Ansprache Stadtpräsident Alec von Graffenried anlässlich des Empfangs für das Museum für Kommunikation, «The Council of Europe Museum Prize»
Ansprache von Stadtpräsident Alec von Graffenried anlässlich des Empfangs im Erlacherhof für das Museum für Kommunikation, «The Council of Europe Museum Prize», 09. April 2019©
(Es gilt das gesprochene Wort)
Liebes Museum für Kommunikation
Hochverehrte Vertreterinnen und Vertreter der Trägerschaften
Sehr geehrte Damen und Herren
Liebe Gäste
Es wurde kommuniziert, dass ich heute mit Ihnen kommunizieren dürfe. Kommunizieren soll? kommunizieren muss? Ich habe sofort kommuniziert, dass ich sehr gerne zu Ihnen kommuniziere, es ist mir Freude und Ehre zugleich. Zögern Sie nicht, zurück zu kommunizieren. Gerade so, wie es Euch gefällt. As you like it. Mit Stirnrunzeln. Lächeln. Räuspern. Hüsteln. Oder Einschlafen.
Oder wie John Lennon einst gesagt hat: “Those in the cheap seats clap your hands; the rest of you may just rattle your jewelry!»
Lächeln, räuspern, husten, einschlafen, klatschen, mit den Juwelen rasseln: Man kann nicht nicht kommunizieren, lehrte uns Paul Watzlawick. Alles ist Kommunikation. Kommunikation ist alles.
Museum für Kommunikation wird europäisch!
Als Stadtpräsident von Bern bin ich dankbar und glücklich für das Museum für Kommunikation in Bern. In Bern an der Helvetiastrasse. Die Adresse – Helvetiastrasse – verweist ja darauf: Dies ist ein Haus von nationalem Rang.
Nun hat das Museum gestern in Strasbourg den Europäischen Museumspreis 2019 erhalten, das weitet seine Bedeutung gewissermassen kontinental aus, es ist jetzt ein Museum von europäischem Rang! Zu Recht, wie ich meine. Denn das Museum für Kommunikation ist kein konventionelles Museum, in dem alte Museumsstücke verstauben. Das entspräche ja auch nicht dem eines Hauses der Kommunikation, die ein nie endender, vielschichtiger und doch alltäglicher Prozess ist. Das Museum für Kommunikation ist selbst Kommunikation. Das Museum für Kommunikation kommuniziert.
Es kommuniziert nicht nur über Kommunikation, sondern es zeigt zudem verschiedene Kommunikationsprozesse und Kommunikationsformen – von Höhenfeuern bis zu Smartphones, von Postkutschen bis zu Cyborgs. Das Museum ist ein eigentlicher Reflexionsraum über Kommunikation.
Kommunikatorinnen helfen bei der Kommunikation!
Seit einiger Zeit sind im Museum zudem Kommunikatorinnen und Kommunikatoren präsent, die direkt und individuell, also so richtig von Mensch zu Mensch mit den Besucherinnen und Besuchern über die Kommunikation kommunizieren. Das heisst, sie tauschen sich aus, sie stellen Fragen und suchen Antworten.
Vielleicht steht da ein fragender Blick zu Beginn einer Kommunikation, vielleicht unterstreicht da und dort eine Handbewegung die Bedeutung einer Aussage. Denn Kommunikation ist ja nicht nur verbaler Austausch, Kommunikation ist ebenso das Aufeinander-Eingehen, das Sich-Verständigen, das Sich-Austauschen.
Sounds of Silence
Dazu gehören auch Momente des Innehaltens, dazu gehören Pausen.
Stille.
Ja: Stille.
Die Stille ist möglicherweise bei der heutigen Geschwätzigkeit, bei allem Mailen, Twittern, und Streamen eine der wertvollsten Kommunikationsformen. Stille. Schweigen.
Es gehört eben zum innovativen Konzept des Museums für Kommunikation, dass es mit der aktuellen Ausstellung «Sounds of Silence“ der Stille und also auch dem Schweigen seine Aufmerksamkeit widmet.
Schweigen, nicht verschweigen!
Wenn ich nun sprechend die Stille und redend das Schweigen lobe, dann meine ich selbstverständlich nicht das Verschweigen. Das würde mir als Politiker schlecht anstehen.
Zudem versteckt sich das Verschweigen oft unter einem Sprachteppich, versinkt in einem Wörtersee oder verbirgt sich in einem geschwätzigen Gestrüpp. Wollte ich das Schweigen als Verschweigen preisen, dann könnte ich ebenso gut für die Lüge als Kommunikation plädieren. Die Lüge ist gar nicht so selten. Auch in der Politik nicht. Auch in der Schweiz nicht.
Verschweigen, vertuschen, lügen.
Nicht mein Ding. Mir ist es ein Anliegen, offen, wahr, wahrhaftig und verständlich zu kommunizieren. Dazu gehört für mich auch das Zuhören. Wer zuhören will, muss innehalten und selber auch schweigen können. Nachfragen. Wiederholen. Verstehen. Nachdenken.
Ich hoffe immer wieder, dass mir die Kommunikation gelingt. Immer wieder kommt es aber auch zu Pannen. In der Kommunikation praktizieren wir eben lebenslanges Lernen. Es ist ein anspruchsvoller Lernprozess, unsere Kommunikation dauernd weiter zu entwickeln und zu verfeinern.
Gleichzeitig ist das nicht besonders anstrengend, weil Kommunikation oft unglaublich vergnüglich ist, Spass macht – und weil eine gelungene Kommunikation etwas vom Schönsten und Befriedigendsten ist, was zwischen Menschen, geschehen kann. Was sich zwischenmenschlich, was sich gesellschaftlich ereignen kann. Nur eine gute, demokratische Kommunikation bringt uns weiter, lässt uns Lösungen finden, lässt uns vor notwendigen und auch vor erstrebenswerten Veränderungen nicht erstarren. Kommunizieren heisst lebendig sein, am Leben sein.
Kommunikation heisst Leben!
Oft stellen wir uns vor: Früher war die Kommunikation einfach. Weniger Geschwätz auf weniger Kanälen, weniger Botschaften mit einfacheren Inhalten.
Die Kuh hat gekalbt.
Das Brennholz ist aufgebraucht.
Oder: Der Kaffee ist fertig.
Gerade weil wir in einem Zeitalter extrem komplexer und manchmal auch extremer Kommunikation und Kommunikationsformen leben, ist die innovative Kommunikation des Museums für Kommunikation für mich so wichtig und so wertvoll.
Umso grösser war (wie gesagt – auch Wiederholungen gehören zur Kommunikation), umso grösser also war bei mir die Freude, als mir kommuniziert wurde, dass das Berner Museum mit dem Europäischen Museumspreis 2019 ausgezeichnet wird.
Herzliche Gratulation dem ganzen Team des ausgezeichneten Museums! Herzliche Gratulation der Trägerschaft, herzliche Gratulation den Stifterinnen Post und Swisscom!
Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit – und werde nun innehalten. Ihnen zuhören. Aber selber schweigen und still sein.
Danke!
Version française
(Es gilt das gesprochene Wort)
Mesdames et Messieurs les Présidents
Mesdames et Messieurs les Parlementaires et les députés
Chers membres de la Commission de la Culture, de la Science et de l’éducation
Monsieur le maire
Chers invités
Il a été communiqué que je pourrais communiquer avec vous aujourd'hui. J'aime communiquer avec vous, c'est à la fois un plaisir et un honneur. N'hésitez pas à communiquer en retour. Juste comme vous l'aimez. Avec du questionnement. Avec un sourire. En toussant. Ou en vous ennuyant. Ou comme John Lennon l'a dit:«Ceux qui sont sur les places moins chères peuvent applaudir; vous autres vous pouvez agiter vos bijoux!»
Sourire, tousser, s'ennuyer, applaudir, agiter les bijoux: on ne peut pas ne pas communiquer, comme l'a dit Paul Watzlawick. Tout est communication et la communication, c'est tout.
Mais à qui je parle? Qui le saurait mieux que vous, Mesdames et Messieurs du Conseil de l’Europe ? Au Parlement, il y a le discours rhétorique, l'argumentation métaphorique, le rapport ennuyeux. Dans les coulisses, cependant, il y a aussi l'entente secrète et le lobbying discret. Et il y a de longues séances et des dîners solennels. De la communication il y en a partout au Parlement, être parlementaire, c’est communiquer.
Donc il est tout à fait logique que le Conseil de l'Europe rend hommage à un musée de communication en lui décernant le Prix du Musée du Conseil de l‘Europe.
En tant que maire de Berne, je suis très heureux que vous honoriez le Musée de la communication à Berne. À juste titre, à mon avis. Félicitations au Musée, félicitations à la Commission ! Je vous remercie et bien sûr vous êtes toutes et tous invités à Berne pour visiter le Musée lauréat.
Parce que le Musée de la Communication de Berne n'est pas un musée conventionnel dans lequel traînent des objets de musée sous la poussière. Le Musée de la Communication, c'est la communication elle-même. Le Musée de la Communication, il communique lui-même.
Non seulement il communique. Mais il montre également divers processus et formes de communication – de la gesticulation jusqu’aux smartphones. Le musée est un véritable espace de réflexion sur la communication. Cela inclut également, par exemple, les moments de pause, de silence.
Oui: le silence.
Le silence est probablement l'une des formes de communication les plus précieuses avec tout le bavardage d'aujourd'hui, avec tous ces e-mails, twitters et streaming. Silence.
Le silence.
L'un des concepts innovants du Musée de la Communication est de consacrer son attention au silence avec l'exposition en cours «Sounds of silence».
Quand je fais maintenant l'éloge du silence en parlant, alors bien sûr, je ne parle pas du silence dans le sens: rester en silence pour cacher quelque chose, pour supprimer la vérité. Ce serait un mauvais signe pour moi en tant que politicien. De plus, le silence se cache souvent sous un tapis de paroles. Si je voulais louer le silence, je pourrais aussi bien plaider pour le mensonge. Le mensonge n'est pas si rare. Surtout pas en politique. Même pas en Suisse.
Le silence, supprimer la vérité, mentir.
Mon objectif en tant que politicien c’est de communiquer ouvertement, honnêtement, véritablement et de manière compréhensible. J'espère toujours que je réussirai. Pour moi, cela inclut aussi l'écoute. Celui qui veut écouter doit pouvoir se taire lui-même; faire une pause et maintenir le silence. Demander. Répéter le contenu. Comprendre. Réflechir.
La communication est un processus permanent qui est à la fois incroyablement inspirant et amusant - parce qu'une communication réussie est l'une des choses les plus belles et les plus satisfaisantes qui puissent arriver entre des gens socialement. Et en politique, seule une bonne communication démocratique peut nous faire avancer, donner la parole à chacun, trouver des solutions, développer davantage notre démocratie. C'est pourquoi nous avons nos parlements.
Je vous remercie de votre attention, et je vais maintenant terminer, me taire. Rester en silence.
Bonne soirée!
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Museumspreis Museum für Kommunikation, Ansprache Alec von Graffenried, 09.04.2019 (PDF, 276.5 KB) |
Museumspreis Museum für Kommunikation, Ansprache Alec von Graffenried, fr, 09.04.2019 (PDF, 115.3 KB) |