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24. August 2017 | Gemeinderat, Direktionen

Stadt Bern will neues Abfallsammlungssystem testen

Künftig soll die Bevölkerung der Stadt Bern Papier, Büchsen, Aluminium, Kunststoffe und Glas zuhause in verschiedenfarbigen Säcken sammeln und diese in einem einzigen Container entsorgen können. Um die Machbarkeit des geplanten «Farbsack-Trennsystems» sowie dessen gesellschaftliche und politische Akzeptanz zu prüfen, plant Entsorgung + Recycling einen Pilotversuch. Dazu hat der Gemeinderat zuhanden des Stadtrats eine Kreditvorlage verabschiedet.

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Die Entsorgungsbedürfnisse der Bevölkerung haben sich im Zeitalter der 24-Stunden-Gesellschaft verändert. Das Trennen von Wertstoffen ist stark in unseren Gewohnheiten verankert. Doch möchten die Menschen ihren Abfall dann entsorgen, wann sie wollen – an jedem Wochentag, zu jeder Uhrzeit. Zudem ist ein genereller Trend zu kleineren Haushaltungen ohne Auto und zu Hauslieferungen feststellbar. Die zwölf städtischen Quartierentsorgungsstellen sind permanent übernutzt, was zu Belastungen der Nachbarschaft sowie zu einem grossen Reinigungs- und Betriebsaufwand für Entsorgung + Recycling führt. Für die Mitarbeitenden der Abfallentsorgung bergen die heutigen mobilen Sammlungen für Hauskehricht und Papier/Karton, bei denen sie die Abfallsäcke manuell in die Kehrichtwagen versorgen müssen, zudem hohe Gesundheitsrisiken. «Diese Situation ist für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf die Länge nicht mehr tolerierbar», meint dazu Gemeinderätin Ursula Wyss, Direktorin für Tiefbau, Verkehr und Stadtgrün.

Neues System ist kundenfreundlicher und ökologischer

Mit der Einführung des sogenannten Farbsack-Trennsystems will die Stadt Bern den veränderten gesellschaftlichen und betrieblichen Bedürfnissen Rechnung tragen. Die Leute sollen die Abfälle künftig zuhause in unterschiedlichen Säcken getrennt sammeln und in einem Container abholen lassen können. Das neue System ermöglicht einen schrittweisen Verzicht auf die überlasteten Quartierentsorgungsstellen und ist zudem aus ökologischer Sicht sinnvoll: Damit werden ideale Voraussetzungen geschaffen, um die Recyclingquote in der Stadt Bern weiter zu erhöhen. Ursula Wyss meint dazu: «Der Nutzen und der erhöhte Komfort des neuen Sammel-Systems überzeugen. Das bringt mehr Umweltschutz, ist kundenfreundlicher und belastet die Gesundheit unserer Mitarbeitenden weniger. Die Stadt Bern leistet mit der Einführung des Farbsack-Trennsystems schweizweit Pionierarbeit».

Zuerst als Pilotversuch

Die geplante Art der Abfallsammlung gibt es in der Schweiz nicht. Bereits erfolgreich eingesetzt wird das System hingegen in 16 europäischen Städten, unter anderem in Oslo/Norwegen oder Nantes/Frankreich. Nach dem Willen des Gemeinderats soll nun in Bern ab Mitte 2018 ein einjähriger Pilotversuch mit Freiwilligen durchgeführt werden, um die Praxistauglichkeit, die Akzeptanz in der Bevölkerung und die Wirtschaftlichkeit zu testen. Weiter soll der Versuch zeigen, wie viele Container bei einer stadtweiten Einführung benötigt werden und wie viele Standplätze auf privatem oder öffentlichem Grund zu liegen kommen. Erst die Erfahrungen aus dem Versuch werden es erlauben, ein Umsetzungskonzept zu erarbeiten und zu entscheiden, ob das neue System von der Bevölkerung akzeptiert wird und stadtweit eingeführt werden soll. Walter Matter, Leiter Entsorgung + Recycling Stadt Bern betont: «Die Mitwirkung der Bevölkerung ist uns sehr wichtig und für das Gelingen des Projekts entscheidend.»

Für den Pilotversuch hat der Gemeinderat zuhanden des Stadtrats einen Investitionskredit von 130’000 Franken und einen Verpflichtungskredit von 565’000 Franken verabschiedet.

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So funktioniert das neue System

Die einzelnen Wertstoffe werden zuhause in verschiedenfarbigen Säcken gesammelt. In jedem Haushalt sind somit vier oder fünf verschiedene Wertstoffsäcke im Einsatz: Für Papier/Karton ein brauner (Papier-)Sack, für Büchsen/Alu/Kleinmetall ein grauer Kunststoffsack, für Kunststoffe ein gelber Gebührensack und – sofern der Pilotversuch die Tauglichkeit beweist – für Glas ein violetter Kunststoffsack. Die Säcke werden in einem gemeinsamen Container bereitgestellt und mit den üblichen Kehrichtfahrzeugen von Entsorgung + Recycling Bern eingesammelt. Der Hauskehricht wird entweder weiterhin in einem separaten Gebührensack gesammelt oder ebenfalls zusammen mit den Wertstoffen in einem Container; auch dies wird im Rahmen des Pilotversuchs geklärt. Anschliessend werden die Säcke in einer Sortieranlage nach Farbe getrennt und die Wertstoffe entsprechend verwertet.

Die Vorteile dieser für alle bequemen und umweltfreundlichen Separatsammlung liegen auf der Hand: Es wird alles abgeholt, auch kleine Mengen können jederzeit entsorgt und das Papier muss nicht mehr gebündelt werden. Neu werden auch Kunststoffe, evtl. auch Getränkekartons gesammelt. Mit der gleichzeitigen Einführung der flächendeckenden Containerpflicht bleiben die Strassen sauber, da keine Tiere mehr die Abfallsäcke aufreissen; und der betriebliche Gesundheitsschutz kann deutlich verbessert werden, da das Beladerpersonal die Abfallsäcke und Papier- bzw. Kartonbündel nicht mehr von Hand ins Entsorgungsfahrzeug hieven muss. Besteht künftig Anlass, neue Wertstoffe separat zu sammeln (oder bestehende zu streichen), ist dies mit dem neuen flexiblen System einfach und schnell realisierbar.

In der Altstadt ist die Umsetzung der flächendeckenden Containerpflicht unter anderem aus denkmalpflegerischen und ästhetischen Gründen nicht möglich. Für den Bereich Innenstadt werden deshalb parallel zum Pilotversuch andere Lösungen evaluiert. Die Standplätze der Container sind teilweise auf privatem, teilweise auf öffentlichem Grund.

So funktioniert der Pilotversuch

Der Pilotversuch soll nicht quartierweise, sondern mit einer bestimmten Anzahl Liegenschaften durchgeführt werden. Dabei ist wichtig, dass für die Abfallentsorgung ganze Liegenschaften massgebend sind und nicht Einzelpersonen, da Container von allen Bewohnerinnen und Bewohnern einer Liegenschaft genutzt werden. Damit der Pilotversuch repräsentativ ist, muss zudem eine gute Durchmischung erreicht werden. Dabei sind in erster Linie Merkmale einer Liegenschaft wie Grösse, Lage, Bebauungsstruktur sowie soziale Struktur relevant. Die Teilnahme am Versuch ist freiwillig. Versuchsteilnehmende werden durch Liegenschaftsverwaltungen, Quartierorganisationen oder Liegenschaftseigentümer angeworben. Ziel ist, dass pro Versuchsanordnung mindestens je 500 Haushalte aus den unterschiedlichsten sozialen Schichten und Gebäuden teilnehmen. Die Detailplanung des Pilotversuchs wird auf 2‘500 Haushalte bzw. rund 5‘000 Personen ausgerichtet.

Ein oder zwei Container?

Der Pilotversuch soll parallel mit zwei verschiedenen Versuchen in den zwei Abfuhrkreisen A und B gestartet werden. Im Kreis A werden die Wertstoffsäcke des Farbsack-Trennsystems und der Hauskehricht in zwei verschiedenen Containern gesammelt. Im Kreis B werden die Wertstoffe enthaltenden Farb-Säcke und die Hauskehrichtsäcke in ein und denselben Container geworfen. Kleinsperrgut mit Gebührenmarke und Kartons können unverändert auch neben dem Kehricht-Container respektive dem Farbsack-Container bereitgestellt werden. Die Grüngutabfuhr wird normal weitergeführt. Nach neun Monaten wird in beiden Kreisen für drei Monate das Altglas integriert.

Glas-Sammlung integrieren

Das Ziel ist, die Glas-Sammlung wenn immer möglich in das Farbsack-Trennsystem zu integrieren und sämtliche Säcke in einem einzigen Container zu entsorgen. Logistisch und in Sachen Komfort für die Bevölkerung wäre diese Variante die beste und effizienteste, die Quarterentsorgungsstellen und die Wertstoffsammelstellen wären damit vollständig entlastet.

Doch Altglas ist für das Farbsack-Trennsystem heikel, könnten doch Glasscherben Säcke zerstören und andere Wertstoffe verunreinigen und so die Trennung der Wertstoffe in der Sortieranlage erschweren oder gar verunmöglichen. Zudem besteht eine Verletzungsgefahr. Daher soll Glas erst in einer zweiten Phase des Pilotversuchs eingebunden werden. Müssen die beiden Pilotversuche mit Glas frühzeitig abgebrochen werden, hätte man dennoch genügend Erkenntnisse aus den neun Monaten davor gewonnen, um das Detailkonzept für das Farbsack-Trennsystem zu erstellen. Kann Altglas nicht in das definitive Farbsack-Trennsystem integriert werden, stehen für dessen Entsorgung nach wie vor die Quartierentsorgungsstellen und die Wertstoffsammelstellen zur Verfügung.

Ist der Versuch insgesamt erfolgreich, wird die Sammlung der Farbsäcke nach Abschluss der einjährigen Pilotphase bis zum definitiven Entscheid über die stadtweite Einführung bzw. bis zur allfälligen Einführung auf freiwilliger Basis weitergeführt. Es ist also zwischen einer eigentlichen Pilotphase und einer Übergangsphase zu unterscheiden.

Gemeinderat der Stadt Bern

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