Kind und Jugendliche angetrieben. Wahrscheinlich deshalb habe ich Jus studiert und bin Anwältin geworden.

In den letzten Jahren habe ich mich sowohl beruflich als auch privat intensiv mit Diskriminierungserfahrungen an der Intersektion von Sexismus und Rassismus beschäftigt. Diese Reflexions- und Bildungsarbeit hat mir geholfen, meine als asiatisch gelesene Frau in der Schweiz gemachten Erfahrungen in den grösseren Kontext des anti-asiatischen Rassismus einzubetten. Dieses migrantisch situierte Wissen wie auch meine Fachexpertise im Migrations- und Gleichstellungsrecht möchte ich nun auch in die Fachkommission einbringen. Ich lebe seit über 10 Jahren mit meiner Familie hier in Bern und kann diesen Ort mein zu Hause nennen. Dennoch geht es mir hier immer noch wie vielen anderen migrantisierten Menschen: Wir haben zwar unterschiedliche Geschichten, aber viele von uns eint eine erlebte Erfahrung des ewigen in Frage gestellt Werdens und die Suche nach einem sicheren Ort, an dem wir sein können, wer wir sind, und nicht was andere in uns sehen. Mein grösster Wunsch ist es, dass meine Tochter und die Generationen nach ihr, Bern als einen solchen Ort erleben können. Dafür will ich mich einsetzen.

Weitere Informationen.

Fusszeile