Referat Franziska Teuscher anlässlich des Tages der Taubblindheit mit Eröffnung der Urban Art-Ausstellung
Referat von Gemeinderätin Franziska Teuscher, Direktorin für Bildung, Soziales und Sport, anlässlich des Tages der Taubblindheit mit Eröffnung der Urban Art-Ausstellung beim Bärenplatz-Brunnen, 21. Juni 2021©
Es gilt das gesprochene Wort.
Liebe Anwesende, geschätzte Medienschaffende
Ich habe mich sehr gefreut, hierher zu kommen und der Einweihung der Urban-Art-Ausstellung beizuwohnen. Einen «iglismete» Brunnen habe ich noch nie gesehen, das fällt auf und wird sicher schön aussehen.
Die Stadt Bern will eine «Stadt für alle» sein und hat dies unter anderem vor elf Jahren mit der Einrichtung der Fachstelle Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen unterstrichen. In den vergangenen Jahren konnten viele wichtige Veränderungen angestossen werden, um die Stadt Bern und ihre Dienstleistungen inklusiver zu gestalten. Der systematische Einbezug der Lebensrealitäten von Menschen mit Behinderungen (Konzept des «Disability-Mainstreaming») ist in der Verwaltung unterschiedlich weit fortgeschritten. Die Umsetzung des Behindertengleichstellungsgesetzes ist beim öffentlichen Raum und Verkehr grundsätzlich auf sehr gutem Weg. In anderen Bereichen, wie beispielsweise in der Bildung, wird es in den kommenden Jahren darum gehen, erstmal eine konsolidierte Ausgangsbasis zu schaffen.
Es gibt aber auch Bereich, wo es Fortschritte gibt, die auch fühl- und sichtbar sind. Hier einige Beispiele:
- So gilt in der Stadt Bern, dass bei der Neubeschaffung von Ampelanlagen möglichst solche mit Vibration installieren werden, oder dass die Bedienelemente von Liftanlagen taktil gestaltet sind.
- Die Verantwortlichen von städtischen Baustellen sind geschult und sensibilisiert worden, damit sie die Baustellen so absichern, dass auch sehbehinderte oder blinde Personen die Absperrungen erkennen und sicher passiert können.
- Das Schalterpersonal von städtischen Dienstleistungsangeboten wird mit Sensibilisierungsworkshops regelmässig für Kund*innen mit Behinderungen geschult. Alternativ können viele Dienstleistungen auch online abgewickelt werden. Die Internetseiten der Stadt sind weitgehend barrierefrei gestaltet und können beispielsweise mit einer Screenreader-Software selbständig bedient werden.
- Die Stadt Bern ist zudem bestrebt, Kulturbetriebe und -veranstalter*innen darin zu unterstützen, ihre Angebote möglichst auch für Menschen mit Behinderungen zu öffnen. Das heisst beispielsweise, dass in einer Kunstausstellung auch taktile Ausstellungstücke vorhanden sind, oder dass vor Theater- oder Tanzaufführungen eine Einführung mit Begehung des Bühnenraums organisiert wird.
Dies sind einige ausgewählte Beispiele, um die Bemühungen aufzuzeigen, wie die Stadt Bern Schritt für Schritt inklusiver gestaltet wird. Und zwar so, dass möglichst viele Massnahmen auch für Menschen mit doppelten Sinnes-Behinderungen relevant sein können.
Erfreulicherweise konnten auch einige Projekte erfolgreich abgeschlossen werden. Positiv hervorzuheben ist der Pilot der inklusiven Kitas, deren Grundgedanke nun vom Kanton Bern weitergeführt wird. Das Projekt «Sprungbrettwohnung», also der Übergang aus einer institutionellen Wohnform zum selbständigen Wohnen, wurde abgeschlossen, wenn auch nicht mit dem erwünschten Resultat. Aufgrund des Rückzugs der externen Partner kam es zu einer ordentlichen Vermietung statt der Vermietung an eine Person mit einer Behinderung. Das zeigt, es gibt Rückschritte und es gilt manchmal Umwege zu gehen. Aber die Richtung ist klar. Das Thema «selbstbestimmtes Wohnen» wird spätestens beim Inkrafttreten des neuen kantonalen Behindertenleistungsgesetzes wieder aktuell werden.
Die Fachstelle Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen kann auch immer mal wieder neue Projekte in Angriff nehmen. Erwähnenswert ist beispielsweise der hindernis- und barrierefreie Zugang zum Tierpark Dählhölzli und zum Bärenpark. Dazu gehören insbesondere eine barrierefreie Website und hindernisfreie Zugänge zum Vivarium (Einbau eines Lifts) und zum (umgebauten) Bistrot. Das soll bis 2025 umgesetzt sein und darauf freuen wir uns sehr.
Gerne bin ich, meine Direktion und insbesondere die Fachstelle Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen bereit, die Anliegen von Menschen mit doppelter Sinnesbehinderung bei Bedarf aufzunehmen und in unsere Arbeit verstärkt einfliessen zu lassen. Kommen Sie auf uns zu, sprechen Sie mit uns. Vielen Dank.
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Tag der Taubblindheit und Urban Culture, Referat Franziska Teuscher, 21.06.2021 (PDF, 32.3 KB) |