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Grusswort Michael Aebersold anlässlich der Vernissage zur Ausstellung «Saitensprünge – wenn Musiker malen»

9. November 2018

Grusswort von Gemeinderat Michael Aebersold, Direktor für Finanzen, Personal und Informatik, anlässlich der Vernissage zur Ausstellung «Saitensprünge – wenn Musiker malen», 9. November 2018©

Es gilt das gesprochene Wort


Liebe Künstlerinnen und Künstler
Liebe Eingeladene, Medienschaffende und Veranstaltende

Es freut mich sehr, Sie im Namen des Gemeinderats zur zweiten Ausgabe der Ausstellung «Saitensprünge – wenn Musiker malen» begrüssen zu dürfen.

Vor zwei Jahren fanden die ersten Saitensprünge in Bern statt. Die Idee stammt von Polo Hofer und alle, die vor zwei Jahren hier waren, erinnern sich an seine bewegende Videobotschaft. Am 22. Juli 2017 hat – gemäss einem Song von ihm – «sys letschte Stündli gschlage». Als Polo-Fan der ersten Stunde hat mich das sehr getroffen. Seine Songs bleiben unsterblich und begleiten mich durch den Alltag. Oft, wenn es spät ist, natürlich «im letschte Tram»… 

Musikerinnen und Musiker können laut sein, sie können leise sein und sie beherrschen die Zwischentöne. Werden die Töne mit Texten unterlegt, entsteht ein musikalisches Gedicht. Nicht nur weil ich unmusikalisch bin, bewundere ich Musikerinnen und Musiker. Es gelingt ihnen immer wieder, Abertausende in ihren Bann zu ziehen, Funken zu versprühen und ein Feuer zu entfachen. Ich habe nicht nur Bilder von Freddy Mercury, Tina Turner oder Madonna vor mir. Das gleiche gelingt auch den heute anwesenden Künstlerinnen und Künstlern immer wieder.

Wichtige Voraussetzungen sind neben der Begabung Kreativität, Witz, offene Augen und ein kritischer Blick. Bei solchen Voraussetzungen ist es kein Wunder, dass Musikerinnen und Musiker auch noch malen können. Und dies, wie Sie hoffentlich selber schon festgestellt haben, mit viel Talent.

Polo steht exemplarisch für diese künstlerische Vielfalt. Von Haus aus brauchte er als ausgebildeter Lithograf eine geschickte Hand. Seine Bilder zeigen, dass hier jemand mit viel Know-how am Werk war. Seine Berufung fand Polo aber in der Mundartmusik. Hier zeigte er sein feines Gespür für die Sprache, ihren Klang und die Kombination mit passender Musik. Er war ein Musikpoet, dessen Texte alle verstanden. Und wie viele Künstlerinnen und Künstler war Polo Zeit seines Lebens politisch engagiert. So blüttelte er 1971 mit den Härdlütli um die Gunst der Bernerinnen und Berner für einen Sitz im Stadtrat. Die Forderungen der Härdlütli waren ihrer Zeit weit voraus: Abschaffung des motorisierten Individualverkehrs in der Berner Innenstadt, mehr Kinderkrippen oder die Legalisierung des Cannabis Konsums. Diese Forderungen haben die Berner Politik in den letzten Jahren immer wieder beschäftigt und viele wurden inzwischen umgesetzt.

Es ist ein Privileg der Künstlerinnen und Künstler, politische Themen aufzugreifen und in ihren Liedern zu thematisieren. So zog sich Polo bereits 1974 wegen Kriegen und zu viel Verkehr in seine «Muschle» zurück, während sich Toni Vescoli ein Jahr später in seinem Song «schoo root» über die ersten Verkehrslenkungsmassnahmen nervte.

Das Mobilitätsverhalten hat sich seither übrigens extrem verändert; in der Stadt Bern besitzen nur noch 40 % der Haushalte ein Auto und das Velo ist so richtig am Boomen. Keine Angst: Ich werde Sie vor weiteren politischen Aussagen verschonen.

Klar ist für mich aber, dass Politik und Kunst mehr gemeinsam haben als Mann und Frau auf den ersten Blick denken könnten. Ich meine damit, dass Kunst und erfolgreiche Politik in einem vergleichbaren Prozess entstehen. Zu Beginn steht immer eine Idee. Diese wird geschärft und iterativ realisiert. Dabei braucht es immer auch kritische Rückmeldungen. Und ob Sie es glauben oder nicht, auch in der Politik sind kreative Lösungen gefragt. Der grösste Unterschied besteht darin, dass Kunst im Gegensatz zur Politik nicht mehrheitsfähig sein muss.

Doch zurück zur Ausstellung: Bern ist gemütlich, überschaubar und hat einen frankophon angehauchten Charme. Bern ist auch international, Kulturstadt und Förderin der Kleinkunst. Deshalb hat Bern schon viele grosse Künstlerinnen und Künstler hervorgebracht – oder auch nach Bern geholt.

Da lande ich heute unweigerlich bei Otto Waalkes, der bei mir etwa zur gleichen Zeit wie Polo und Toni Vescoli Mitte der 1970er Jahre auf den Radar kam. Ich kaufte mir seine Tapes und die Übertragungen seiner Shows im TV gehörten zu den Highlights. Sein Besuch freut mich besonders. Er gibt mir zudem die Gelegenheit, einen Klassiker von Otto zu revidieren: Wenn du – zumindest in den Berner Alpen – «Hallo Echo» rufst, tönt es «Hallo Polo» zurück!

Ich danke den Veranstaltenden und den Ausstellungspartnerinnen und Ausstellungspartnern im Namen des Gemeinderats, dass sie die Kulturstadt Bern mit einem innovativen Kunstevent bereichern. Ein spezieller Dank geht an Steph Kaye, welche Herz und Seele dieses Events ist und diesen mit einem riesigen Engagement ermöglicht hat. Sie macht übrigens selber tolle Musik und malt auch. Den Künstlerinnen und Künstlern danke ich für den Einblick in ihr zum Teil weniger bekanntes, aber nicht minder talentiertes Schaffen. Ihnen allen wünsche ich viel Vergnügen beim Entdecken von Saitensprüngen. Und wer weiss – vielleicht landet der eine oder andere bei Ihnen zuhause.

Grusswort von Gemeinderat Michael Aebersold, Direktor für Finanzen, Per-sonal und Informatik, anlässlich der Vernissage zur Ausstellung «Saitensprünge – wenn Musiker malen», 9. November 2018©
Titel
Vernissage «Saitensprünge-wenn Musiker malen», Grusswort Michael Aebersold, 09.11.2018 (PDF, 206.5 KB)

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