Grusswort anlässlich des Neupensioniertenanlasses
Grusswort von Gemeinderätin Franziska Teuscher, Direktorin für Bildung, Soziales und Sport, anlässlich des Neupensioniertenanlasses, 29. August 2023
(Es gilt das gesprochene Wort)
Sehr verehrte Damen und Herren,
Mit grosser Freude begrüsse ich Sie zu unserem Zwischenhalt beim Übergang in die Pensionierung!
Die meisten von Ihnen sind kürzlich pensioniert worden oder werden es demnächst sein. Die neue Freiheit bricht nicht bei uns allen gleichzeitig an. Vielleicht haben Sie Ihre Berufstätigkeit ja schon eine Zeitlang reduziert oder beendet und sind schon geübt darin, über Ihren Tag selbst zu bestimmen? Oder Sie sind, wie ich, noch nicht ganz startklar, obwohl ich offiziell auch das Pensionsalter erreicht habe? Die Stelle läuft noch weiter, Sie sind selbständig und wollen oder können Ihr Geschäft, Ihre Firma weiterführen, oder Sie stecken mitten in einer Legislatur…?
Nichtsdestotrotz sind Sie nun einen Schritt näher an dieser ganz besonderen Freiheit, die wir eigentlich nur aus unseren ersten Lebensjahren kennen, vor dem Kindergarten oder der Schule. Diese Zeit, in der wir noch nirgends pünktlich anzutreten hatten, keine Hausaufgaben erledigen, keine Prüfungen ablegen mussten: eine Zeit, in der weder Stempeluhren noch Sitzungen den Tag takteten, in der uns kein Wecker aus dem Tiefschlaf holte, keine Einsatzpläne und kein Personalgespräch anstanden.
Nun stehen Sie also wieder vor – oder bereits in – der Tür zu dieser grossen Freiheit. Freiheit, das klingt gut, nicht wahr? Es klingt nach Wind um die Ohren und Sonne im Gesicht. Das klingt aber auch nach: raus aus der Komfortzone und rein in die Ungewissheit.
Wir haben einige von Ihnen bei der Anmeldung gefragt, wie sich die neue Lebensphase anfühlt, und unter anderem diese Antworten bekommen:
- «Also, im ersten Monat habe ich viel Unfug gemacht und mich total verzettelt, ich kam nicht gut klar mit der vielen Zeit und hatte Angst vor dem Alleinsein. Aber jetzt läuft’s prima.»
- «Meine neue Freiheit geniesse ich enorm! Mit 1400 Stutz allerdings kann man keine Sprünge machen, und mich ärgert, dass vor allem Frauen nach der Pensionierung so benachteiligt sind!»
- «Ich habe so gerne gearbeitet – aber das hier, das ist noch schöner!»
Die meisten werden sich in einem dieser Zitate wiederfinden. Und ja, viele von Ihnen haben für die Familienarbeit ihre Stelle aufgegeben oder reduziert, was sich jetzt an der tieferen Rente bemerkbar macht. Das ist nicht fair, und ich hoffe, dass die Zukunft hier bessere Lösungen bieten wird.
Alle Pensionierten sind finanziell mit einer neuen Situation konfrontiert. Es gibt aber in Bern viele Angebote, die man auch mit kleinem Budget nutzen kann. Hier empfehle ich unter anderem die vielen kostenlosen Veranstaltungen des Generationenhauses, in dessen Innenhof man auch picknicken und sich mit anderen unterhalten kann. Und vielleicht haben Sie ja Anspruch auf die Kulturlegi? Auf eine Vergünstigung der Krankenkassenprämie? Auf Ergänzungsleistungen zur AHV? Auf Betreuungsgutsprachen? Wir beraten Sie hierzu gern, und das städtische Alters- und Versicherungsamt bietet jeweils im Frühling und im Herbst Info-Veranstaltungen an.
Mit der Pensionierung fallen auch die Kaffeepausen mit den Kolleg*innen weg, der selbstverständliche tägliche Austausch mit anderen. Aber Bern bietet viele Möglichkeiten für soziale Kontakte. Neben Treffpunkten und Mittagstischen möchte ich Ihnen auch den Verein «Nachbarschaft Bern» empfehlen. Sie können sich dort melden, wenn Sie im Quartier Ihre Hilfe zur Verfügung stellen möchten, indem Sie zum Beispiel bis zu drei Stunden pro Woche für jemanden kochen, einkaufen, gemeinsam einen Ausflug machen, Kinder hüten, Bürokram erledigen, Nachhilfe geben… Oder Sie melden sich, wenn Sie Ihrerseits gerne jemanden hätten, die oder der Sie unterstützt.
Sie können aber auch mit anderen den Berner Stiftsgarten erblühen lassen oder im Restaurant Dock8 im Holligerhof Pubquiz spielen, eine Tavolata auf die Beine stellen und Leute im Quartier bekochen oder einen Buchclub gründen…
Auf unseren Internetseiten gibt es eine Sammlung von Ideen für soziale Kontakte, Sie finden dort auch günstige Freizeitangebote sowie viele weitere Informationen. Die Adresse finden Sie auch in den Unterlagen auf Ihrem Stuhl: Sie lautet www.bern.ch/alter.
Unsere Stadt bietet so viel und es gibt so viel zu entdecken! Sind Sie schon einmal durch Oberbottigen spaziert? Oder zu den römischen Ruinen auf der Engehalbinsel? Haben Sie Bern schon einmal per Fähre verlassen oder die Aare vielleicht auch mal im Winter beschwommen? Wissen Sie, dass auch der Botanische Garten ein breites Kulturprogramm bietet oder dass man sich in verschiedenen Erzählcafés in der Stadt mit anderen austauschen kann?
Auch das Wohnen spielt eine grosse Rolle, wenn es um soziale Kontakte und vielleicht auch um die Wohnkosten geht. Viele Menschen denken wieder über das Leben in einer WG nach, mit Gleichaltrigen oder mit anderen Generationen und vielleicht in neuen Wohnformen, z. B. in einer Cluster-Wohnung – darüber werden wir gleich noch mehr hören, ich bin gespannt.
Im Gegensatz zur Freiheit unserer frühen Kindheit, in der wir an die Hand genommen wurden, haben Sie nun vieles selbst in Ihrer Hand. Sie sind dabei aber nicht allein: Wenn Sie wollen, begleiten wir sie beim Schritt in die grosse Freiheit.
Wie geht es heute weiter? Die Band «Schlamassel» schickt uns musikalisch auf die Reise. Danach unterhält sich die bekannte Fernseh- und Radiomoderatorin Sonja Hasler mit ihren Gästen Hanneke van Achterbergh, Ursula Naef und Hugo Zimmermann über diese neue Lebensphase, über neue Wohnformen, Bildungsmöglichkeiten und Engagements über die Pensionierung hinaus. Nach einer weiteren Musikeinlage und einem Abschiedswort freue ich mich, mit Ihnen auf Ihren neuen Lebensabschnitt anstossen zu dürfen.
Ich wünsche Ihnen nun viel Vergnügen – und für Ihre Zukunft von ganzem Herzen alles Gute!