Referat anlässlich der Vernissage des Kunstprojekts «SOLANGE»
Referat von Gemeinderätin Ursina Anderegg, Direktorin für Bildung, Soziales und Sport, anlässlich der Vernissage des Kunstprojekts «SOLANGE», 6. März 2025.
(Es gilt das gesprochene Wort)
Liebe Freund*innen und Mitstreiter*innen
Ich freue mich sehr, dass Katharina Cibulka mit ihrem internationalen und partizipativen Kunstprojekt nach Bern gekommen ist, und ich danke der feministischen Friedensorganisation Frieda, dass sie das möglich gemacht hat. Ich freue mich, dass wir hier in Bern auf solch eine kreative Art und Weise darauf aufmerksam und sichtbar machen können, dass es uns Feminist*innen und das feministische Engagement braucht – in der heutigen Welt, in der grundlegende Errungenschaften wieder komplett in Frage gestellt werden, leider mehr denn je; aber auch hier in Bern. Denn:
- Solange wir auch in Bern – nochmals vielen Dank an Frieda – jedes Jahr 16 Tage gegen Gewalt durchführen müssen, um auf geschlechtsspezifische Gewalt aufmerksam zu machen
- Solange sich auch in Bern Menschen in der Nacht nicht sicher fühlen – die Bevölkerungsbefragung 2023 in der Stadt Bern hat gezeigt, dass sich Frauen und queere Menschen im Vergleich zu heterosexuellen Männern unsicherer fühlen; 42 Prozent der queeren Frauen fühlen sich unsicher – nachzulesen auf www.bern.ch / Diversität in Zahlen
- Solange auch in Bern eine Dringlichkeit besteht, ein spezifisches Angebot an Plätzen in Notschlafstellen für FLINTA* zu schaffen
- Solange es seitens des Kantons noch keine einheitlichen Vorgaben gibt für die geschlechter- und queersensible Unterbringung von Geflüchteten, für die Prävention von sexueller Gewalt und für die Begleitung von LGBTIQ-Menschen
- Solange es KlimaSeniorinnen braucht, um darauf aufmerksam zu machen, dass die Schweiz die Menschenrechte der älteren Frauen verletzt, weil das Land nicht das Nötige gegen die fortschreitende Klimaerwärmung tut
- Solange auch in Bern nicht der gleiche Lohn für gleiche Arbeit bezahlt wird
- Solange es an Anerkennung der überwiegend von Frauen geleisteten bezahlten und unbezahlten Care-Arbeit mangelt
- Solange Armut im Alter weiblich ist
- Solange sind wir alle Teil des Patriarchats und haben wir es nicht geschafft, die patriarchalen Strukturen aufzubrechen. Solange bin ich persönlich Feministin, und solange braucht es uns Feminist*innen. Solange braucht es Künstler*innen wie Katharina Cibulka, die diesen Missstand sichtbar machen.
Vielen Dank Katharina Cibulka, dass du eine so prägnante, eindrückliche, kreative und partizipative Art gefunden hast, uns Berner*innen ein eindrückliches Mahnmal vor die Nase zu hängen.