Grusswort Franziska Teuscher anlässlich des Jubiläumsanlasses «150 Jahre Heilpädagogisches Schulheim Weissenheim»
Grusswort von Gemeinderätin Franziska Teuscher, Direktorin für Bildung, Soziales und Sport, anlässlich des Jubiläumsanlasses «150 Jahre Heilpädagogisches Schulheim Weissenheim», 4. Mai 2018©
Es gilt das gesprochene Wort
«Wenn du ein Schiff bauen willst, dann rufe nicht die Menschen zusammen, um Holz zu sammeln, Aufgaben zu verteilen und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre sie die Sehnsucht nach dem grossen, weiten Meer.»
(Antoine de Saint-Exupéry)
Geschätzter Pierre-Alain Schnegg, sehr geehrter Herr Locher, werte Damen und Herren
Ich gratuliere Ihnen herzlich zum 150 Jahr-Jubiläum des heilpädagogischen Schulheims Weissenheim. Im Schulheim werden Kinder und Jugendliche, die aufgrund ihrer kognitiven, sozialen oder emotionalen Entwicklung einer heilpädagogischen Förderung und sozialpädagogischen Begleitung bedürfen, betreut und geschult. Dafür, dass es Ihnen gelingt, zusammen mit den Kindern und
Jugendlichen «Schiffe zu bauen», auch wenn dies vielleicht manchmal auf unkonventionellen Wegen geschieht, haben Sie meinen Respekt, meine ausdrückliche Anerkennung und meinen herzlichen Dank. Dass Sie den Kindern und Jugendlichen auch «die Sehnsucht nach dem Meer lehren», scheint mir im Kontext der Ziele des Schulheims wichtig. Ziel ist, dass «die Jugendlichen ihre Fähigkeiten sowie ihre Persönlichkeit entfalten und ein Leben in möglichst grosser Selbstbestimmung und Selbständigkeit führen können». Dabei geht es um einen offenen Blick und um den Glauben an Visionen und die Entwicklungsfähigkeit der Menschen.
Das Weissenheim fällt nicht in die Zuständigkeit der Stadt Bern, ist aber Teil der Stadt und damit ist das Motto der Legislaturziele 2017-2020,«Stadt der Beteiligung», für das Schulheim ebenfalls wichtig. Der Gemeinderat will, dass die Menschen, die in Bern leben, sich engagieren können und gehört werden; egal welcher Nationalität oder Bevölkerungsschicht sie angehören, welche Muttersprache sie sprechen oder welchen Schulabschluss sie vorweisen.
Im Weitern ist in den Legislaturzielen festgehalten, dass die Stadt Bern für einen chancengerechten Zugang zu Bildung und Arbeit sorgt. Wir unterstützen die Einwohnerinnen und Einwohner der Stadt Bern in ihrer persönlichen Entwicklung, damit sie ihre Potenziale nutzen und Chancen wahrnehmen können. In diesem Zusammenhang stellt sich rasch die Frage der Inklusion und der Inklusiven Schule.
Die Stadt Bern und ich selber setzen sich für eine inklusivere und durchlässigere Schule ein. Wir haben uns in den Fragen, wie viel Separation, wie viel Integration oder wie viel Inklusion wir wollen oder brauchen, auf den Weg gemacht. Wir wollen auf diese Fragen Antworten finden. Wir wollen unseren Handlungsspielraum ausnützen und uns Massnahmen überlegen, mit denen wir die Sensibilität für mehr Inklusion und weniger Separation stärken können. Dafür wollen wir das Wissen und die Einschätzungen verschiedenster Akteurinnen und Akteure einholen. Inklusion erfordert die Entwicklung gemeinsamer Vorstellungen und Haltungen von Politik, Behörden, Fachpersonen aus der Praxis, der Eltern und nicht zuletzt auch die Sicht der Menschen mit einer Beeinträchtigung selbst. Ziel ist es, dass wir eine gemeinsame Vision entwickeln, wie eine durchlässige Schule im Idealfall aussehen müsste, aber auch wo die Sonderschulung für Kinder und Jugendliche ohne Diskriminierung der bessere Weg ist.
Der Kanton Bern trennt im heutigen System die Volksschulbildung organisatorisch und pädagogisch von der Sonderschulbildung. In einer neuen Strategie zur Sonderschulung sollen die beiden Bildungen unter ein Dach gestellt und neu organisiert werden. Im Rahmen der im Frühsommer 2017 durchgeführten Konsultation hat der Gemeinderat der Stadt Bern zum Berichtsentwurf festgehalten, dass mittelfristig die Überwindung des Nebeneinanders von Regel- und Sonderschule hin zu einer inklusiven Schule unter einem Dach anzustreben sei. Auf diesem Weg sind wir. Ich bin überzeugt, es wird ein spannender Weg. Und es kann sicher nicht schaden auf diesem Weg, immer mal wieder die «Sehnsucht nach dem Meer» aufkommen zu lassen.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
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«Jubiläum Weissenheim», Grusswort Franziska Teuscher, 04.05.2018 (PDF, 17.1 KB) |