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Referat von Gemeinderat Reto Nause anlässlich der PUSCH-Tagung; Städte und Gemeinden auf dem Weg zur Netto Null-Mobilität, Eventforum Bern

15. September 2020

Referat von Gemeinderat Reto Nause, Direktor für Sicherheit, Umwelt und Energie, anlässlich der PUSCH-Tagung; Städte und Gemeinden auf dem Weg zur Netto Null-Mobilität, Eventforum Bern, 15. September 2020 ©

(Es gilt das gesprochene Wort)

Sehr geehrte Damen und Herren
Liebe Frau Menet
Lieber Herr Meier
Lieber Herr Beckmann
Sehr geehrte Anwesende

Es freut mich Sie hier heute zahlreich begrüssen zu dürfen. 

Nun, die Themen Klimaschutz und nachhaltige Energie haben dieses Jahr keinen einfachen Stand, wenn es darum geht, die Aufmerksamkeit und das Engagement der Bürgerinnen und Bürger für sich zu gewinnen. Wir stehen heute diesbezüglich vor ganz anderen Herausforderungen als noch vor einem Jahr als wir etwa gerade in Bern wöchentlich Kundgebungen zum Klimaschutz verzeichneten. 

Die Herausforderungen für einen nachhaltigen Klimaschutz und Energieverbrauch wiederum sind seither nicht kleiner, sind nicht weniger geworden.

In vielen Städten wurde und wird aufgrund der Klimabewegung darüber diskutiert, wie und welche Zielsetzungen zur Reduktion der CO2-Emissionen gesetzt werden sollen. Die Klimabewegung zeigte Wirkung. Politische Vorstösse werden überwiesen. Regierungen und Verwaltungen werden beauftragt, Zielpfade auszuarbeiten, wie eine Stadt CO2-neutral werden kann oder eben eine sogenannte Netto-Null erreicht werden könnte.

Die Städte werden mit der Frage konfrontiert, was sie wirklich tun fürs Klima. Ein beachtlicher Teil des CO2-Ausstosses geht auf das Konto der Mobilität. Die Emissionsreduktion im Verkehr ist also zentral für die Zielerreichung.

Denn, wenn der Beginn der Corona-Krise etwas gezeigt hat, dann wie massiv wir Schweizerinnen und Schweizer unterwegs sind und welche Auswirkungen dies beispielsweise auf unsere Luftqualität hat.

Die Phase, in der fast niemand mehr aus dem Haus zur Arbeit ging, nicht geflogen wurde und nur ein Bruchteil der Bevölkerung mit dem Auto zur Arbeit ging. Sie ist keine, die wir uns per se zurückwünschen. Aber sie zeigte eindrücklich, dass eine deutliche Reduktion des Verkehrs möglich werden kann. Mittels Homeoffice und dank den digitalen Möglichkeiten, beispielsweise eine Sitzung abzuhalten, für die vormals eine Reise durch die halbe Schweiz angetreten wurde.

Verstehen sie mich nicht falsch. Ich bin für den Austausch und den direkten Kontakt im Geschäftlichen – sie sind essenziell für die Qualität und den Erfolg der Arbeit. Jedoch dürfte das vor der Pandemie herrschende Ausmass an Berufs- und Freizeitverkehr durchaus auch kritisch beurteilt und redimensioniert werden.

Für uns, für die Stadt Bern, sind die Fragen des Klimafreundlichen und der nachhaltigen Mobilität gewiss keine neuen Fragen. Wir verfolgen seit Jahren eine konsequente Energie- und Klimapolitik. Der Gemeinderat nimmt die Klimasituation ernst und überprüft die Wirkung seiner Massnahmen alle zwei Jahre.

Vor gut anderthalb Jahren haben wir als Gemeinderat der Stadt Bern zusätzliche Massnahmen beschlossen, die Eingang gefunden haben in die Energie- und Klimastrategie 2025 der Stadt Bern:

  • Eindämmung des Angebots privater Parkplätze bei Neubauten à 0.2 PP pro Wohnung bei Neubauten unter bestimmten Voraussetzungen wie guter Anschluss an den ÖV, Förderung Fuss- und Veloverkehr sowie von Sharing-Angeboten;
  • Reduktion des Angebots und Erhöhung der Tarife für Parkplätze bei städtischen Schul- und Sportanlagen;
  • Lenkungsabgabe auf öffentlichen Parkplätzen à Abstufung der Parkplatztarife nach Zentralität, Differenzierung von alternativen Antriebstechnologien bzw. Energieträgern (Elektro, Hybrid, Biogas usw.) anstreben, damit diese Fahrzeuge weiterhin von tieferen Tarifen profitieren können;
  • Reduktion des Angebots öffentlicher Parkplätze à mittelfristig Halbierung des Angebotes an öffentlichen Parkplätzen;
  • Flächendeckende Temporeduktionen à Tempo 30 auf dem Basisnetz wird bei städtischen Strassen möglichst flächendeckend eingeführt;
  • Mobilitätshubs und autofreie Innenstadt -> Die Erschliessung der Innenstadt erfolgt langfristig primär mittels Alternativen zum MIV, die Innenstadt selber wird autofrei;
  • Umstellung Buslinien BERNMOBIL auf elektrischen Antrieb -> da läuft ein Pilot auf einer Linie, Umstellung auf weiteren Linien ist in Planung;
  • Optimierung des Verkehrsmanagements und Abbau von Fahrspuren -> Dosierungsmassnahmen auf dem städtischen Strassennetz zu Gunsten des Veloverkehrs, des ÖV und des Wirtschaftsverkehrs und zu Lasten des übrigen MIV werden verstärkt, gleichzeitig wird der Abbau von Fahrspuren unter Berücksichtigung der Anliegen des Veloverkehrs, des ÖV und des Wirtschaftsverkehrs angestrebt;
  • Sharing is caring à Steigern der «Sharing-Rate» von Fahrzeugen in der Stadt Bern und damit einsparen von natürlichen Ressourcen in Form von grauer Energie;
  • Verbilligung von Libero- und Generalabonnementen bis zum 18. Geburtstag à Einführung einer Vergünstigung der Abonnemente um 100 Franken für 18-jährige beim Bezug eines Libero-Jahresabonnements oder eines Generalabonnements, damit diese zum Zeitpunkt einer möglichen «Autofahrerkariere» die Alternative ÖV nutzen;

weiter wichtig bleibt die Förderung des Veloverkehrs, die Velo-Offensive; des Fussverkehrs, Querungen, attraktive Orte zum Verweilen, Beschattung;

Wir bauen an einer umweltfreundlichen und stadtverträglichen Logistik, Cargobike-Förderprogramm in Unternehmen «Mir sattlä um!», Cargobike-Sharing «carvelo2go», kürzlich vom GR verabschiedetes «Konzept Stadtlogistik Bern»; einer umweltfreundlichen und stadtverträglichen Mobilität der MA der Stadtverwaltung:

  • Pendlerverkehr: 80 % der Mitarbeitenden der Stadtverwaltung kamen 2019 mit dem Velo, dem öV oder zu Fuss zur Arbeit; insb. das Velo wird immer häufiger genutzt und hatte 2019 bereits einen Anteil von etwas mehr als 27 %
  • Umrüstung der PW- und Nutzfahrzeugeflotte auf E-Mobilität, Pooling von PW, Nutzung Mobility CarSharing, Nutzung Leihvelos von PubliBike
  • (Flugreiseverbot für die ganze Stadtverwaltung);
  • (Keine Gratisparkplätze für die Stadtverwaltung); 

Nun, ich möchte behaupten wir tun in Bern vieles und können auch vieles tun, um im Bereich der Mobilität eine deutliche Reduktion der CO2-Emissionen zu erreichen. 

Was aber genauso wichtig ist: Es sind realistische Ziele! Sie werden spürbar sein, ja. Aber sie sind machbar. Und das ist unser Hauptanliegen. Wir setzen um, was wir uns vornehmen. 

Dieser Prozess dauert und muss von der Bevölkerung möglichst mitgetragen werden. Wir als Stadt schaffen die Rahmenbedingungen, und richten die Infrastruktur entsprechend aus. 

Ich hoffe, dass uns dies gelingt, um im Rahmen der national gesteckten Ziele unseren Beitrag als Stadt zu leisten. 

Ich danke an dieser Stelle der Organisatorin der Tagung und dem Geschäftsführer der Stiftung PUSCH und der Mobilitätsakademie des TCS mit euren Teams, dass ihr diesen Anlass und den Austausch möglich macht, damit wir uns in diesem wichtigen Thema stetig vorwärtsbewegen – CO2-frei versteht sich!

Nun wünsche ich Ihnen eine erhellende und erfrischende Tagung mit viel Erkenntnisgewinn. 

Vielen Dank!

Referat von Gemeinderat Reto Nause, Direktor für Sicherheit, Um-welt und Energie, anlässlich der PUSCH-Tagung; Städte und Gemeinden auf dem Weg zur Netto Null-Mobilität, Eventforum Bern, 15. September 2020 ©
Titel
PUSCH-Tagung; Städte und Gemeinden auf dem Weg zur Netto Null-Mobilität, Eventforum Bern, Referat von Gemeinderat Reto Nause, 15.09.2020 (PDF, 155.3 KB)

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