Referat Franziska Teuscher anlässlich des Solidaritätslaufs für Sans Papiers
Referat Franziska Teuscher, Direktorin für Bildung, Soziales und Sport, anlässlich des Solidaritätslaufs für Sans Papiers vom 5. September 2020©
Es gilt das gesprochene Wort
Liebe Soli-Läuferinnen und Läufer, liebe Anwesende
Als ob das Leben für Sans Papiers nicht eh schon kompliziert und schwierig genug wäre. Ihre Situation hat sich während des Corona-Lockdowns und der nach wie vor anhaltenden Corona-Krise zusätzlich verschärft. Wir haben während des Lockdowns einen sprunghaften Anstieg von Neuanmeldungen beim Sozialdienst von Menschen verzeichnet, die arbeitslos geworden sind. Gleichzeitig haben Migrantinnen und Migranten aus Angst ihren Aufenthaltsstatus zu riskieren, trotz Not und dem Anrecht auf Unterstützung, den Sozialdienst nicht aufgesucht. Im öffentlichen Bewusstsein oder in der Medienberichterstattung gar nicht mehr in Erscheinung getreten sind Sans-Papiers. Wer keinen geregelten Aufenthalt hat, bekommt auch keine Kurzarbeits-Entschädigung oder andere öffentlichen Gelder und kann in der Folge seine Rechnungen nicht mehr bezahlen. Besonders bedenklich ist, dass davon mitbetroffen auch immer viele Kinder sind. Es geht einfach nicht an, dass in der Schweiz Menschen im Versteckten und in Angst vor dem Entdecktwerden leben müssen und in solch prekären Umständen leben müssen.
Umso wichtiger ist der heutige Sans-Papier-Solidaritätslauf, an dem ich jährlich sehr gerne teilnehme, um ein Zeichen zu setzen. Zudem habe ich mich damals als Nationalrätin im Beirat des Vereins für Sans-Papier engagiert, wo sich damals wie heute Vertreterinnen und Vertreter mit sehr unterschiedlichem Hintergründen, beispielsweise aus der Politik, Gewerkschaft oder auch Arbeitgebende engagiert haben. Das zeigt, dass es um ein Thema geht, das alle bewegt und politisch nach wie vor brisant ist.
Hoffnung setze ich heute auf die Vision der City Card, die allen in Bern lebenden Menschen – unabhängig von ihrem Status – die Bescheinigung als Bürgerinnen und Bürger von Bern geben würde. Das ist noch ein langer Weg, aber es ist die richtige Richtung. Und dafür setze ich mich ein.
Herzlicher Dank an alle der Beratungsstelle für die grosse Arbeit, besonders auch in der Corona-Krisen-Situation.