Gedenkfeier Ukraine
Rede von Stadtpräsident Alec von Graffenried anlässlich der Gedenkfeier zu einem Jahr Krieg in der Ukraine, 24. Februar 2023.
(Es gilt das gesprochene Wort)
Madam Ambassador
Dear friends from Ukraine
Dear friends of Ukraine
Ladies and Gentlemen
Today one year ago, the Russian war of aggression began in Ukraine. The war has brought indescribable suffering to the people and their families in Ukraine and far beyond. The suffering and horror of this war have disturbed, frightened and paralyzed us all.
Victims in the armies
The first victims are the men and women in the armies. There is only imprecise information about this. It is estimated that there are ten thousands of dead and even more wounded on both sides, and hundreds more every day. The first victims are the men and women in the armies. There is only imprecise information about this. It is estimated that there are tens of thousands of dead and even more wounded on both sides, and hundreds more every day. The war is being fought with a terrible brutality that disturbs us.
Killed civilians are victims of war crime
According to the United Nations, the number of civilians killed so far is several thousand. In addition, there is a much larger number of injured and traumatized victims. This war is a crime in it self, but civilian victims of war are usually victims of war crimes. We have seen bombed homes, schools and hospitals. We have seen cities razed to the ground. We could not have imagined such images in Europe.
Refugees ...
More than eight million, about a third of the Ukrainian population has been displaced so far. A large part of them is scattered all over Europe. In addition, there are about 5.5 million displaced persons within Ukraine. We would never have thought of such a large movement of refugees in Europe.
... and people remaining in the warzone
Meanwhile, many people remain in the war zone and even in embattled villages and towns. People, often elderly people, are staying without electricity, often without heating and without supplies. We cannot imagine the pain, panic and terror that these people suffer in war.
In addition, there are other fates, far beyond our imagination. People were forced to flee to hostile Russia; others were even deported to Russia. Particularly disturbing are the stories of children torn from their families and deported.
The damage caused by this criminal war of aggression is immense. It is completely beyond our imagination.
The people of Ukraine could not imagine this suffering either. Before the war, they led a life like ours, like you and me. They lived a life with their own history, with their family, with friends, with colleagues, with neighbours. With joys and tears, with ups and downs. Today they are at war, on the run, or suffering, wounded. Or dead.
We suffer and feel with the people and their fate in Ukraine. As good as we can. We try to help. With solidarity, with sanctions, money, with aid deliveries. We help the refugees who live here among us. And we try to support the Ukraine in the fight. And at least we are discussing arms deliveries.
But for the most part, we are desperate and helpless, and paralyzed by this new, old war that haunts us from times past. We don't want this war and we don't want to face its horrors.
We are overwhelmed
This is how I interpret the voices that want to stop the war now, as soon as possible and no matter how. They want the war to stop now. These voices fail to recognize that the war is completely asymmetrical, this is anything but a «Ukraine crisis.» This is an attack by Russia against Ukraine in violation of international law, exclusively on Ukrainian soil. This is a war of a totalitarian regime of injustice, waging a war full of war crimes on the territory of a neighbouring state. In this war there is no neutrality. In this war there is criminal injustice, and the right to resist it.
We remember the dead, we stand in solidarity and support the refugees and the victims of war, and we support Ukraine in its defence. We are impressed by the determination with which Ukraine is facing its fate. And we admire and feel the hardships Ukraine is suffering for it.
Thanks
We thank all those who support Ukraine, in humanitarian solidarity, but also in their efforts to defend themselves against this unspeakable attack by all means.
I would also like to thank all those in Switzerland and in the city of Bern, today and in the future, who are committed to this cause, and who are thus working for peace and freedom, in Switzerland and in the world.
Slava Ukrajini!
Frau Botschafterin
Liebe Freundinnen und Freunde aus der Ukraine
Liebe Freunde und Freundinnen der Ukraine
Sehr geehrte Damen und Herren
Heute vor einem Jahr begann der russische Angriffskrieg in der Ukraine. Der Krieg hat den Menschen und ihren Angehörigen in der Ukraine und weit darüber hinaus unbeschreibliches Leid gebracht. Das Leid und der Schrecken dieses Krieges haben uns alle verstört, erschreckt und gelähmt. Wir sind überfordert.
Die ersten Opfer sind die Männer und Frauen in den Armeen. Dazu gibt es nur ungenaue Angaben. Man geht davon aus, dass auf beiden Seiten mehrere Zehntausend Tote und noch mehr Verwundete zu beklagen sind; und jeden Tag kommen wohl hunderte dazu. Der Krieg wird mit einer fürchterlichen Brutalität geführt, die uns verstört und überfordert.
Die Zahl der bisher getöteten Zivilist*innen liegt nach Angaben der Vereinten Nationen bei mehreren tausend, wohl über 7'000. Dazu kommt eine noch viel grössere Anzahl an Verletzten und traumatisierten Opfern. Dieser Krieg ist an sich ein Verbrechen, zivile Kriegsopfer sind aber an sich in der Regel Opfer von Kriegsverbrechen. Wir haben zerbombte Wohnhäuser, Schulen und Spitäler gesehen. Wir haben Städte gesehen, die komplett zerstört worden sind. Wir hätten uns solche Bilder in Europa nicht mehr vorstellen können.
Über acht Millionen, gegen ein Drittel der ukrainischen Bevölkerung ist bislang geflüchtet. Ein grosser Teil davon ist über ganz Europa verstreut. Dazu kommen rund 5,5 Millionen Vertriebene innerhalb der Ukraine. Nie hätten wir an eine so grosse Flüchtlingsbewegung in Europa gedacht.
Umgekehrt bleiben aber auch zahlreiche Menschen im Kriegsgebiet und sogar in umkämpften Dörfern und Städten. Menschen harren aus, ohne Strom, oft ohne Heizung und ohne Versorgung. Wir können uns den Schmerz, die Panik und den Terror, den diese Menschen im Krieg erleiden, nicht vorstellen.
Dazu kommen weitere Schicksale, weit ausserhalb unserer Vorstellungskraft. Menschen wurden gezwungen, ins feindliche Russland zu flüchten; andere wurden gar nach Russland verschleppt. Besonders verstörend sind die Geschichten von Kindern, die aus ihren Familien gerissen und verschleppt werden.
Der Schaden, der dieser verbrecherische Angriffskrieg anrichtet, ist immens. Er liegt völlig ausserhalb unserer Vorstellungskraft.
Auch die Menschen in der Ukraine konnten sich dieses Leid nicht vorstellen. Sie führten vor dem Krieg ein Leben wie wir, wie Du und ich. Sie führten ein Leben mit ihrer eigenen Geschichte, mit ihrer Familie, mit Freundinnen und Freunden, mit Arbeitskolleginnen und -kollegen, mit Nachbarinnen und Nachbarn. Mit Freuden und Tränen, mit Hochs und Tiefs. Heute sind sie im Krieg, auf der Flucht, oder leidend, verwundet, oder tot.
Wir leiden und fühlen mit den Menschen und ihrem Schicksal in der Ukraine. So gut wir können. Wir versuchen zu helfen. Mit Solidarität, mit Sanktionen, Geld, mit Hilfslieferungen. Wir helfen den Flüchtlingen, die hier unter uns leben. Und wir versuchen, die Ukraine in ihrem Kampf zu unterstützen. Und zumindest diskutieren wir über Waffenlieferungen.
Zum grössten Teil sind wir aber verzweifelt und hilflos, und überfordert mit diesem neuen, alten Krieg, der uns aus vergangenen Zeiten heimsucht. Wir wollen diesen Krieg nicht und wir wollen seine Schrecken nicht wahrhaben. Wir sind überfordert.
So interpretiere ich auch die Stimmen, die den Krieg jetzt möglichst sofort und egal wie stoppen möchten. Sie möchten, dass der Krieg jetzt aufhört. Diese Stimmen verkennen, dass der Krieg vollkommen asymmetrisch ist, dies ist alles andere als eine «Ukraine Krise». Dies ist ein völkerrechtswidriger Angriff von Russland gegen die Ukraine, ausschliesslich auf ukrainischem Boden. Dies ist ein Krieg eines totalitären Unrechtsregimes, das einen Krieg voller Kriegsverbrechen auf dem Gebiet eines Nachbarsstaats führt. In diesem Krieg gibt es keine Neutralität. In diesem Krieg gibt es verbrecherisches Unrecht, und das Recht, sich dagegen zur Wehr zu setzen.
Wir gedenken der Toten, wir sind solidarisch und unterstützen die Flüchtlinge und die Kriegsopfer, und wir unterstützen die Ukraine in ihrer Verteidigung. Wir sind beeindruckt von der Entschlossenheit, mit der sich die Ukraine dem Schicksal stellt. Und wir bewundern und fühlen mit, welche Entbehrungen die Ukraine dafür erleiden.
Wir danken allen, die die Ukraine unterstützen, in humanitärer Solidarität, aber auch in ihren Bemühungen, sich gegen diesen unsäglichen Angriff mit allen Mitteln zu verteidigen.
Ich danke hier vor allem auch allen, die sich in der Schweiz und in der Stadt Bern, heute und in Zukunft, in diesem Sinne engagieren und sich damit für Frieden und Freiheit, in der Schweiz und in der Welt, einsetzen.
Slawa Ukrajini!