Es gilt das gesprochene Wort

Werte Anwesende

Vielen Dank für die Einladung und die Möglichkeit, hier einige Worte an Sie zu richten. Ich begrüsse Sie alle, auch im Namen des Gesamtgemeinderats, herzlich in dieser Freiluft-Kunsthalle im berühmtesten Bad Berns, im Marzilibad. Ich finde es eine wunderbare Idee, wenn die Kunst zu den Menschen kommt und nicht die Menschen die Kunstwerke in geschlossenen Räumen und nach Bezahlen eines «Wegzolls» aufsuchen müssen.

Mir gefällt auch das Zufällige, das in dieser Form der Kunstvermittlung steckt. Es wird bestimmt Leute geben, die «Jetzt Kunst» von früheren Austragungen kennen. Sie werden das Marzili in nächster Zeit hoffentlich gezielt aufsuchen, um sich «Jetzt Kunst Nr. 5» anzusehen. Aber ich denke auch an die vielen Menschen, die hier spazieren, das Marzilibad in der kühler werdenden Jahreszeit als Park nutzen, an Joggerinnen und Jogger, die im Bad vorbeikommen. All diese Personen werden zufällig auf die Kunstwerke stossen und wohl davon überrascht werden. Und die Kunstwerke, die hier zu sehen sind, können sozusagen frei atmen und sich je nach Wetter in unterschiedlichem Licht zeigen und in die verschiedensten Witterungsbedingungen eintauchen.

Was mich ganz besonders freut, ist, dass eine Gruppe von zehn Jugendlichen des «Kompetenzzentrums Arbeit» im Rahmen eines Kunstvermittlungsprojekts beim Aufbau der Skulpturen und Installationen mitgearbeitet hat. Die Jugendlichen kamen so mit Kunstwerken, mit den Künstlerinnen und Künstlern in Kontakt und haben sicher Neues entdeckt und erfahren. Sie übernehmen auch Aufgaben während der Ausstellung und helfen dann wieder beim Abbau. Dem KA ist es wichtig, im Zuge dieser sogenannten Motivationssemester eine möglichst breite Förderung von jungen Erwachsenen anzubieten. Der Gemeinderat der Stadt Bern will eine Stadt für alle und eine Stadt der Beteiligung sein. Ich finde, beide Aspekte sind mit dieser Ausstellung, dem Ausstellungssetting und der Mitbeteiligung des KA in schöner Weise erfüllt.

Und zum Schluss noch dies. Auf die Frage, «Woran erkenne ich, dass etwas Kunst ist?», hat der in London lebende Schweizer Kurator Hans Ulrich Obrist gesagt: «Dafür gibt es einen einfachen Test: Um sicherzugehen, dass ein Werk wirklich Kunst ist, darf ich es nicht nur einmal sehen oder hören wollen, sondern so oft es geht. (....).» In diesem Sinn wünsche ich Ihnen Besucherinnen und Besucher, die jetzt mehrmals ins Marzili kommen und sich die Werke «so oft es geht» ansehen wollen.

Ich gratuliere Ihnen herzlich zur 5. «Jetzt Kunst»-Ausstellung und Ihnen, Rolf Zumstein, zu Ihrem 35-Jahr-Jubiläum seit der Gründung von «Jetzt Kunst» 1982.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit