Es gilt das gesprochene Wort.

Liebe Politiker*innen

Liebe Medienschaffende

Werte Damen und Herren

Vor ein paar Jahren entdeckte ich bei meinem Wohnort in der Länggasse weisse Leitlinien auf den Trottoirs. Ich fragte mich zuerst, was dies wohl für eine neue Strassenmarkierung sei, merkte aber schnell, dass die Leitlinien zum Blinden- und Behindertenzentrum Bern führen. Ich freute mich, immer wieder neue Leitlinien zu entdecken und zu beobachten, wie gut und sicher Menschen mit unterschiedlichen Seheinschränkungen dank der weissen Linien unterwegs waren. Ich ärgere mich seither, wenn ich abgestellte Velo auf den Leitlinien sehe oder wenn Leute auf den weissen Linien zu einem Schwatz stehen bleiben. Allerdings weiss ich, dass niemand den Menschen mit einer Sehbeeinträchtigung bewusst ein Hindernis in den Weg stellen will. Von daher danke ich der Sektion Bern des Schweizerischen Blinden- und Sehbehindertenverbandes herzlich für die Einladung zum Auftakt der neuen Sensibilisierungskampagne. Ich bin gerne bereit, meinen Beitrag zu leisten, damit wir Sehenden achtsam werden und den Menschen mit Sehbeeinträchtigungen ermöglichen, die weissen Leitlinien uneingeschränkt zu nutzen und in der Stadt Bern sicher unterwegs zu sein.

Die Stadt Bern ist eine Stadt für alle, die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit Behinderungen ist dem Gemeinderat ein grosses Anliegen. Die Stadt unterstützt deshalb die Sensibilisierungskampagne «Sichere Mobilität für Menschen mit Sehbehinderung» der Sektion Bern des Schweizerischen Blinden- und Sehbehindertenverbands. Eine einfache und sichere Mobilität ist eine zentrale Voraussetzung für die Teilhabe am gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Leben von allen Menschen, jüngeren und älteren, mit und ohne Beeinträchtigungen.

In meiner Direktion, der Direktion für Bildung, Soziales und Sport, setzt sich seit über 10 Jahren die Fachstelle Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen für die Chancengleichheit von Menschen mit Behinderungen und die Umsetzung der Behindertenrechtskonvention ein. Für jede Beeinträchtigungsart stehen spezifische Massnahmen im Vordergrund, um die Gleichstellung zu erreichen. Für Menschen mit Sehbeeinträchtigungen ist ein hindernisfreier öffentlicher Raum und eine barrierefreie Kommunikation besonders wichtig. In den letzten Jahren konnten wir hier gemeinsam mit verschiedenen Partner*innen wichtige Schritte machen:

• In Bern gibt es immer mehr Lichtsignalanlagen, welche Fussgänger*innen mit Sehbeeinträchtigungen durch akustische Signale anzeigen, ob die Ampel auf Rot oder Grün steht.
• Die mobilen Plakatständer der Stadt Bern sind mit einem Bügel unterhalb des Plakats ausgestattet. So können Personen mit Sehbeeinträchtigungen die Plakatständer mit dem weissen Stock ertasten und laufen nicht Gefahr, sich zu verletzen.
• Die Stadt bietet ihre Abstimmungsbotschaften als barrierefreies PDF auf ihrer Webseite an. So können sich Bürger*innen mit Sehbeeinträchtigungen die Abstimmungsbotschaften von ihrem Computer vorlesen lassen.
• Im Jahr 2020 lancierten wir die Kultur-App KU:BE für Menschen mit und ohne Sehbeeinträchtigungen. Diese ermöglicht es den Nutzenden, die Stadt übers Hören und teilweise über taktiles Erleben eigenständig und neu zu erfahren.

Ich bin überzeugt: wir sind auf einem guten Weg, um mit verschiedenen Schritten Bern zu einer Stadt für alle zu machen. Aber es gibt noch viel zu tun. Die Stadt, Organisationen und Verbände, Unternehmen – wir alle sind gefordert. Die Sensibilisierungskampagne «Sichere Mobilität für Menschen mit Sehbehinderung» erinnert uns daran, wie wir Sehenden mit Aufmerksamkeit und Rücksichtnahme den Menschen mit einer Sehbeeinträchtigungen das Leben erleichtern können. Die weissen Leitlinien sind für uns alle wegweisend.