Grusswort von Franziska Teuscher anlässlich 100 Jahre Munzinger-Schule
Grusswort von Gemeinderätin Franziska Teuscher, Direktorin für Bildung, Soziales und Sport, anlässlich 100 Jahre Munzinger-Schulhaus, 21. Mai 2022
Es gilt das gesprochene Wort.
Liebe Kinder, liebe Eltern, liebe Barbara Muntwyler, lieber Giuliano Picciati, liebe Lehrerinnen und Lehrer, werte Gäste und Anwesende aus dem Quartier.
Vor 100 Jahren hat Johnny Weissmüller in Kalifornien in genau 58,6 Sekunden einen neuen Weltrekord über 100 Meter Freistil-Schwimmen aufgestellt. In Österreich wird Wien ein selbständiges Bundesland. Und in der Schweiz, in Bern sind im Munzinger-Schulhaus die ersten Schülerinnen und Schüler ins neue Schulhaus «eingezogen». Wie viel Freude am Sport wurde wohl im Munzinger bei den Kindern und Jugendlichen geweckt? Wie viel Interesse an Geschichte geweckt?
Herzliche Gratulation zu diesem schönen Jubiläum und auch im Namen des Gemeinderats nur das Beste für die Zukunft.
Ab 1922 sind die ersten Kinder im neuen Munzingerschulhaus unterrichtet worden. Dies sind theoretisch die Ur-ur-ur-Grosseltern der heutigen Munzinger Schülerinnen und Schüler. Das zeigt auf, welche ehrwürdiges Jubiläum wir hier heute feiern. Ich stelle mir vor, dass es doch etwas Besonderes ist in einem so traditionsreichen Haus, in dem bereits mehr als acht Generationen ein- und ausgingen, zu unterrichten oder zur Schule zu gehen. Wie hat die Stadt Bern damals ausgesehen? Wie war das Lebensgefühl der Berner*innen? Gewisse Dinge sind geblieben, vieles hat sich verändert.
Geblieben ist der Hauptzweck, den eine Schule, erfüllt: das schulische Lernen. Kinder werden von Lehrpersonen angeleitet und werden in ihrem Aufwachsen und Lernen begleitet. Das hat sich in den vergangenen 100 Jahren nicht verändert. Viel gelernt, diskutiert, erforsch und abgewogen haben wir in den vergangenen Jahrzehnten jedoch, wann und wie Lernen eigentlich geschieht.
Da gibt es Fragen wie: Wie eng soll die Lernbegleitung sein für alle Schülerinnen und Schüler und wann und wie soll individuelles Lernen möglich sein? Und wie bedeutsam ist alles dieses Lernen, das eben nicht in einem Test gemessen werden kann? Und wie können wir abschätzen, was die Kinder und Jugendlichen, die heute unsere Schulen besuchen, das «Richtige» können, wenn sie die Schule verlassen?
Ich denke, was Kindern und Jugendlichen vielleicht noch stärker prägt und in Erinnerung bleibt als das schulische Lernen, ist das soziales Lernen. In der Schule kommen die Kinder zusammen, die im gleichen Quartier wohnen, sie sind auf engerem Raum zusammen als in ihrer Freizeit und sie sind mit den Kindern zusammen, die dann halt da sind. Sie wählen ihre Gruppen nicht selbst aus. Verbunden und zusammengehalten wird dieses zeitliche und räumliche, etwas zufällige Zusammensein von Kindern und Erwachsenen und durch die Beziehungen zwischen diesen Menschen. Die Schule ist ein grosser Zufallsgenerator mit teilweise lebenslanger Langzeitwirkung. Nicht selten gibt es lebenslange Beziehungen oder gar Freundschaften, die aus der Schulzeit stammen.
Was ebenfalls den meisten unvergesslich bleibt, ist das Schulhaus als Gebäude, ein grosser Raumkörper mit vielen Zimmern, Gängen, Ecken und Winkeln. Sie und wir alle haben den Raum, den wir in den Schulen vorgefunden haben, mitgeprägt. Welches war denn Ihr Lieblingsplatz? Wissen Sie noch, wie es auf dem Pausenplatz nach einem Sommerregen gerochen hat. Oder wie es sich angefühlt hat, vor oder nach dem Unterricht die Flure entlang zu rennen?
Ich komme zum Schluss: Gelingen kann «Schule» dann, wenn es gelingt, dass die Kinder in den Klassen, die Lehr- und Betreuungspersonen mit den Kindern, die Schulleitung und die Lehrpersonen, die Eltern und Lehrpersonen zusammen ein gutes Netz bauen. Darin – ein solches Netz zu bauen und zu pflegen, da bin ich überzeugt – sind wir in den letzten 150 Jahren viel besser geworden!
Allen, die hier etwas dazu beitragen – also alle die heute hier sind – ganz herzlichen Dank dafür! Ich wünsche allen, die heute mit uns 100 Jahre Munzinger feiern, dass Ihnen viele gute Erinnerungen und Geschichten durch den Kopf gehen. Erlebnisse, die Sie in der Schule machen oder gemacht haben, an die Sie sich sehr gern zurückerinnern, an Zeiten, wo Sie sich wohl gefühlt haben – mit den Menschen, die Sie da getroffen haben und mit denen Sie Tolles erlebt und gelernt haben. Und der heutige Tag soll eine weitere schöne Geschichte werden!