Grusswort von Gemeinderat Reto Nause anlässlich der Vernissage der Ausstellung «Stärker als Gewalt/Plus fort que la violence»
Grusswort von Gemeinderat Reto Nause, Direktor für Sicherheit, Umwelt und Energie, anlässlich der Vernissage der Ausstellung «Stärker als Gewalt/Plus fort que la violence» im Gymnasium Kirchenfeld, 03. September 2019 ©
(Es gilt das gesprochene Wort)
Sehr geehrter Herr Regierungsrat Müller, lieber Philippe
Sehr geehrter Herr Lorenzetti
Sehr geehrte Frau Staatsrätin Demierre
Sehr geehrte Initiantinnen und Initianten dieser Veranstaltung
Liebe Gäste
Es freut mich, anlässlich der Ausstellungseröffnung von «Stärker als Gewalt» heute einige Worte an Sie richten zu können.
Wie sagt man so schön? «Streit kommt in den besten Familien vor». Davon sprechen wir aber heute nicht.
Wenn unser Zuhause nicht mehr der schützende Ort ist, an welchen wir uns bei stürmischem Wetter zurückziehen können, dann ist das für sich schon meist sehr schwierig und schlimm. Umso mehr müssen dann andere Mechanismen greifen und andere Menschen helfen können.
Denn zu oft und zu lange werden Auseinandersetzungen nicht gegen aussen getragen, sie bleiben in den eigenen vier Wänden und finden keinen Widerhall.
Wenn ich «Auseinandersetzung» sage, dann meine ich Auseinandersetzungen, die zu Häuslicher Gewalt führen, bei denen Gewalt im Spiel ist.
Der Begriff Häusliche Gewalt wird oft auf Paargewalt reduziert. Wir wissen aber, dass sie nicht nur Paare und Ex-Paare, sondern oftmals leider auch Kinder trifft. Kinder als Mitbetroffene, d.h. als Zeugen der Paargewalt oder als Direktbetroffene, wenn sie selber Gewalt erfahren.
Doch bis man mit dem eigenen solchen Problem nach aussen tritt – sich vielleicht auch nur endlich einem guten Freund anvertraut – dauert es oftmals viel zu lang.
Häusliche Gewalt geschieht oft zu Hause in den eigenen vier Wänden. Wir vermuten eine hohe Dunkelziffer. Doch die Thematik geht uns alle etwas an, die Gesellschaft als Ganzes und insbesondere auch die Politik. Häusliche Gewalt darf keine Privatsache sein.
Das Thema muss enttabuisiert werden. Das Problem muss beim Namen genannt und Gefahren müssen gebannt werden. Schnell, lösungsorientiert, gleichzeitig diskret und ohne Vorurteile.
Die Stadt Bern nimmt ihre Verantwortung in diesem schwierigen Thema sehr ernst und sie versucht ihr Bestes, die Möglichkeiten zugunsten der Betroffenen auszuschöpfen.
Es ist wichtig, dass von Häuslicher Gewalt Betroffene eine niederschwellige, rasche und spezifische Unterstützung erhalten. Mit den bestehenden Angeboten in der Stadt Bern, insbesondere der Fachstelle Häusliche Gewalt und der gut funktionierenden Zusammenarbeit zwischen den städtischen und kantonalen Stellen, ist dies gewährleistet. Häusliche Gewalt kann von keiner Stelle im Alleingang gelöst werden, es braucht ein gutes Zusammenspiel der verschiedenen Institutionen.
Als für die Betroffenen anonym zugängliche Informations- und Hilfe-Drehscheibe stellt die Fachstelle Häusliche Gewalt Hilfe in der Stadt Bern sicher. Sie ist darauf ausgerichtet, Angehörige, Nachbarn, Freunde, andere Fachpersonen oder die Opfer direkt beraten und unterstützen zu können. Den Opfern steht es dabei zu jedem Zeitpunkt frei, die Hilfe anzunehmen oder nicht. Wichtig aber ist, dass sie wissen, dass «da draussen» Hilfe bereitsteht.
243 Meldungen erreichten die Fachstelle für Häusliche Gewalt letztes Jahr, bei 56% der Fälle waren Kinder direkt oder indirekt betroffen.
Auch hier zeigt sich wie wertvoll das funktionierende Zusammenspiel der verschiedenen Institutionen ist.
Die Fachstelle Häusliche Gewalt ist zuständig für die Kontaktaufnahme und Nachbetreuung von Opfern Häuslicher Gewalt nach einer polizeilichen Intervention innerhalb der Stadt Bern (Opfer müssen Wohnsitz in der Stadt Bern haben).
Die Akzeptanz des proaktiven Ansatzes (Kontaktaufnahme nach polizeilicher Intervention) der Fachstelle ist weiterhin sehr hoch. Nur rund 10% der Betroffenen sind der Einladung zu einem Beratungsgespräch nicht gefolgt oder haben den Termin abgesagt.
Aber ich mache keinen Hehl daraus, dass wir noch nicht am Ziel sind. Jeder Fall ist einer zu viel.
Und deshalb erachte ich auch die hier sich zeigende Zusammenarbeit der Instanzen zur Weitergabe des Fachwissens, wie sie im Rahmen dieser Ausstellung – insbesondere auch gegenüber jungen Menschen – erfolgt, als essenziell für eine wirkungsvolle Bekämpfung jeder Art von Häuslicher Gewalt.
Den Mitorganisatoren dieser Ausstellung gehört mein grosser Dank. Danke dafür, dass Sie das Thema ansprechen und sichtbar machen. Danke für die grosse und zwingend notwendige Vernetzung und Zusammenarbeit der involvierten Institutionen.
Danke aber auch Ihnen allen, die sich offen zeigen, sich über ein Thema zu informieren, von welchem Sie bis heute hoffentlich selbst nicht betroffen waren. Und bitte denken Sie daran: Jede Fachstelle, jede Vernetzung, jede bereitgestellte Hilfe kann nur ankommen und wirken, wenn eine Tat gemeldet wird.
Also, meine Damen und Herren: Sehen wir hin – es ist wichtig!
Vielen Dank!
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Vernissage der Ausstellung «Stärker als Gewalt/Plus fort que la violence», Grusswort von Gemeinderat Reto Nause, 03.09.2019 (PDF, 119.0 KB) |