Referat anlässlich der Medienkonferenz «Umgestaltung und Sanierung Bären- und Waisenhausplatz»
Referat von Gemeinderätin Marieke Kruit, Direktorin für Tiefbau, Verkehr und Stadtgrün, anlässlich der Medienkonferenz «Umgestaltung und Sanierung Bären- und Waisenhausplatz», 15. Oktober 2024
Es gilt das gesprochene Wort
Sehr geehrte Medienschaffende
Es ist mir eine grosse Freude, dass es nach über 30 Jahren vorwärts geht mit der Neugestaltung und Sanierung des Bären- und Waisenhausplatzes. Bern erhält mitten im Herzen der Stadt – im «Postkarten-Bern» – ein neues Gesicht mit viel mehr Grün und Blau statt heute. Die beiden Plätze sollen hitzeresistenter werden und weiterhin vielfältig genutzt werden können.
Heute sind der Bärenplatz und der Waisenhausplatz keine Top-Visitenkarte. Sie sind nicht als Einheit gedacht und werden auch nicht so wahrgenommen. Die Aufenthaltsqualität ist ungenügend. Wegen des vielen Asphalts erhitzen sich die Plätze im Sommer stark und es gibt viel zu wenig Schatten und Grün. Zudem ist die Verkehrsführung ein Flickwerk. Für die Menschen vor Ort ist es unklar, wo der Wirtschaftsverkehr und wo die Velos durchfahren. Schliesslich sind die in die Jahre gekommenen Plätze auch teuer im Unterhalt. Rund 10'000 bis 15'000 Franken wendet die Stadt jährlich für Reparaturen an der maroden Infrastruktur auf.
Die Umgestaltung und Sanierung des Bären- und Waisenhausplatzes haben eine lange Vorgeschichte. Der Anstoss zur Umgestaltung gab 1988 die Volksinitiative «I läbti gärn im Härz vo Bärn», die von zwei Dritteln der Stimmberechtigten angenommen wurde
2015 wurde dann die Planung wieder aufgenommen. Die Anforderungen der Bevölkerung flossen im Rahmen einer umfangreichen Partizipation von Anwohnenden, Gewerbetreibenden, Interessengruppen, Fachverbänden und Vereinen ins Projekt ein. Zudem wurde die Projektierung regelmässig mit Begleitgruppen der wichtigsten Stakeholder gespiegelt. Auch in der Detailplanung wird der partizipative Ansatz fortgeführt, unter anderem, indem die Marktfahrenden und Behindertenorganisationen einbezogen werden. Die Partizipation war und ist dem Gemeinderat ein wichtiges Anliegen. Nur so werden der Bären- und Waisenhausplatz effektiv ein Ort für alle - ein Ort, wo man verweilt, etwas isst und trinkt, Schach spielt, auf dem Markt einkauft oder eine Veranstaltung besucht.
Die beiden Plätze haben eine jahrhundertealte Geschichte und sind integraler Bestandteil des UNESCO-Perimeters, weshalb die Planung besonders sorgfältig und die Umsetzung behutsam erfolgen muss. Wir orientieren uns dabei am historischen Erbe. Die Plätze erhalten wieder eine Pflästerung und werden damit städtebaulich aufgewertet. Soweit ich weiss, ist das vorliegende Projekt das erste in der Schweiz, das bei Plätzen Klimaanpassung und Denkmalschutz so stringent zusammenbringt.
Die Sommerhitze wird zunehmen, darum müssen wir unsere Plätze und Strassen auf die neuen Verhältnisse anpassen. Wir wollen eine hitzeverträgliche Stadtoase schaffen, die im Sommer zum Verweilen einlädt. Die Devise lautet: mehr Grün und Blau, weniger Grau. Insgesamt 33 zusätzliche Bäume werden dereinst mehr Schatten spenden und die Sommerhitze reduzieren. Auch die Pflästerung ist ein wichtiges Element, um die Plätze hitzeverträglich zu gestalten. Durch die Fugen zwischen den Pflastersteinen kann Regenwasser versickern, bleibt im Boden gespeichert und kann von den Bäumen später zur Verdunstung genutzt werden. Die unterirdische Bewässerung der Bäume mit Brunnenwasser trägt ebenfalls zur Verdunstung bei. Beides erzielt einen Kühleffekt. Dieses Schwammstadt-Prinzip führt zusammen mit dem Schatten der Bäume dazu, dass die Plätze im Sommer nicht zum Backofen werden.
Auch der Waisenhausplatz soll durch eine komplette Pflästerung und die Pflanzung von neuen Bäumen auf dem oberen Teil aufgewertet werden. Auf dem mittlerem und unteren Waisenhausplatz sind wegen des Metro-Parkings zwar keine Baumpflanzungen möglich, mobile Sonnenschirme werden aber auch hier für Schatten sorgen. Zudem wird die Ebene nivelliert, sodass am Rand Treppenstufen entstehen. Die Nivellierung bietet mehr Möglichkeiten für Veranstaltungen und durch die Treppenstufen entstehen zusätzliche Sitzgelegenheiten.
Die Wochenmärkte als wichtige Identifikation für die Bernerinnen und Berner bleiben bestehen und die Gastrobetriebe erhalten etwas mehr Platz für die Aussenbestuhlung. Gleichzeitig werden die Aufenthaltsmöglichkeiten ohne Konsumzwang ausgebaut. Ausserhalb der Marktzeiten ist der Bereich rund um den Waisenhausplatzbrunnen eine kommerzfreie Fläche, die zum Verweilen einlädt. Kurz: Wir wollen den Bären- und Waisenhausplatz zeitgemäss strukturieren. Dabei planen wir die beiden Plätze als Einheit, wodurch ein gesamthafter, zusammenhängender Platzcharakter entstehen soll.
Damit dies gelingt, wollen wir die Verkehrsflächen mit gestalterischen Elementen klar von den Aufenthaltsflächen trennen. Weil auf den Plätzen besonders viele Fussgängerinnen und Fussgänger unterwegs sind, wird die gesamte Achse vom Bärenplatz zum Waisenhausplatz zur Begegnungszone, wobei die Anlieferung für das Gewerbe und die Durchfahrt für Rettungsdienste jederzeit möglich bleibt.
Liebe Anwesende, die Umgestaltung des Bären- und Waisenhausplatzes ist ein komplexes Projekt. Es gilt Aufenthaltsqualität, unterschiedlichste Nutzungsmöglichkeiten, die Anpassung ans Klima und eine Gestaltung, die sich am historischen Erbe orientiert, unter einen Hut zu bringen. Ich bin überzeugt, dass uns dies gelingen wird und wir einen attraktiven öffentlichen Ort der Begegnung, einen Ort für alle Bernerinnen und Berner schaffen können.
Was sind nun die nächsten Schritte? Im Mai 2025 werden die Stimmberechtigten über das vorliegende Projekt abstimmen. Es geht um einen Kredit von 36,2 Millionen Franken. Frühestens 2027 werden die ersten Bagger auffahren. Im Jahr 2030 - also in ungefähr 6 Jahren – ist die Übergabe der beiden Plätze an Bevölkerung geplant. Wir sind überzeugt, dass sich die Bernerinnen und Berner und künftige Generationen an dieser neuen Stadtbühne erfreuen und sich mit dem Ort identifizieren werden!
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.
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Referat Marieke Kruit Bärenplatz Waisenhausplatz (PDF, 73.3 KB) |