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Grusswort Franziska Teuscher anlässlich der Delegiertenversammlung Mittelländischer Fussballverband 2018

12. März 2018

Grusswort von Gemeinderätin Franziska Teuscher, Direktorin für Bildung, Soziales und Sport, anlässlich der Delegiertenversammlung Mittelländischer Fussballverband 2018, 12. März 2018©

Es gilt das gesprochene Wort

 «Was interessiert einen Philosophen am Fussball?» lautete eine Frage in der TV-Sendung Sternstunde Philosophie. Gunter Gebauer, Philosoph und Sportwissenschaftler, antwortete so: «In erster Linie das Verbot, die Hände einzusetzen. Der Fussball macht die Evolution des Menschen in gewissem Sinn rückgängig, denn mit dem aufrechten Gang konnten wir die Hände frei verwenden und erst dadurch entwickelte sich das Sprachzentrum und damit das komplexe Denken. Diesen Riesenschritt der Menschheit macht der Fussball rückgängig und stellt damit unser Denken vom Kopf auf die Füsse.»

Sehr geehrte Delegierte des Mittelländischen Fussballverbands
Sehr geehrter Herr Bianchi
Sehr geehrte Vertreterinnen und Vertreter des FC Länggasse

Ich bin froh, dass Sie sich dafür einsetzen, das «Denken auf die Füsse», sprich auf den Fussball zu lenken. Denn Fussball leistet einen enormen Beitrag für unsere Gesellschaft im Bereich der Bewegungsförderung, der Integration und der Zusammengehörigkeit. Und der Mittelländische Fussballverband mit seinen 60 Vereinen, von denen ein Grossteil in der Stadt Bern aktiv ist, leistet hier wichtige Arbeit.

Wie Sie wissen, gelingt es insbesondere den Städten nicht immer im gleichen Tempo neue Fussballfelder zu erstellen, wie dies die Nachfrage eigentlich erfordern würde. So hatten wir in der Stadt Bern im Jahr 2012 noch ein Manko von rund 10'000 Nutzungsstunden, was einem Minus von 20 Rasen- oder 10 Kunstrasenfeldern entspricht. In den letzten Jahren aber konnten wir einiges an Boden gut machen und zusätzliche Kapazitäten schaffen. Und wir ruhen nicht, bis wir das Manko behoben haben. Letzte Woche z.B. sind auf drei Stadtberner Fussballanlagen mit Hilfe von Helikoptern Lichtmasten gesetzt worden. So können wir die Nutzungskapazitäten auf diesen Plätzen erhöhen und neu kann während der ganzen Saison bis um 22:00 Uhr trainiert werden. Und weitere Projekte sind in Bearbeitung: So wollen wir beispielsweise mit einer optimalen Belegungsstrategie zusätzliche Trainingseinheiten schaffen. Denn wir haben ein wichtiges Ziel vor Augen: Es darf keine Wartelisten geben, wenn sich Menschen – insbesondere Kinder - bewegen möchten. Und wenn Vereine bereit sind, neue Trainingsgruppen zu gründen und es schaffen, geeignete Trainerinnen und Betreuer zu finden, dann darf die Umsetzung nicht daran scheitern, dass sie keinen Platz zum Trainieren finden.

Als Bildungs-, Sozial- und Sportdirektorin der Stadt Bern freue ich mich besonders über die Nachwuchsförderung der Vereine. 18 Prozent der 10 bis 14-Jährigen spielen im Verein Fussball, wie Zahlen im Bericht Sport Schweiz belegen. Das sind in der ganzen Schweiz Tausende von Jugendlichen. Es ist wissenschaftlich längst erwiesen, dass Sport treiben sich nicht nur positiv auf die körperliche, sondern auch die geistige und kognitive Entwicklung auswirkt. Im modernen Familienalltag ist es zudem wichtig, dass Kinder Fixpunkte haben, die ausserhalb der Schule und der Familie ihre Entwicklung fördern. Vereine, Fussballmannschaften sind solche Fixpunkte, die viele wichtige Anforderungen an ein gesundes Aufwachsen erfüllen: Bewegung, Bewegung draussen, Teamfähigkeit, Gemeinschaftserlebnis, Ziele anvisieren, mit Erfolgen und Misserfolgen umgehen lernen usw. Oder wie es Gebauer sagt:

«Die Höhepunkte im Fussball sind zwar selten, aber es gibt viele Chancen. Das heisst, man scheitert oft. Wie im Leben. Und es braucht die Gunst des Zufalls. Wie im Leben. Der Ball macht nämlich oft, was er will. Und manchmal verliert ein Team, obwohl es besser gespielt hat. Das ist ungerecht. Wie das Leben

Ein weiterer Pluspunkt des Fussballs für mich ist, dass Fussballvereine ideale Orte der Integration sind. Das ist gerade in einer Stadt wie Bern, wo Menschen aus über 60 Nationen wohnen, wichtig. Und es ist schön, dass auch immer mehr Mädchen Fussball spielen. Mädchen treiben nämlich leider generell immer noch weniger Sport als Jungen.

Ich danke Ihnen zudem, dass Sie in Ihrem Jahresbericht das Thema unfaires Verhalten gegenüber Schiedsrichterinnen und Schiedsrichtern aufgreifen. Fairness ist für mich ein ganz wichtiges Thema, nicht nur im Sport, sondern überhaupt in der Gesellschaft. Damit eine Gesellschaft gut funktioniert, braucht es überall den Fairplay-Gedanken. Der Sport kann und soll einen wichtigen Beitrag zu Fairness leisten und unsere Kinder in dieser Hinsicht schulen.

Leider stelle ich im Sport – insbesondere dann, wenn es um Leistung geht –zu oft das Gegenteil fest: Sportler und Funktionäre mogeln, betrügen, verhalten sich oft unfair. Das ist eine Gefahr für den Sport insgesamt. Ein kleines Beispiel dazu: Wie wollen wir Matches austragen, wenn wir keine Schiedsrichter mehr finden, weil sie es leid sind, sich anpöbeln zu lassen. Im übertragenen Sinn hier meine Bitte an Sie: Trainieren sie keine Schwalben mit ihren Nachwuchsspielern. Lernen Sie die jungen Fussballspielerinnen und –spieler nicht nur zu siegen, sondern auch fair zu spielen. Es geht auf dem Spielfeld nicht nur um spielerische Fähigkeiten und um Punkte, sondern um viel mehr: Um Lebenserfahrung, um Charakterbildung, um Freundschaften. 99 Prozent Ihrer Nachwuchstalente werden keine Fussballprofis. Setzen sie sich dafür ein, dass Sport fair ausgeübt wird – vielleicht verlieren die Kinder dadurch immer mal wieder ein Spiel, aber sie gewinnen an Charakter und Grösse und mit ihnen die ganze Gesellschaft.

Ich bedanke mich auch im Namen des Gemeinderats herzlich für Ihre wichtige Arbeit. Nun wünsche ich Ihnen eine gute Versammlung und einen schönen Abend.

 

Grusswort Franziska Teuscher anlässlich der Delegiertenversammlung Mittelländischer Fussball-verband 2018
Titel
DV Mittelländischer Fussballverband, Referat, Franziska Teuscher, 12.03.2018 (PDF, 123.0 KB)

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