Referat Franziska Teuscher anlässlich des Kick-off «Nachbarschaft Bern» im Stadtteil I
Referat von Gemeinderätin Franziska Teuscher, Direktorin für Bildung, Soziales und Sport, anlässlich des Kick-off «Nachbarschaft Bern» im Stadtteil I, 29. August 2018©
Es gilt das gesprochene Wort
Liebe Anwesende, liebe Vertreterinnen und Vertreter der Vereinigten Altstadtleiste Bern, liebe Beteiligte und Interessierte an Nachbarschaft Bern
Es freut mich ausserordentlich, dass die Vereinigten Altstadtleiste Interesse an «Nachbarschaft Bern» haben. Kontakte unter Nachbarinnen und Nachbarn sind nicht nur bereichernd für alle Beteiligten, sondern diese Netzwerke sind ein wichtiges Fundament für ein lebendiges Quartier. Zudem sind Nachbarschaftskontakte und Nachbarschaftshilfe wichtige Voraussetzungen dafür, dass Menschen im Alter in ihrem Quartier wohnen bleiben können.
Mit «Nachbarschaft Bern» kaufen Sie keine Katze im Sack, denn wir haben im Pilotstadtteil III (Mattenhof, Weissenbühl) sehr gute Erfahrungen mit dem neuen Projekt gemacht. In nur zwei Jahren sind bereits über 140 Tandems zusammengekommen. Damit sind Beziehungen entstanden, zwischen Jung und Alt, zwischen Menschen mit und ohne Schweizer Pass und zwischen Menschen, die sich vorher möglicherweise noch nie gesehen haben, obschon sie im selben Quartier wohnen.
Da ist zum Beispiel eine junge Frau, die jeden Samstag ihre über 80-jährige Nachbarin besucht hat. Mal für einen Schwatz, ein anderes Mal begleitet sie die alte Dame zum «Gänggele» in die Stadt oder zum Coiffeur. Ist die junge Frau übers Wochenende weg, ruft sie ihre Nachbarin nach der Rückkehr an, um ihr mitzuteilen, dass sie jetzt wieder in Bern sei.
Oder da ist der Rentner, der alle zwei Wochen eine Nachbarin abholt für einen Ausflug aufs Land. Ein fester Teil dieser Ausfahrten ins Grüne ist die Einkehr in einen Gasthof. Da genehmigen sie sich jeweils ein feines Dessert. Ein weiteres Tandem bilden zwei Frauen, die jede Woche gemeinsam joggen. Dabei wird nicht nur die Fitness trainiert; eine der beiden Frauen kann während des Laufens gleich noch ihr Deutsch aufpolieren.
Allen Tandems gemeinsam ist, dass zwischen den Wohnungen der beiden Parteien eine maximale Gehdistanz von 15 Minuten liegt. Das hat sich sehr bewährt, denn so kann die Unterstützung ganz unkompliziert in den Alltag integriert werden und es können tragfähige Beziehungen entstehen.
Der Stadtteil I mit der Altstadt und Matte ist nun der nächste Schritt in Richtung einer flächendeckenden Etablierung von «Nachbarschaft Bern». Damit wird eine Massnahme des Gemeinderates, welche er sich im Rahmen der Legislaturziele vorgenommen hat, vorangetrieben. «Nachbarschaft Bern» ist eine unter vielen anderen Massnahmen, um die hohe Lebensqualität in Bern weiter zu steigern. Zu einer gelebten und funktionierenden Nachbarschaft gehört auch die gegenseitige Unterstützung. Gerade in Lebensphasen, wo Gebrechlichkeit und Verletzlichkeit zunehmen, bedeutet eine gute Nachbarschaft mit Personen, die sich kümmern und unkompliziert unterstützen, sehr viel. Menschen, die lange selbständig und unabhängig waren, kommen meist erst über Beziehungen zum Punkt, wo sie Sorge und Unterstützung überhaupt annehmen können.
Nachbarschaftshilfe beschränkt sich jedoch nicht auf ältere Menschen. Vielleicht braucht jemand nach einem Unfall, einer Krankheit oder wegen eines Umzugs punktuelle Unterstützung. Auch dies sind Gelegenheiten für das Bilden eines befristeten Tandems.
Dies ist letztlich das Ziel von «Nachbarschaft Bern»: Bern will auch in dieser Hinsicht eine Stadt der Beteiligung ein. Das heisst auch, sich umeinander kümmern, unabhängig von Herkunft, Alter, Geschlecht und anderen scheinbar trennenden Merkmalen. Die Etablierung einer Sorgekultur als politisches Programm, das ist mein Anliegen und mein Wunsch. Ich setze mich dafür ein, dass Bern auf dem Weg zu einer «Caring Communitiy» vorausgeht.
«Nachbarschaft Bern» baut auf die Zusammenarbeit mit verschiedensten Partnerorganisationen. Allen Vertreterinnen und Vertretern von Partnerorganisationen hier im Saal kann ich versichern: Wir brauchen Sie, weil Sie nahe Kontakte zu den Bewohnerinnen und Bewohnern von Nachbarschaften und Quartieren haben. Herzlichen Dank für Ihr Engagement.
Nun darf ich das Wort Simone Stirnimann, Projektleiterin von «Nachbarschaft Bern», geben. Sie wird Ihnen erklären, wie das Projekt organisiert ist und abläuft.
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«Nachbarschaft Bern Altstadt», Referat Franziska Teuscher, 29.08.2018 (PDF, 18.1 KB) |