Referat Franziska Teuscher anlässlich «Erste Nationale Swiss Cycling E-Bike-Tagung»
Referat von Gemeinderätin Franziska Teuscher, Direktorin für Bildung, Soziales und Sport, anlässlich «Erste Nationale Swiss Cycling E-Bike-Tagung», 02. Juli 2019©
Es gilt das gesprochene Wort
Guten Morgen verehrte Damen und Herren, Mesdames, Messieurs
Herzlich willkommen in Bern, herzlich willkommen zur ersten E-Bike-Tagung! Bienvenue à Berne, bienvenue à la première conférence E-Bike!
Ich bin heute Morgen mit dem Velo ins Büro gefahren und anschliessend hierher, auch mit dem Velo. Ich bin praktisch ausschliesslich mit dem Velo unterwegs: Vor allem aus Zeitgründen. Bern ist eine ideale Velostadt. Man ist überall innert nützlicher Frist mit dem Velo am Ziel und tut erst noch etwas für seine Fitness. Ich bin mit einem «normalen» Velo unterwegs. «Normal» heisst für mich (noch) ein Velo ohne E-Antrieb. Vielleicht sind aber bald die «normalen» Velos die E-Bikes. 2018 war bezüglich E-Bike-Verkäufen das bisher erfolgreichste Jahr in der Geschichte der Schweizer Velobranche. «Jedes dritte verkaufte Fahrrad ist inzwischen ein E-Bike», ist in der Verkaufsstatistik von Velosuisse nachzulesen – darunter vor allem viele E-Mountain-Bikes. E-Bikes sind ein Trend und unter allen Mobilitäts-Möglichkeiten nicht mehr wegzudenken.
Wie passen nun E-Bikes zur Stadt Bern? Bern will den Anteil der Velofahrenden am Gesamtverkehr von 11 (Stand 2010) auf 20 Prozent bis ins Jahr 2030 anheben. Wie gelingt dies? Bern ist in den letzten Jahren für Velofahrende in vielerlei Hinsicht viel einladender und viel sicherer geworden. Dies dank der 2016 gestarteten Velo-Offensive. Auf Seite Infrastruktur sorgen beispielsweise die roten Veloteppiche für mehr Übersicht und Sicherheit. Auf den zwei, bald drei Velohauptrouten in der Stadt haben Velofahrende schnelle Verbindungsmöglichkeiten, auf vielen Routen sind die Grünphasen, die Möglichkeit des Rechtsabbiegens, der Velo-Gegenverkehr auf Einbahnstrassen besser auf Zweiräder ausgerichtet worden.
Es braucht nebst einer guten Infrastruktur aber auch Massnahmen, welche – kurz gesagt – auf die Freude am Velofahren abzielen. So haben wir beispielsweise ein Velofreizeitanlagenkonzept erstellt, das Angebote wie Velospielplätze, Pumptracks, einen Verkehrspark etc.etc. vorsieht. Auch das alljährliche Velofestival «HalloVelo!» soll die Freude am Velo wecken oder fördern. «HalloVelo!» ist ein beliebter Rundkurs auf einer autofreien Strecke immer an einem Sonntag im August.
Wie steht die Stadt Bern nun zu den E-Bikes? – «Positiv, aber nicht sorglos», würde ich es zusammenfassen. Als Sportdirektorin begrüsse ich es sehr, dass dank E-Bikes viele Leute Velo fahren, die ohne E-Antrieb nicht oder nicht mehr auf ein Fahrrad steigen würden. Unter den PubliBikes, die flächendeckend in der Stadt angeboten werden, gibt es sehr viele E-Bikes. Für eine rasche Fahrt von A nach B sind die hohe Verfügbarkeit der PubliBikes und der E-Antrieb sicher wichtige Pluspunkte. Nicht wegzudiskutieren ist, dass E-Bikes, insbesondere die schnellen Stromer, Sicherheitsfragen aufwerfen. Sicherheitsfragen auf Seiten der Fahrerinnen und Fahrer und Sicherheitsfragen auf Seiten der anderen Verkehrsteilnehmenden. Wir stellen fest, dass gerade ältere Menschen sich sehr unsicher fühlen im Umgang mit Velos generell (zum Beispiel in den sogenannten Mischzonen, wo Fussgängerinnen und Fussgänger sowie Velofahrende gleichzeitig dieselben Flächen nutzen) und den E-Bikes speziell. Auch für «normale» Velofahrende, wie ich es bin, sind E-Bikes je nach Lenkerin, Lenker, Geschwindigkeit, Verkehrsaufkommen etc. nicht ganz ohne.
Für mich ist klar: Diese Herausforderung müssen wir lösen. Patentrezepte gibt es, wie so oft, auch hier nicht. Ich bin aber überzeugt, dass unsere Verkehrsplanerinnen und –planer auch diese Herausforderung meistern werden. Zudem können wir von andern Städten und ihren Erfahrungen sowie deren Lösungen profitieren. Ausschlaggebend ist im Verkehr jedoch nicht das Recht des Stärkeren. Vielmehr stehen am Anfang und Ende einer jeden Verkehrslösung der gegenseitige Respekt und das gegenseitige Verständnis der Verkehrsteilnehmenden, der HPV (human powered vehicles) gegenüber den E-Bikes, der Velofahrenden gegenüber den Automobilistinnen und Automobilisten und umgekehrt, des ÖVs gegenüber dem Individualverkehr etc.
In diesem Sinn bin ich sehr gespannt auf die Diskussionen und Lösungsvorschläge an der heutigen Tagung.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
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«Erste Nationale Swiss Cycling E-Bike-Tagung» Referat Franziska Teuscher, 02.07.2019 (PDF, 115.8 KB) |