Referat anlässlich der Medienkonferenz zum «Start der Berner Cannabis-Studie»
Referat von Gemeinderätin Franziska Teuscher, Direktorin für Bildung, Soziales und Sport, anlässlich der Medienkonferenz zum «Start der Berner Cannabis-Studie», 5. April 2024
(Es gilt das gesprochene Wort)
Liebe Medienschaffende
Liebe Anwesende der Stadt Bern und der Universität Bern
Lieber Martin Beyeler
Heute ist ein bedeutungsvoller Tag: Heute startet die Berner Cannabis-Studie mit dem regulierten Verkauf in ausgewählten Apotheken. Ich freue mich sehr, dass es jetzt so richtig losgeht. Wir haben uns lange dafür eingesetzt und dafür gekämpft. Es freut mich sehr und ich bin auch ein wenig stolz, dass die Stadt Bern und meine Direktion mit ihrem Rechtsgutachten und dem ersten Studiengesuch die Cannabisdebatte deblockieren konnten.
Die Stadt Bern ist in Sachen Drogenpolitik einmal mehr Pionierstadt und schweizweit vorangeschritten! Damit führt sie eine Berner Tradition weiter und unterstreicht ihr Selbstverständnis als Schrittmacherin in der Schweizer Drogenpolitik. Durch die Eröffnung des weltweit ersten überwachten Konsumraums 1986 in der Stadt Bern konnte dem einseitig abstinenzorientierten und repressiven Ansatz in der Drogenpolitik etwas entgegengehalten und die Schadensminderung national und in vielen anderen Ländern der Welt etabliert werden. Mit der heroingestützten Behandlung ab 1994 (gleichzeitig mit anderen Städten) und dem Drug Checking ab 1998 (hier war Bern die erste Stadt in der Schweiz) wurde dieser Ansatz in Bern konsequent weiterentwickelt. Es sind progressive Städte wie die unsere, die im Zentrum einer Suchtpolitik der Zukunft stehen. Diese einzufordern und zu gestalten, begreife ich als unsere Aufgabe.
So war in der Stadt Bern und anderen Schweizer Städten auch der politische Wille schon lange da, um etwas für die Regulierung von Cannabis zu tun. Die Stadt Bern konnte 2017 mit dem ersten Studiengesuch massgeblich dazu beitragen, dass 2021 auf eidgenössischer Ebene der sogenannte Experimentierartikel ins Betäubungsmittelgesetz aufgenommen wurde, der den Verkauf von Cannabis zu Studienzwecken ermöglicht. Heute finden in mehreren Städten Cannabisstudien statt.
Die Städte spielen eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, einen Grundstein für eine künftige Regulierung von illegalen Substanzen zu legen. Nun ist der Bund gefragt, auf diesem Weg weiterzugehen und die gesetzlichen Grundlagen für eine gesundheitsorientierte Cannabisregulierung zu erarbeiten.
Einzigartig ist unsere Studie auch, weil sie einen partizipativen Ansatz verfolgt und die Konsumierenden von Anfang an mit einbezogen hat, im Sinne von «Nothing About Us Without Us». Zehn Konsumierende haben eine Begleitgruppe gebildet und wurden befragt, um ihre Bedürfnisse in die Studie miteinbeziehen zu können.
Die Studie fördert den risikoarmen Konsum von Cannabis durch schadensmindernde Konsumformen und Safer Use. Ich freue mich riesig, dass die Teilnehmenden von qualitativ guten Produkten, einem guten Konsument*innenschutz und adäquater Beratung profitieren können. Gleichzeitig wird ihr Konsum entkriminalisiert.
Ich bin überzeugt, dass wir mit der Studie wichtige Erkenntnisse für eine künftige Cannabispolitik gewinnen werden, in deren Zentrum eine Regulierung steht, die sich an der Gesundheit der Konsumierenden und nicht am Profit orientiert.
Ich möchte mich an dieser Stelle bei allen involvierten Stellen bedanken. Die Pilotstudie ist nur dank der sehr guten Zusammenarbeit mit der Universität Bern, mit den Suchtfachpersonen und weiteren Akteur*innen auf dem Platz Bern, mit anderen Städten und dem BAG möglich geworden.
Ich möchte nun das Wort Studienleiter Reto Auer vom Institut für Hausarztmedizin (BIHAM) an der Universität Bern übergeben. Er wird uns mehr über den aktuellen Stand der Studie und die Vorbereitungsarbeiten berichten. Vielen Dank.