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Rede von Gemeinderat Reto Nause anlässlich des 9. Motor Summit zum Thema «Energie- und Klimastrategie 2025»

4. Dezember 2019

Rede von Gemeinderat Reto Nause, Direktor für Sicherheit, Umwelt und Energie, anlässlich des 9. Motor Summit zum Thema «Energie- und Klimastrategie 2025», 04. Dezember 2019 ©

(Es gilt das gesprochene Wort)

Sehr geehrte Damen und Herren
Geschätzte Anwesende

Ich bedanke mich für die Einladung und freue mich Sie heute hier zum zweiten Teil des 9. Motor Summit begrüssen zu dürfen. 

Es ist zwar die neunte Ausgabe des Gipfels, jedoch die erste in Bern. Und es freut mich deshalb ausserordentlich, hier heute vor Ihnen zu stehen. 

Sie werden sehen, Bern ist nicht nur wunderschön sondern auch geographisch ideal gelegen für solche Treffen – ist es doch für Sitzungsteilnehmende aus der Gesamtschweiz «gäbig glägä», so doch auch für die Fachleute aus der Westschweiz deutlich näher. 

Die Stadt Bern verfügt seit Jahren über eine ausgefeilte Strategie zur Erreichung ehrgeiziger Energie- und Klimaziele. 

In diesem nun bald vergangenen Jahr jedoch lag der Fokus auf diesen Themen wie sonst noch kaum in meiner 10-jährigen Zeit als Berner Umwelt- und Energiedirektor.

Mit dem Energierichtplan hat die Stadt Bern ein strategisches Planungsinstrument für die Energieversorgung der Stadt Bern erarbeitet und treibt dessen Umsetzung voran.

Mit der Energiestrategie legen wir die energiepolitischen Ziele fest und zeigen gleichzeitig auf, wie diese erreicht werden können.

Ich wurde gebeten etwas ausführlicher unsere «Energie- und Klimastrategie 2025 Stadt Bern» vorzustellen. 

Diese umfasst ab 2015 einen Betrachtungshorizont von zehn Jahren. Mit der Energie- und Klimastrategie 2025 steht der Stadt Bern nicht nur ein Planungsinstrument für die Versorgung von Gebäuden mit Strom und Wärme zur Verfügung, sondern auch für den Energieverbrauch durch den Verkehr. 

Ich möchte Ihnen in etwa aufzeigen, wo wir stehen, indem ich einige zentrale Fragen beantworte:

Welche Priorität hat Stromeffizienz / der Industriesektor im Rahmen der Energiestrategie?

Die Energie- und Klimastrategie der Stadt Bern setzt sowohl auf Effizienz der verwendeten Antriebsmotoren als auch auf den – wo möglich – Einsatz erneuerbarer Energieträger. 

Der Hauptfokus unserer Strategie liegt nach wie vor klar in der Reduktion der CO2-Emissionen.

Eines unserer wichtigen Instrumente in der Zusammenarbeit mit der Industrie und dem Gewerbe der Stadt Bern ist dabei die Klimaplattform der Wirtschaft. Die Stadt und die Partnerunternehmen der Klimaplattform der Wirtschaft haben sich schon vor mehr als 10 Jahren (freiwillig) verpflichtet, jährlich durch innovative und gleichzeitig ökonomisch vertretbare Massnahmen 2000 Tonnen CO2-Ausstoss zu reduzieren. 

Da kommen diverse Massnahmen zusammen, vom Einsatz energieeffizienterer Motoren und erneuerbaren Energieträgern über Wärmerückgewinnung bis zur Nutzung der Abwärme aus industriellen oder gewerblichen Prozessen. 

Nicht zu vergessen ist ausserdem das Engagement der Stadt Bern im Bereich der Elektromobilität: So haben wir in verschiedenen Test- und Innovationsphasen mit Gewerbetreibenden der Stadt zusammen Einsatzbereiche sowie Vor- und Nachteile verschiedener elektrisch betriebener Fahrzeuge getestet – und den Betrieben während einer gewissen Zeitspanne die Möglichkeit gegeben, die getesteten Fahrzeuge zu Vorzugspreisen (subventioniert durch die Stadt) zu übernehmen.

Welche Ziele hat sich die Stadt gesetzt?

Die Stadt hat sich selbst ehrgeizige Ziele gesetzt, die sie mit aller Kraft erreichen will:

Im Verkehr auf städtischem Netz soll der Verbrauch fossiler Treibstoffe bis 2025 um 45% gesenkt werden.
Der Wärmeverbrauch der Stadt Bern um minus 15% gegenüber 2008.

Weil die Stadt als öffentliche Hand auch Vorbild- und Pionierfunktionen übernimmt, haben wir für die Stadtverwaltung noch ehrgeizigere Ziele gesetzt:

Bis 2025 soll sich der Wärmeverbrauch gegenüber 2008 um 20% reduzieren. Die CO2-Emissionen auf die Hälfte derjenigen von 2008.

Nun fragen Sie als Profis Ihrer Branche sich wohl: Welche Rolle spielen Motoren dabei?

Grundsätzlich spielen alle Teilbereiche der Energienutzung eine Rolle. Erst mit einem breit abgestützten Massnahmen-Mix ist es nämlich möglich, die ehrgeizigen Ziele bis 2025 zu erreichen.

Wie schon erwähnt, ist unser übergeordnetes Ziel die effektive Reduktion der territorialen CO2-Emissionen.

Selbstverständlich spielen dabei Motoren eine wesentliche Rolle, insbesondere natürlich Verbrennungsmotoren, welche heutzutage noch überwiegend mit fossilen Energien betrieben werden. 

Neben der Industrie und dem Gewerbe liegt der Fokus deshalb auch auf der Mobilität, ist diese doch für rund einen Drittel der städtischen CO2-Emissionen verantwortlich!

Welche Zielgruppe soll angesprochen werden?

Nur durch einen breit angelegten Massnahmen-Mix, der die verschiedenen Lebensbereiche betrifft, können wir die gewünschten Ziele erreichen.

Insofern gibt es nicht DIE Zielgruppe, sondern je nach Massnahme – und davon haben wir in der Energie-und Klimastrategie immerhin 52 – eine Zielgruppe:

Neben Industrie und Gewerbe, die bereits erwähnt wurden, werden auch Fahrzeugbesitzende, Liegenschaftseigner, Transportunternehmen, die Stadtverwaltung selber, Mieterinnen und Mieter, Schulen, Bürgerinnen und Bürger angesprochen.

Mit welchen Massnahmen, Programmen, Förderinstrumenten wollen wir das tun? Was bietet die Stadt an?

Massnahmen: Die Energie- und Klimastrategie umfasst 52 Massnahmen in 8 Handlungsfeldern. Es würde den Rahmen dieser Ausführungen sprengen, auf alle einzugehen, deshalb erwähne ich hier die Handlungsfelder:

1 Entwicklungs- und Raumplanung
2 Energieeffizienz Gebäude (Wärme und Strom)
3 Erneuerbare Energie (sowohl zur Wärme wie auch Stromnutzung)
4 Verkehrsangebot
5 Nachfragebeeinflussung Mobilität
6 Vorbild Stadt (Gebäude, Anlagen und Fahrzeuge der öffentlichen Hand)
7 Kommunikation, Kooperation und Organisation
8 Erweiterter Handlungsplan Klima, beschlossen durch den Gemeinderat der Stadt Bern im vergangenen Mai dieses Jahr

Programme: Im Bereich der Motoren sind insbesondere die Programme zur Förderung angepasster Elektromobilität, die Zusammenarbeit mit den öffentlichen Verkehrsbetrieben, der BERNMOBIL, bezüglich der Beschaffung neuer, energieeffizienter und mit nicht fossiler Energie betriebener Fahrzeuge, sowie die langjährige Zusammenarbeit mit den Unternehmen der Stadt Bern im Rahmen der Klimaplattform der Wirtschaft zu erwähnen.

Daneben bieten wir aber auch eine Beratungsstelle (Energieberatung Stadt Bern) an, wo Informationen zu allen Bereichen nachhaltiger Energienutzung eingeholt werden können. Wichtig ist ausserdem die enge institutionalisierte Zusammenarbeit mit dem städtischen Energieversorger ewb bei der Umsetzung der Energie- und Klimastrategie, aber auch das Beratungsangebot für Liegenschaftsbesitzende «bern-saniert plus». Damit werden energierelevante Gebäudesanierungen unterstützt.

Förderinstrumente: Seitens Stadt (Ökofonds) werden aktuell folgende Förderprogramme angeboten:

  • Unterstützung Photovoltaik-Anlagen (PV-Anlagen)
  • Zusammenschluss zum Eigenverbrauch von Photovoltaik für Stromkonsumenten und -konsumentinnen
  • Gasfahrzeuge
  • Smarte Heizkörperthermostate
  • Anschluss an Nah- und Fernwärme (inklusive Übergangslösungen bei Heizungsersatz)
  • Bezug von Biogas
  • Sonnenkollektoren
  • Erstellen des GEAK+, inklusive Vorschläge für energetische Sanierungen
  • Energieberatung Stadt Bern (weitestgehend kostenlos)
  • Der Ökofonds unterstützt aber auch Einzelgesuche bezüglich Innovationen im Bereich der CO2-Reduktion


Nun, wie ist der aktuelle Stand der Zielerreichung für 2025?

Es gibt viele positive Verläufe; etwa beim Anteil erneuerbarer Energien zur Wärmeversorgung. Oder der Anteil lokal produzierter erneuerbarer Strom am Stromverbrauch auf Stadtgebiet.

Allerdings gibt es auch Bereiche, in denen die Chance das Ziel bis 2025 zu erreichen, deutlich weiter weg ist: Etwa beim Verkehr, der Verbrauch fossiler Treibstoffe konnte bisher nicht effizient genug gesenkt werden, oder auch der Energieverbrauch pro Stadtbernerin und Stadtberner für die Mobilität ist nach wie vor zu hoch.

Auch herausfordernd sind die Nachwirkungen der kantonalen Abstimmung zum Berner Energiegesetzt von vergangenem Februar.

Die Stadtberner Bevölkerung war mit fast Dreivierteln für das kantonale Energiegesetz. Das klare Stimmergebnis in der Stadt aber gibt mir als Umwelt- und Energiedirektor, gibt der Stadtberner Regierung einen klaren Auftrag in die eingeschlagene Richtung weiterzugehen. Das freut mich sehr.

Um die Herausforderung in der Umsetzung aber zu erreichen, müssen alle Akteure zusammenspannen; die öffentliche Hand, das Gewerbe, die Bevölkerung.  

Gibt es Erfolgsgeschichten? 

Ja, die gibt es! Wir haben soeben das Re-Audit für das Label Energiestadt Gold gemeistert – gemeistert im wahrsten Sinn, denn wir sind mit der höchsten je erreichten Punktzahl auf Platz 1 aller Schweizer Städte und Gemeinden gelandet und somit Schweizer Energiestadtmeister!

Darauf sind wir einerseits stolz, andererseits ist dieser Erfolg auch ein starker Motor für unsere Motivation, den eingeschlagenen Weg konsequent weiterzugehen.

Nun wünsche ich Ihnen allen einen ergiebigen heutigen Anlass, auf dass das Getriebe geschmiert wird und der Motor schnurrt wie eine Katze.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

Weitere Informationen.

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