Grussbotschaft von Franziska Teuscher anlässlich des Kund*innenevents des Kompetenzzentrums Arbeit
Grussbotschaft von Gemeinderätin Franziska Teuscher, Direktorin für Bildung, Soziales und Sport, anlässlich des Kund*innenevents des Kompetenzzentrums Arbeit, 31. August 2022
Es gilt das gesprochene Wort.
Liebe Vertreter*innen der KMU und Betriebe, die mit dem Kompetenzzentrum Arbeit zusammenarbeiten
Liebe Mitarbeitende des Kompetenzzentrums Arbeit
Liebe Mitarbeitende des Alters- und Pflegeheims Kühlewil und der Siloah Kühlewil AG
Liebe alle
Ich freue mich sehr, dass das Kompetenzzentrum Arbeit das Alters- und Pflegeheim Kühlewil als Ort für seinen Kund*innenevent ausgewählt hat. Hier können junge Erwachsene, deren Suche nach einer Lehrstelle bisher nicht erfolgreich und deren berufliche Integration erschwert war, wertvolle Arbeitserfahrungen sammeln: Sie pflegen die Umgebung, indem sie Unkraut jäten, den Rasen mähen oder Laub rechen. Sie transportieren Wäsche von der Wäscherei und Mahlzeiten aus der Küche in die Abteilungen. Sie richten Räume für Veranstaltungen her und dekorieren sie. So lernen sie vieles, was für die Lehrstellensuche wichtig ist: Ausdauer, Sorgfalt, Zuverlässigkeit und Teamgeist.
Es geht heute um das Thema Arbeit und die berufliche Integration. Sie alle wissen es: Es gibt auch viele Menschen, die nicht in den Arbeitsmarkt integriert sind – noch nicht, immer wieder mal nicht oder gar nicht mehr. Wir alle sind für diese Menschen mitverantwortlich – es ist ein gesamtgesellschaftliches Thema und betrifft uns alle.
Mir geht es heute vor allem um die Verbindungen, die es braucht, damit wir unsere Aufgaben möglichst gut erfüllen können: Erich Zbinden hat für Sie ausgeführt, als ich noch nicht da war, wie die Soziale Arbeit und die Wirtschaft darauf angewiesen sind, in einer verbindenden Zusammenarbeit die Ziele der beruflichen Integration – die Heranführung von jungen Erwachsenen an den Arbeitsmarkt – zu erreichen. Ich finde es immer wichtig, diesen Kontext vor Augen zu behalten.
Ich selbst möchte an dieser Stelle auch von meiner Seite den KMU, den Betrieben und allen Menschen, die sich in der Arbeitsintegration engagieren, danken. Sie begleiten und unterstützen junge Menschen, die unter erschwerten Voraussetzungen den Weg in den Arbeitsmarkt finden wollen. Wir sind ein grosses und tragfähiges Netzwerk, und für Ihren Beitrag und Ihr Engagement möchte ich Ihnen meine grosse Wertschätzung ausdrücken und Ihnen herzlich danken.
Meine Aufgabe ist es, für gute Rahmenbedingungen zu sorgen, damit die Stadt Bern gut mit der Wirtschaft zusammenarbeiten kann. Unser Arbeitsinstrument dafür ist die Strategie zur Förderung der beruflichen und sozialen Integration. Sie wird alle vier Jahre erneuert. Aktuell ist die Strategie 2022-2025 unsere Basis.
Der Schwerpunkt dieser neuen Strategie liegt erneut bei den niederschwelligen Qualifizierungen. Über einfache, praxisorientierte Lehrgänge sollen Stellensuchende Anschluss an den Arbeitsmarkt finden. Diese Qualifizierungsprogramme werden zusammen mit den jeweiligen Branchen entwickelt, z.B. in der Reinigung und in der Gastronomie. Die Lehrgänge werden mit einem von der Branche anerkannten Zertifikat abgeschlossen. Wir sind dankbar, dass Sie als KMU oder Betrieb oder auch als Alters- und Pflegeheim solche Ausbildungsplätze anbieten. In Zeiten des Fachkräftemangels ist es wichtig, dass es solche Programme gibt, damit die Menschen den Einstieg in den Arbeitsmarkt überhaupt finden können. Denn aus Niedrigqualifizierten können auch gut Qualifizierte und erfahrene Berufsleute werden und in Einzelfällen sogar Hochqualifizierte.
Oft liegt es auch an der Sprache, dass der Einstieg in den Arbeitsmarkt nicht gelingt. Daher ist auch in diesem Bereich ein grosses Engagement nötig. Die Stadt Bern beispielsweise vergibt jedes Jahr 600 DeutschBons. Das sind Gutscheine im Wert von 400 Franken, um einen Deutschkurs zu besuchen. Ab Mitte September kann man sich wieder anmelden.
Die Politik ist sehr dankbar, dass die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft in der Stadt Bern so gut läuft – denn ohne aktive Beteiligung der Wirtschaft kann die Politik die Integration nicht umsetzen.
Und die berufliche Integration wird immer schwieriger: Vielen Sozialhilfebezüger*innen fehlen Aus- und Weiterbildung, damit sie im Arbeitsmarkt wieder Fuss fassen können. Oft sind sie auch gesundheitlich und/oder psychisch angeschlagen und werden es immer mehr, je länger sie keine Arbeit oder Beschäftigung finden.
Zudem hat sich die Arbeitsmarktlage für Un- oder wenig Qualifizierte in den letzten Jahren ungünstig entwickelt. Durch Digitalisierung, Automatisierung und Globalisierung gehen immer mehr Stellen im unqualifizierten Bereich, die für Sozialhilfebeziehende besonders geeignet wären, verloren. Die Corona-Pandemie hat die ganze Situation natürlich noch verschlimmert.
Trotz aller Bemühungen: Verschiedene Personengruppen sind bereits heute faktisch vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen und werden es auch in Zukunft schwer haben, eine Stelle zu finden. Ich denke dabei vor allem an all jene, welche in der Folge der verschiedenen IV-Revisionen nicht mehr rentenberechtigt sind und von der Sozialhilfe unterstützt werden müssen. Es ist eine Aufgabe der Politik, dafür zu sorgen, dass auch für diese Personen passende Integrationsangebote bereitgestellt werden.
Eine fehlende berufliche Integration geht oftmals auch mit einer mangelnden sozialen Integration einher. Auch hier sind Massnahmen immens wichtig, damit Menschen an der Gesellschaft teilhaben können und nicht isoliert und einsam werden. Auch hier müssen der Kanton und die Gemeinden sicherstellen, dass sie dranbleiben und entsprechende Massnahmen angemessen finanzieren. Die Stadt Bern versucht hier, mit Tandems mit Freiwilligen Menschen zu erreichen, die sonst schwer erreichbar sind.
Nicht mehr im Arbeitsmarkt sind auch die Menschen, die hier in Kühlewil leben. Auch diese Phase des Lebens betrifft uns alle früher oder später direkt oder indirekt. Ich finde es schön, dass wir heute hier sind, um auch dem Pflegepersonal zu danken. Wir alle wissen, dass in der Pflege ein grosser Personalmangel herrscht. Es ist wichtig, und auch als Politikerin möchte ich dafür Sorge tragen, dass nach der Annahme der Pflegeinitiative Taten folgen. Auch die Arbeitgebenden müssen dem Pflegepersonal Sorge tragen, so wie dies die Siloah Gruppe bereits tut, indem sie beispielsweise dafür schaut, dass dem Personal genügend Zeit für die Bewohner*innen bleibt oder Weiterbildungen und Sprachkurse angeboten werden. Sie bildet auch Lehrlinge in der Pflege aus, aber auch in anderen Bereichen wie der Küche.
Es ist gut, dass es im Pflegebereich auch niederschwellige Einstiegsangebote gibt wie der Lehrgang Pflegehelfende SRK; denn wir brauchen dringend mehr Leute für die Pflege und Betreuung unterschiedlichster Personengruppen.
Ich danke allen Mitarbeitenden des Alters- und Pflegeheims Kühlewil, das bis vor kurzem noch zur Stadt gehört hat, für ihre wertvolle, unbezahlbare Arbeit.
Nun übergebe ich das Mikrophon gerne wieder an Erich Zbinden und wünsche Ihnen auf Ihren Rundgängen schon jetzt wertvolle Einblicke in den Alltag von Kühlewil.