Referat Franziska Teuscher anlässlich der 2. Mitgliederversammlung des Vereins «Ziegler Freiwillige»
Referat von Gemeinderätin Franziska Teuscher, Direktorin für Bildung, Soziales und Sport, anlässlich der 2. Mitgliederversammlung des Vereins «Ziegler Freiwillige» vom Dienstag, 13. März 2018©
Es gilt das gesprochene Wort
Liebe Mitglieder des Vereins «Ziegler Freiwillige», liebe Gäste, werte Anwesende
Ich danke Ihnen ganz herzlich für Ihr Engagement im vergangenen Jahr. Ich habe aber nicht nur zu danken, ich darf Ihnen auch herzlich gratulieren. Gratulieren dafür, dass Sie es geschafft haben, das Angebot neu an die Bedürfnisse der Bewohnerinnen und Bewohner des Empfang- und Verfahrenszentrum EVZ anzupassen. Mit der Schliessung der kantonalen Kollektivunterkunft im Renferhaus im Sommer 2017 sahen Sie sich einer veränderten Situation gegenüber: Die Menschen im EVZ sind nur kurze Zeit hier und die meisten verfügen noch über praktisch keine Deutschkenntnisse.
Die neuen Rahmenbedingungen schränkten die Möglichkeiten für den Aufbau von persönlichen Beziehungen stark ein. Daher sind einige Ihrer bisherigen Angebote eingestellt worden, andere Angebote haben sich erfolgreich auf die neuen Umstände ausgerichtet. Das finde ich bemerkenswert und überhaupt nicht selbstverständlich. Ich freue mich sehr, dass beispielsweise der
- «treff.Ziegler» sowohl von den Bewohnenden des EVZ wie von Ehemaligen aus dem Renferhaus und wie von der Quartierbevölkerung genutzt wird.
- dass weiterhin ein niederschwelliger Deutsch-Konversation-Kurs wie textile und handwerkliche Kurse angeboten und kulturelle Anlässe organisiert werden.
Die Tatsache, dass auch viele ehemalige Bewohnerinnen des Renferhaus ins EVZ zu Besuch kommen, zeugt von der grossen Bedeutung dieser Angebote in ihrem Leben. Und es zeigt die Qualität der zwischenmenschlichen Beziehungen, die entstanden sind. Das finde ich sehr schön und dafür danke ich Ihnen sehr.
Erfreulich auch, dass die Koordination mit den andern Zwischennutzern im ehemaligen Zieglerspital so gut funktioniert: Erwähnen möchte ich
- die gemeinsame Nutzung des ehemaligen Personalrestaurants mit den Betreibern des Hostel 77;
- die Initiative, dass auch Besucherinnen und Besucher des «treff.Ziegler» beim Pétanque Club Boulissima in der alten Spitalküche Boule spielen könnten.
Es freut mich nicht nur, dass das Zusammenspiel gut funktioniert, es freut mich auch, weil es ein gutes Beispiel einer gelungenen Zwischennutzung ist.
Seit August 2017 leisten zudem immer zwei Teilnehmende des Arbeitstrainingsprogramms des Kompetenzzentrum Integration (KI) ihren Einsatz im «treff.Ziegler» und arbeiten Hand in Hand mit den Freiwilligen im Café mit. Dies ist eine Win-win-Situation: Die Betriebsgruppe der Freiwilligen erhält Verstärkung, und die Teilnehmenden des KI profitieren von der Tagesstruktur und den sozialen Kontakten. Zusammenarbeiten ist einer der stärksten Integrationsmotoren.
Schön ist auch zu hören, dass sich die Ziegler Freiwilligen mit den Freiwilligen um die anderen Kollektivunterkünfte sowie einige weitere Freiwilligen-Gruppen zu einem Netzwerk zusammengeschlossen haben. Die Stadt Bern unterstützt diesen Austausch bei Bedarf gerne.
Freiwillige aus den Quartieren um das Zieglerareal, die sich in den laufenden Aktivitäten rund um das EVZ nicht engagieren möchten und lieber alleine lebende Personen oder Familien unterstützen würden, können sich beim KI melden. Das KI ist für Asylsuchende und vorläufig aufgenommene Personen in Bern, Köniz und Muri zuständig. Fast alle geflüchteten Menschen können von einem solchen «Tandem» profitieren, also vom Austausch mit einer freiwillig engagierten Person, die mit ihnen Deutsch sprechen und sie im Alltag unterstützen kann.
Die Unterstützung von geflüchteten Menschen durch Freiwillige wird auch weiterhin wichtig bleiben. Zwar ist die Zahl der Asylgesuche im letzten Jahr gesunken, aber viele geflüchtete Menschen sind bereits hier und brauchen weiterhin Unterstützung bei der Integration. Wie Sie vielleicht auch gehört haben, wird der Asyl- und Flüchtlingsbereich im ganzen Kanton in den nächsten Jahren neu organisiert. Die Betreuung und Integration aller Asylsuchenden, vorläufig aufgenommenen Personen und anerkannten Flüchtlinge sollen regionalen Partnern in fünf Regionen übertragen werden. Die Stadt Bern setzt sich dafür ein, dass für die wichtige staatliche Aufgabe der Betreuung und Integration von geflüchteten Menschen genügend Ressourcen bereitstehen. Denn eine Auslagerung von staatlichen Aufgaben an Freiwillige ist keine Option. Freiwilligenarbeit soll bleiben, was sie heute ist: eine Ergänzung zu den staatlichen Integrationsmassnahmen. Ein zusätzliches Element, das aber im besten Fall für einen geflüchteten Menschen zum allerwichtigsten Integrationsbaustein werden kann.
Das EVZ wird noch bis 2023 im ehemaligen Zieglerspital bleiben. 2019 tritt das neue Asylgesetz in Kraft. Dann sollen mindestens 60 Prozent der Asylgesuche bereits während der ersten 140 Tage entschieden werden. Für das EVZ Bern könnte das bedeuten, dass die Aufenthaltsdauer der Personen im Zentrum steigt, und die Interaktion mit den Freiwilligen entsprechend länger dauern. Dies, weil grösstenteils Personen mit Flüchtlingsanerkennung und vorläufiger Aufnahme den Kantonen zugewiesen werden. Dadurch wird die Arbeit der Freiwilligen im EVZ noch wichtiger. Sie legt einen guten Teppich und Auftakt in die Integration der Geflüchteten. Damit wäre der Aufbau von engeren Beziehungen wieder vermehrt möglich und auch sehr sinnvoll.
Zum Schluss noch einmal ein grosses Dankeschön an:
- alle Freiwilligen für das grosse Engagement
- speziell auch an die Freiwilligen, welche die eher trockene Arbeit der Koordination der einzelnen Angebote und administrative Aufgaben übernehmen
- den Verein Ziegler Freiwillige und die Quartiervertretungen für die konstruktive Mitarbeit in der Begleitgruppe und
- an die Gemeinde Köniz für die reibungslose Zusammenarbeit
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
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Ziegler Freiwillige, Referat, Franziska Teuscher, 13.03.2018 (PDF, 35.7 KB) |