Referat anlässlich des Suchtforums der Stadt Bern 2023
Referat von Gemeinderätin Franziska Teuscher anlässlich des Suchtforums der Stadt Bern 2023, 8. Juni 2023.
(Es gilt das gesprochene Wort)
Sehr geehrte Damen und Herren
Ich begrüsse Sie herzlich zum heutigen Suchtforum. Das Suchtforum der Stadt Bern ist eine Plattform, um aktuelle suchtpolitische Fragen mit Fachleuten, Vertreter*innen von Politik und Verwaltung und anderen interessierten oder betroffenen Personen zu diskutieren. Heute zum brennenden Thema «Digitale Hilfsmittel in der Suchtprävention und -beratung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen». Für mich als Politikerin ist das Suchtforum eine gute Gelegenheit, mich mit aktuellen Trends auseinanderzusetzen und von Fachpersonen Lösungsvorschläge zu hören, die in meine Arbeit mit einfliessen können.
Der Gemeinderat hält in seiner Suchtstrategie fest, dass Menschen in allen Lebensphasen und Lebenslagen im verantwortungsbewussten Umgang mit potenziell abhängig machenden psychoaktiven Substanzen und bei potenziell suchterzeugendem Verhalten unterstützt und über Wirkung und Risiken informiert werden sollen. Insbesondere bei Kindern und Jugendlichen stehen dabei die Förderung der Lebenskompetenzen sowie die Früherkennung und Frühintervention im Vordergrund. Für Menschen mit Risikoverhalten oder Abhängigkeiten und ihre Angehörigen sollen bedürfnisgerechte und lösungsorientierte Beratungs- und Behandlungsangebote zur Verfügung stehen. Bestehende und bewährte Angebote sollen gestärkt, neue Konsumtrends und suchtrelevante Entwicklungen zeitnah miteinbezogen werden.
Wenn wir von Risiken, Trends und Entwicklungen sprechen, kommen wir nicht umhin, uns mit der Digitalisierung zu befassen. Sie bietet Chancen, hat aber auch Risiken. Das Internet und soziale Medien weisen ein Suchtpotenzial auf. Gemäss der schweizerischen Gesundheitsbefragung von 2017 sind 11,2 Prozent der jungen Menschen zwischen 15 und 24 Jahren von einer problematischen Internetnutzung betroffen. D.h. es treten während einer längeren Zeit gewisse Faktoren auf wie Entzugssymptome und Kontrollverlust auf.
Bei der Stadt haben wir dieses Thema auch auf unsere Agenda genommen. Der Gesundheitsdienst hat für den Kindergarten und die Schule bis und mit 9. Klasse ein altersgerechtes Angebot entwickelt, das sich mit den Chancen und Risiken der digitalen Medien befasst. Auch für Lehrpersonen und Eltern werden Weiterbildungsanlässe organisiert.
Aber die Digitalisierung, beispielsweise in der Form der Online-Beratung, bietet auch Chancen. Das hat sich auch in der Pandemie gezeigt. Online- Prävention und -Beratung sind dank ihrer Anonymität niederschwellig. Sie bieten Zugänge auch für Menschen, die es aus verschiedenen Gründen nicht in eine Beratungsstelle schaffen, und kann die Kontaktaufnahme in der Prävention erleichtern. Das heutige Suchtforum wirft einen Blick auf diese Chancen, aber ebenso die Herausforderungen von digitaler Suchtprävention und -beratung für Jugendliche und junge Erwachsene.
Für das diesjährige Suchtforum konnten wir vier ausgewiesene Fachpersonen gewinnen, die das Thema mit ihrem jeweiligen Fokus beleuchten und sich im Rahmen des anschliessenden Podiums der Diskussion mit Ihnen stellen. Ich danke Ihnen herzlich für ihr Kommen. (Es sind dies: Anja Hirsig vom Institut für Psychologie; Alexandre Brodard, Leiter CONTACT Nightlife; Martin Lobsiger von Berner Gesundheit; Pia Nobis, ready4life, Lungenliga.)
Es lohnt sich, in die Gesundheit und das Wohlbefinden der jungen Menschen zu investieren, sie zu schützen und sie zu fördern. Das ist meiner Ansicht nach die Hauptaufgabe aller Präventions- und Beratungsanstrengungen für diese Zielgruppe. Wenn der sorgfältige Einsatz digitaler Hilfsmittel dabei unterstützen kann, dieses Ziel zu erreichen, lohnt sich ein fundierter Blick auf die Thematik zweifelsohne.
Ich wünsche Ihnen ein spannendes Suchtforum und einen interessanten Austausch, auch am anschliessenden Apéro. Vielen Dank!