Mehr Tempo für Projekte zugunsten des Wirtschaftsverkehrs
Seit etwas über einem Jahr gibt es in der Stadt Bern das «Verkehrskonzept Wirtschaftsstandort Innenstadt» (VWI). Es wurde von Wirtschaftsorganisationen, Gewerkschaften und der Stadt gemeinsam erarbeitet. Das Ziel: Die Situation für den Wirtschaftsverkehr, welcher in der Innenstadt arbeitet und anliefert, soll optimiert werden und die Innenstadt als Einkaufszentrum, Wohn- und Verweilort attraktiv bleiben. Beim letzten Treffen der städtischen Verkehrsdirektion mit der Projektgruppe zeigte sich Handlungsbedarf. Aus Sicht der Verbände setze die Stadt das VWI-Projekt betreffende und den Wirtschaftsverkehr einschränkende Massnahmen um, während andere Projekte nicht zügig bearbeitet werden. Gewisse Projekte zugunsten des Wirtschaftsverkehrs müssten nun aus Sicht der Projektgruppe vorankommen. Die Stadt will hier Hand bieten, weil ihr viel daran gelegen ist, die bisher konstruktive Zusammenarbeit weiterzuführen und das Hauptziel des VWI zu erreichen.
Ein drängendes Problem aus Sicht der Projektgruppe ist die aus ihrer Sicht nach wie vor unbefriedigende Parkier- und Anliefersituation in der Unteren Altstadt. Es wurde beschlossen, dass bis im Herbst 2019 eine Lösung vorliegen soll. Angedacht ist, die Langzeitparkierung – insbesondere der Anwohner – möglichst in die angrenzenden Parkhäuser zu verschieben, um Raum für den Wirtschaftsverkehr und Aufwertungen für das Quartier zu gewinnen. Ebenfalls dringlich ist für die Projektgruppe die Einführung von Gegenverkehr in der Kochergasse, dies mit dem Ziel, die Amtshaus- und Schauplatzgasse vom privaten Verkehr – in erster Linie Wegfahrtsverkehr aus dem Casinoparking – zu entlasten und mehr Platz für den Wirtschaftsverkehr zu erhalten. Das Projekt soll ebenfalls mit Hochdruck vorangetrieben werden. Allgemein wurde Bedarf nach gemeinsamer Aussprache bei Verkehrsprojekten festgestellt.
Bahnhofplatz bleibt für Wirtschaftsverkehr offen
Anlässlich des letzten Treffens zeigte sich auch, dass beim Grossprojekt «Zukunft Bahnhof Bern» offensichtlich Unklarheiten bestehen: Die geplante Reduktion des motorisierten Individualverkehrs würde den Wirtschaftsverkehr nicht tangieren – dies wurde aus Sicht der Projektgruppe von der Stadt zu wenig klar kommuniziert. Selbst, wenn sich die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger dereinst für einen autofreien Bahnhofplatz aussprechen würden (in der letzten diesbezüglichen Abstimmung Ende 2009 sprachen sich noch 51 Prozent der Stimmberechtigen gegen einen autofreien Bahnhofplatz aus), hätte der Wirtschaftsverkehr weiterhin die Möglichkeit, den Platz zu queren. Die Möglichkeiten für eine solche Triage werden gemeinsam geprüft.
Es war allen an der Aussprache Beteiligten klar, dass es auch künftig Projekte geben wird, bei denen die Stadt und die Wirtschaftsverbände letztlich unterschiedlicher Meinung sind. Eines dieser Themen ist beispielsweise die von der Stadt auf Hauptachsen erstellten Spurreduktionen zusätzlich zu den angestrebten Temporeduktionen. Diese entsprechen dem Willen des Stadtrats. Die Wirtschaftsverbände wehren sich zwar nicht gegen die Verkehrsberuhigungen in den Wohnquartieren soweit damit der Wirtschaftsverkehr nicht erschwert wird, sind aber klar der Meinung, dass die Hauptverkehrsachsen in der Stadt Bern für den MIV ohne Einschränkungen offen gehalten werden müssen.
Den Bedürfnissen des Wirtschaftsverkehrs werde weiterhin Rechnung getragen, versicherte die Verkehrsdirektion den Verbänden.