«Zukunft Bahnhof Bern»: SBB-Bauarbeiten verzögern sich – Gesamteröffnung neu voraussichtlich Ende 2029
Der ausgebaute Bahnhof Bern – mit neuem RBS-Bahnhof, zusätzlicher Personenunterführung und zwei neuen Bahnhofzugängen – wird neu voraussichtlich Ende 2029 eröffnet. Grund dafür ist eine Verzögerung im Projekt der SBB, aufgrund der anspruchsvollen Geologie des Baugrunds, der Komplexität des Projekts und der Bauarbeiten unter laufendem Bahnbetrieb. Die Projektpartner SBB, RBS und Stadt Bern planen neu eine gemeinsame Eröffnung anlässlich des Fahrplanwechsels Ende 2029.
Bisher war geplant, die neue Unterführung der SBB Mitte 2028 und den neuen RBS-Bahnhof Mitte 2029 in Betrieb zu nehmen. Neu soll es eine gemeinsame Eröffnung des neu ausgebauten Bahnhofs per Fahrplanwechsel im Dezember 2029 geben. Grund für die Verschiebung ist die Geologie im Projekt der SBB: Der Fels ist härter, als die vorgängigen Untersuchungen des Baugrunds hatten vermuten lassen – entsprechend aufwändiger gestalten sich die Bauarbeiten. Die Verzögerungen im Bauprogramm der SBB haben zudem unmittelbare Auswirkungen auf das Partnerprojekt des RBS: Es gibt starke Abhängigkeiten zwischen den Bauarbeiten zur Erstellung der neuen Unterführung und jenen für den neuen darunterliegenden neuen RBS-Bahnhof (siehe unten). Zur hohen Komplexität der Bauarbeiten trägt auch bei, dass der Bahnverkehr nicht tangiert und die Reisenden nicht zusätzlich eingeschränkt werden sollen. Die Arbeiten für das Projekt «Zukunft Bahnhof Bern» erfolgen bei laufendem Bahnbetrieb; die Züge fahren direkt oberhalb der SBB-Baustelle ein und aus. Änderungen im Bauprogramm dürfen den zuverlässigen und pünktlichen Bahnbetrieb für die Reisenden nicht einschränken, was die Bauabläufe verkompliziert und zu längeren Bauzeiten führt.
Zusätzlich zur herausfordernden Geologie verkomplizieren auch Altlasten die Arbeiten: So stösst die SBB immer wieder auf Objekte, die in den teilweise rund 60 Jahre alten Plänen nicht vermerkt waren – so etwa auf alte Schienenteile, die um 1960 zur Erzeugung einer höheren Masse beim Bau der Perrons verwendet wurden. Solche unvorhergesehenen Funde führen zwangsläufig dazu, dass die Arbeiten zum Abbruch der Perrons länger dauern als geplant.
Auswirkungen auf RBS-Projekt und städtische Verkehrsmassnahmen
Aufgrund der Verzögerung im Projekt der SBB verschiebt sich auch die Inbetriebnahme des neuen RBS-Bahnhofs um rund ein halbes Jahr. Dieser muss, um die Zugänglichkeit sicherzustellen, an die neue Unterführung Mitte angeschlossen werden.
Der Stadt Bern kommt die Verschiebung insofern entgegen, als sich ihre Projektierungsarbeiten für den Bau einer neuen Personenunterführung vom Bahnhofzugang Bubenberg direkt in den Hirschengraben aufgrund von Projektoptimierungen und mehrerer Einsprachen ebenfalls verzögert haben. Sie geht aber weiterhin davon aus, die Personenpassage Hirschengraben gleichzeitig mit der Eröffnung des neuen Bahnhofzugangs Bubenberg und des neuen RBS-Bahnhofs in Betrieb nehmen zu können. Ein Weiterzug der Einsprachen würde den Terminplan der städtischen Projekte allerdings infrage stellen.
Der Neubau Bubenbergzentrum 10-12 erfährt keine Verzögerung.
Auswirkungen auf Projektkosten noch unklar
Die Terminveränderung schlägt sich auch in den Projektkosten der SBB nieder. Die neue Endkostenprognose wird 2025 vorliegen und dann kommuniziert. Bisher rechnete die SBB mit Kosten von rund 375 Millionen Franken (± 10%). Der RBS prüft derzeit die Auswirkungen der Verschiebung auf die Kosten. Bisher rechnet der RBS mit Kosten von rund 730 Millionen Franken (± 10%).
Die Projektoptimierungen im Bereich Hirschengraben (Überarbeitung des Auflageprojekts aufgrund der Ergebnisse der zusätzlichen Gutachten) und die damit verbundenen Verzögerungen haben auch bei den städtischen Bau- und Verkehrsmassnahmen zu Mehrkosten geführt. Diese können aber mit dem genehmigten Kredit («Unvorhergesehenes») gedeckt werden.
Gleichzeitige statt etappierter Eröffnung
Die nun geplante gemeinsame Eröffnung Ende 2029 hat für die Reisenden insofern den Vorteil, dass sie gleichzeitig von allen Errungenschaften des ausgebauten Bahnhofs profitieren können: von der grosszügigen Unterführung, von den bequemen neuen Bahnhofzugängen, vom weiträumigen neuen RBS-Bahnhof sowie von der Personenunterführung direkt in den Hirschengraben. Bei einer gestaffelten Eröffnung, wie zuvor geplant, hätten die Reisenden die neue Unterführung noch nicht komplett nutzen können und teilweise Baustellen passieren müssen. Zudem können die Partner dank der gemeinsamen Inbetriebnahme mehr Synergien nutzen, etwa bei notwendigen Rettungsübungen.
Herausfordernd bis zum Schluss
Die ZBB-Partner setzen alles daran, den ausgebauten und modernisierten Bahnhof Ende 2029 gemeinsam eröffnen zu können. Zwar muss bei einem derart grossen und hochkomplexen Bauwerk weiterhin mit Überraschungen gerechnet werden, die bautechnischen Abschätzungen sind jedoch mittlerweile wesentlich belastbarer als zu Baubeginn. Entsprechend optimistisch sind RBS, SBB und Stadt Bern, den nun angepeilten Eröffnungstermin Ende 2029 einhalten zu können.
Stand der Arbeiten
SBB: Bau Unterführung Mitte
Direkt unterhalb der Gleise und Perrons entsteht im Bahnhof Bern die neue Personenunterführung der SBB. Der Bau dieser neuen Unterführung mit zwei neuen Bahnhofzugängen mitten im Bahnhofsgebiet ist in Anbetracht der statischen Lage unterhalb bestehender Bauten (Postparc) und des laufenden Bahnverkehrs eine hochkomplexe Aufgabe. Trotzdem schreiten die Bauarbeiten gut voran. Bereits rund 4500 von insgesamt rund 9500 Quadratmetern der neuen Unterführung sind im Rohbau erstellt. Die Unterführung unterquert also bereits die Perrons der Gleise 12/13, 9/10 und 7/8. Gleichzeitig mit dem Ausbau der Unterführung werden die Perrons für einen barrierefreien Bahnzugang erhöht.
SBB: Neubau Bubenbergzentrum 10-12
Die Arbeiten zur Erstellung des neuen Gebäudes beim Hirschengraben laufen auf Hochtouren. Bereits fünf von sechs Obergeschossen sind erstellt, auch die Installation der Haustechnik kommt gut voran. Der Rohbau wird voraussichtlich Mitte September abgeschlossen sein, anschliessend folgt die Montage der Fassade der Obergeschosse bis voraussichtlich Ende des Jahres. Anfang 2025 startet der Innenausbau seitens SBB, in der zweiten Jahreshälfte folgt der Innenausbau der künftigen Mietparteien.
RBS: neuer Bahnhof
In den imposanten Kavernen des künftigen RBS-Bahnhofs Bern schreiten die Arbeiten am Rohbau gut voran. Im April 2024 konnten die Ausbrucharbeiten in der südlichen der beiden Kavernen abgeschlossen werden. In der nördlichen Kaverne laufen derweil Betonarbeiten am Innengewölbe. Die künftige Decke und die markante Rippenstruktur als visuelles Merkmal des künftigen RBS-Bahnhofs sind inzwischen gut erkennbar. Ende Juni konnte im Bereich unter dem Eilgutareals der letzte der vier Einspurtunnel mit den Bahnhofskavernen verbunden werden. Damit nähern sich die eigentlichen Ausbrucharbeiten der Zufahrtstunnel ihrem Abschluss. Noch bis Anfang Oktober werden im Raum Hirschenpark und dem angrenzenden Schanzentunnel Beton- sowie Gleis- und Bahntechnikarbeiten ausgeführt. Parallel dazu werden in der Baugrube die Bodenplatte sowie eine Seitenwand für den späteren Verbindungstunnel (Tagbautunnel) vom bestehenden zum künftigen Tunnel erstellt. Durch diese Arbeiten und dem damit zusammenhängenden Einspurbetrieb gilt auf dem Streckenabschnitt zwischen Felsenau und Bern bis Anfang Oktober weiterhin ein Ersatzfahrplan.
Stadt Bern: Verkehrsmassnahmen
Mit dem Bau des neuen RBS-Bahnhofs und der SBB-Publikumsanlage verlagern sich die Ströme der Pendelnden in den Bereich Bubenbergplatz. Aufgabe der Stadt Bern ist es, sicherzustellen, dass die Reisenden rasch und sicher zum neuen Bahnhof gelangen. Dazu sind bauliche Massnahmen und Änderungen in der Verkehrsführung rund um den Bahnhof nötig. Herzstück ist der Bau einer Personenpassage vom neuen Bahnhofzugang Bubenberg direkt in den Hirschengraben. Die Stimmberechtigten der Stadt Bern haben den entsprechenden Ausführungskredit im März 2021 genehmigt. In der Folge wurde das städtische Projekt im Bereich Hirschengraben aufgrund zusätzlich eingeholter Gutachten sowie aufgrund der Rückmeldungen auf die öffentliche Auflage optimiert. Mit den Parteien, die Einsprache einlegten, wurden Verhandlungen geführt. Inzwischen hat der Gemeinderat die Einspracheverhandlungen zur Kenntnis genommen und die Überbauungsordnung (ÜO) zuhanden des Stadtrats verabschiedet. Sämtliche seit der Auflage vorgenommenen Projektänderungen werden danach noch einmal öffentlich aufgelegt, wenn nötig, erfolgen weitere Einspracheverhandlungen. Anschliessend wird die ÜO an das kantonale Amt für Gemeinden und Raumordnung zur Genehmigung übermittelt.
Am 7. September am Tag der offenen Baustelle kann sich die Bevölkerung selbst ein Bild über den aktuellen Stand der Bauarbeiten machen.